Spritztour

914 46 0
                                    

Tony holte alles an Schnelligkeit aus seinem Anzug heraus, dennoch schien es ihm als würde er in Zeitlupe durch den Nachthimmel schweben. "Jarvis, mehr Kraft auf die Schubdüsen" befahl er, wusste jedoch auch, dass nicht mehr möglich war. "Sir, wir sind bereits beim Maximum angelangt befürchte ich" kam die prompte Antwort und bestätigte ihn in seiner Vermutung. Er horchte auf, er konnte leises Gemurmel wahrnehmen, jedoch kaum etwas verstehen.
Nach Bransons letzter Ansage war es recht still im Haus geworden und eine zeitlang war lediglich Monas leises Weinen zu hören gewesen. Es brach ihm fast das Herz und seine Mordgedanken nahmen schier unermessliche Ausmaße an.
"Können wir noch an der Tonqualität arbeiten?" wollte er von seinem System wissen und stellte erleichtert fest, dass sein Ziel nicht mehr allzu weit entfernt war. "Ich habe herausgeholt was möglich war, Sir." ertönte Jarvis Stimme. "...schaff das schon..." einzelne Fetzen eines sehr leisen Gespräches drangen an sein Ohr und Tony kniff konzentriert die Augen zusammen. War dies Happys Stimme? "...nicht einfach weglau..." vernahm er Monas leise Antwort. "...bald hier...Sicherheit...okay.." ging das Gemurmel weiter. Es schien tatsächlich als ginge es Happy gut und er und Mona schienen irgendetwas auszuhecken. Er hoffte nur, sie würden keine unnötigen Dummheiten begehen bis er vor Ort wäre. "Du bist wach, gut" ertönte Branson Stimme lautstark und so plötzlich, dass selbst Tony kurz zusammenzuckte. Dieser Kerl war wirklich mehr als durchgeknallt und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen wie Mona es jemals auch nur eine Sekunde mit ihm ausgehalten hatte, geschweige denn sich in ihn verliebt haben sollte.
"Wie wär's du bindest mich los und ich werd dir mal zeigen wie wach ich bin" ertönte Happys wütende Stimme und Tony war erleichtert darüber, dass es seinem alten Freund gut ging. "An wehrlosen Frauen kann sich ja Jeder vergreifen" provozierte Happy weiter, während Branson lauthals zu lachen begann. "Dir ist klar, dass ich dich an der Tür überwältigt und gefesselt habe, oder? Ich muss mich dir gegenüber nicht mehr beweisen" entgegnete dieser arrogant. "Das war nur der Überraschungseffekt...na komm, lass es auf einen echen Kampf ankommen" Happy wirkte unbeeindruckt und Tony fragte sich, ob dies in seiner derzeitigen Situation wirklich so klug war. Dennoch bewunderte er seinen Freund und fast schon hatte er ein schlechtes Gewissen, dass er ihn quasi hierher geschickt hatte. Es wäre Tonys Aufgabe gewesen nach dem Rechten zu sehen, nicht Seine.
"Kleines, was meinst du? Möchtest du einen Kampf um Leben und Tod sehen?" es schien als wendete sich Branson nun an Mona, denn es herrschte eine zeitlang Stille. "Verdammt Mona!" brüllte er plötzlich los "Ich rede mit dir, also antworte gefälligst! Du weißt ich hasse es, wenn du mich anschweigst" keifte er weiter. Es folgte ein leiser Aufschrei aus Monas Mund und lautes Gepolter, dass Tony das Blut in den Adern gefrieren ließ. "Warum nimmst du es nicht mit einem Gegner auf, der sich wehren kann?" rief Happy lautstark, doch außer weiteren Geräuschen konnte er keine Antwort mehr wahrnehmen.
Er fragte sich, was dort vorsich ging und er betete inständig, dass er nicht zu spät kam. Wenn Mona oder Happy etwa zustieße, würde er sich dass nie verzeihen...

Tränen des Schmerzes stiegen mir erneut in die Augen, als Kyle mich grob am Arm packte und hinter sich herzog. Aus einem Nebel heraus hörte ich Happy hinter uns rufen, doch er schien unbeeindruckt und zerrte mich weiter durch den Wohnbereich zur Eingangstür.
Ich war so erleichtert gewesen, als Happy endlich das Bewusstsein wiedererlangt hatte und wäre Kyle nur ein paar Minuten später von seinem Toilettengang zurück gekehrt, hätte ich seine Fesseln endgültig lösen können. Er wusste, ich würde nicht ohne Happy hier verschwinden und deshalb war er so arrogant gewesen mich nicht wieder wie einen Hund festzubinden. Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, in manchen Dingen hatte ich mich wohl kaum verändert und genau diese Dinge nutzte Kyle nun eiskalt gegen mich. Ich war schon immer loyal gewesen und er wusste, ich würde nie zu meinem eigenen Vorteil einen anderen Menschen im Stich lassen oder gar verletzen. Nun, vielleicht galt dies nicht mehr für jeden Menschen...
Kyle zerrte mich auf die Veranda und sah mich dann wutschnaubend an "Steh auf!" bellte er und zerrte schmerzhaft an meinem Oberarm als ich nicht sofort reagierte. Benommen sah ich ihn an und taumelte, als er mich auf die Beine zog. "Wir werden hier verschwinden, solange dieser Hogan da ist, ist es nur eine Frage der Zeit bis dein Playboy hier auftaucht..." klärte er mich auf. Meine Kopfwunde pochte unangenehm und ich hatte das Gefühl jeden Moment erneut das Bewusstsein zu verlieren, doch ich musste um jeden Preis wach bleiben. Panik keimte in mir auf, denn wenn wir diesen Ort verlassen würden, würde die Wahrscheinlichkeit enorm sinken, dass Tony uns irgendwann fand. Ich musste verhindern, dass er mich irgendwohin verschleppte wo ich keinerlei Chancen hatte.
"Ha..." ich erschrak vor meiner krächzenden Stimme und räusperte mich als Kyle mich mit erhobenen Augenbrauen ansah. "Du kannst ja doch noch sprechen...ich dachte schon du hättest deine Zunge verschluckt" witzelte er und zog mich über die Veranda. "Was wird aus Happy?" brachte ich endlich einen ganzen Satz hervor, als er mich die Treppen herunterdirigierte. Kyle blieb stehen und sah mich an, ein eiskaltes Lächeln lag auf seinen Lippen "Nun, ich könnte die Hütte gleich abbrennen und ihm einen schnellen, würdigen Tod bereiten". Er lachte als er meinen schockierten Gesichtsausdruck sah "...oder wir lassen ihn hier und der gute Tony Stark entscheidet selbst ob er rechtzeitig hier sein wird bevor sein Freund verhungert ist" er zuckte mit den Schultern und zog mich weiter.
Er hatte recht, Happy war sicher aus einem bestimmten Grund hier und dies bedeutete, dass Tony sicher früher oder später versuchen würde ihn zu erreichen - oder mich. Ein kleiner Hoffnungsschimmer regte sich in meinem Inneren. Spätestens Morgen würde Tony misstrauisch werden wenn er keinen von uns Beiden erreichen konnte, spätestens Morgen bestünde eine reele Chance, dass er wissen wollte was es damit aufsich hat. Mein Herz klopfte etwas schneller als mein müdes Hirn dies registrierte - ich müsste es also irgendwie schaffen ihn bis Morgen hinzuhalten!
"Los rein mit dir" wies Kyle mich an und riss mich somit aus meiner Euphorie. Verständnislos sah ich ihn an, wir standen vor Happys Wagen, die Fahrertür war geöffnet und Kyle wollte dass ich einstieg. "Sprech ich chinesisch oder was? Rein mit dir!" bellte er ungehalten und gab mir einen energischen Schubs in Richtung des Wagens. "I..Ich soll fahren?" stotterte ich und bereute sofort mein ängstliches Stimmchen. Wo war die Kämpferin hin, die ihn vorhin noch beschimpft hatte? Wo war die Frau, die sich ein neues Leben erarbeitet und so große Fortschritte gemacht hatte?
"Natürlich fährst du...und jetzt rein mit dir oder du verbringst die restliche Zeit im Kofferaum" keifte er bedrohlich. Ich schluckte, während ich auf dem Fahrersitz Platz nahm und fieberhaft überlegte wie ich diese Situation zu meinem Vorteil ausnutzen konnte.
"Denk nicht mal drüber nach Prinzessin, ich hab noch die Schlüssel" ertönte Kyles warnende Stimme während er um den Wagen herum zur Beifahrerseite ging um dort einzusteigen. Meine Gedanken rasten während ich mich unauffällig im Wagen umsah, es musste hier irgendetwas geben, dass ich nutzen konnte! Hatte Tony Zugriff auf die Elektronik dieses Wagens? Fieberhaft sah ich mich nach einem Anzeichen um, denn einige der Fahrzeuge von Stark Industries hatten die Möglichkeit der gegenseitigen Kontaktaufnahme in Form eines stillen Alarmes. Ich hatte diese Dinge nie benötigt und scheinbar damals nicht gut genug aufgepasst, denn all diese Knöpfe verwirrten mich mehr als dass sie mir halfen.
"So, es läuft folgendermaßen: ich stecke gleich den Schlüssel ins Schloss und du fährst brav dorthin wo ich es dir sage. Tust du irgendetwas das ich dir nicht ausdrücklich befohlen habe, werde ich erst dich und dann jedes Mitglied deiner Familie auf äußerst schmerzhafte Art und Weise umbringen" Kyle lächelte mich im schummrigen Licht der Laterne an und bescherte mir eine Gänsehaut.
Ich nickte und legte mir den Sicherheitsgurt an, während Kyle den Schlüssel ins Zündschloss steckte und mir dabei auf ekelerregende Weise nahe kam. Sein Atem schoss mir ins Gesicht als er sich über mich beugte und mich ansah "Ich denke wir sind uns einig, oder?". "Ja, wir sind uns einig" entgegnete ich leise und nickte.
Egal was ich tat, ich hätte nur einen einzigen Versuch um dies zu beenden, so viel war klar.

Stressfull Mister StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt