Feuerkraft

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"Wir müssen das JETZT tun, okay? Du schaffst das schon..." Tony's beruhigende Worte drangen an mein Ohr und ich spürte seinen warmen, liebevollen Blick auf mir. Ich hatte panische Angst und war noch immer reichlich geschockt von dem Anblick, der sich mir bot als ich diesen Raum betreten hatte. Tony war mit Armen und Beinen an diese Wand gekettet wie ein Tier, sein Gesicht war schmutzig und wies einige Platzwunden auf, sein Blick wirkte müde und abgekämpft und das einst weiße Hemd hatte Risse und war mit einigen Blutflecken übersät. Ein Ärmel seines Hemdes war halb abgetrennt und darunter konnte ich einen schmutzigen, blutdurchtränkten Verband erkennen der dringend gewechselt werden musste, doch am Schlimmsten traf mich Tony's Blick als er mich sah. Er wechselte von Trauer zu Ungläubigkeit und dann zu Angst - er spiegelte eben jene Angst wider, die auch an meinen Eingeweiden nagte.
Nun jedoch hatte sich in diesen Blick all die Liebe geschlichen, die er für mich empfand und als er mich jetzt ansah, spürte ich einen Funken seines Kampfgeistes aufglimmen.
Ich hörte wie sich hinter mir die Schlüssel im Schloss umdrehten und ich wusste, dass ich jetzt reagieren musste! Ich musste genau jetzt diese eine Stelle an der Wand treffen, damit Tony sich befreien und wir endlich verschwinden konnten. Der Handschuh war aktiviert und sendete nun schon seit einigen Minuten das Signal an Rhodey - ich betete tief im Inneren, dass er es rechtzeitig empfangen würde, denn alleine würden wir es nicht schaffen.
Als ich den Repulsor des Handschuhs aktivierte, entfuhr mir ein spitzer Schrei und ich spürte wie die Panik mich schier zu übermannen drohte. Stücke des Mauerwerks flogen durch die Luft und für einen kleinen Moment hatte ich Angst, nicht getroffen zu haben. In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen und ein wildes Stimmengewirr ertönte, ehe Piersson gefolgt von einigen seiner Männer durch die Tür trat. Ich schnellte herum und bemühte mich, das Zittern meines Armes unter Kontrolle zu halten, während ich auf die Gruppe von Männern zielte die uns überrascht anblickten.
Im Bruchteil einer Sekunde hatten sie ihre Waffen gezogen und ich fragte mich, wie schnell ich reagieren konnte, ohne dass wir von den Kugeln durchlöchert wurden. "Erschießt ihn" befahl Piersson kalt und noch ehe seine Worte verklungen waren, feuerte ich erneut mit dem Handschuh. Wieder flogen Mauerteile durch die Luft, denn ich hatte nicht die Zeit um zu zielen.
"Tony?" rief ich mit zitternder Stimme, wagte es jedoch nicht ihn anzusehen - mein Blick blieb starr auf die Tür gerichtet, durch die die Männer sich bei meinem Schuss zurückgezogen hatten. "Gib mir eine Sekunde" ertönte seine Stimme hinter mir - er wirkte ruhig, viel ruhiger als ich es war. Ich konnte hören, wie der Tumult vor der Tür zunahm und feuerte erneut aus dem Handschuh in Richtung der Tür.
Aus dem Augenwinkel heraus, sah ich endlich wie Tony den Anzug aktivierte und kurz darauf ertönte das beruhigende Geräusch von zerspringendem Metall, als er seine Fesseln sprengte und sich schützend vor mich stellte. "Schätzchen, schieß mir bitte nicht in dem Rücken okay?" bat er mich und ich konnte förmlich sehen wie er im inneren seines Anzuges lächelte. "Ich...ja" entgegnete ich und blickte den roten Rücken, von Tony's Rüstung an.
Zum ersten Mal seit über einer Woche spürte ich eine gewisse Zuversicht. "Bleib hinter mir" befahl Tony angespannt, als Pierssons Männer erneut Schüsse in den Raum abgaben - einige davon prallten deutlich hörbar vom harten Metall des Anzuges ab. "Duck dich" rief Tony über den Lärm der Schusswaffen hinweg und in dem Moment als ich mich auf den Boden kauerte, drehte er sich um und schoss über meinen Kopf hinweg gegen die Mauer. Erschrocken blickte ich mich um "Warum auch den Ausgang suchen, wenn man sich selbst einen bauen kann..." murmelte ich leicht geschockt und kaum hörbar.
Tony feuerte erneut einige Schüsse mit dem Repulsor ab, ehe er mich energisch auf die Beine zog und vor sich her durch das riesige Loch im Mauerwerk schob.
"Tony!" Rhodeys Stimme ertönte über uns, ehe der direkt vor uns landete "Tut gut dich zu sehen, Mann" fügte er hinzu, während Pierssons Männer erneut auf Tony's Rücken feuerten. "Bring sie hier weg!" rief er und drehte sich um, um das Feuer gegen seine Angreifer zu erwidern.
"Mona, Tony!" Schnellen Schrittes näherten sich Steve und Natascha und verschafften sich einen schnellen Überblick der Lage, ehe Tony erneut brüllte "Bring sie hier verdammt nochmal weg!" Wie in Trance beobachtete ich die beiden Männer dabei, wie sie Seite an Seite gegen die Angreifer kämpften - es fühlte sich Alles so unwirklich an.
"Komm schon, Mona" Steve Rogers hatte mich am Arm gepackt und zerrte mich energisch einige Meter weit weg, ehe er mich anblickte. Noch immer starrte ich stumm vor mich hin - war dies wirklich real?
"Die kriegen das schon hin" beruhigte er mich mit ruhiger Stimme und streichelte meinen Arm, während ich mit ängstlichem Blick versuchte zu sehen was dort hinten bei den Gebäuden vorsich ging. Tony und Rhodey waren mittlerweile wieder im Inneren des Gebäudes verschwunden, währen Natascha sich einen Weg suchte um eventuellen Flüchtigen den Weg abzuschneiden. Sie arbeiteten Hand in Hand und wäre ich nicht noch immer so schockiert von all den Ereignissen, hätte ich sie vermutlich bewundert.
"Hey..." Steve suchte erneut meinen Blick und lächelte "Du hast es geschafft, du hast Tony gefunden und da raus geholt". Ich starrte ihn an und nickte stumm, während drüben in diesem alten Gebäude noch immer geschossen wurde.
Für einen Moment überkam mich die Panik, dass dies nur ein Traum und Tony noch immer alleine irgendwo verschollen war. Ich hatte viele solcher Träume gehabt, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde - doch keiner wurde wahr. War es das JETZT? War DIES nun wirklich real? Das dumpfe Pochen in meinem Kopf wurde lauter,  das taube Gefühl in meinen Gliedmaßen verstärkte sich...
"Mona?" Steve Rogers Stimme wurde immer dumpfer, während er mich besorgt ansah und sanft an meinem Arm rüttelte.
Erschrocken riss ich den Kopf herum, als vom Kampfschauplatz ein ohrenbetäubender Knall ertönte und dann... dann war Steve Rogers nur noch ein stummer Schatten und ich schloss die Augen.

Stressfull Mister StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt