Gebrochene Versprechen

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Endlich spürte ich das kühle Metall des Türgriffes unter meinen Fingern und vor Erleichterung stiegen mir die Tränen in die Augen. Hastig und ohne mich weiter umzusehen drückte ich ihn nach unten und öffente die Tür. Die kühle Abendluft stieg mir in die Nase und das leise Zirpen der Grillen hieß mich in der Freiheit willkommen. Ich hatte es geschafft, ich war dem Albtraum...
"Wo willst du hin Mona?" ertönte neben mir eine Stimme und ließ mich erschaudern, noch ehe ich einen weiteren Schritt auf die Veranda machen konnte, hatte Kyle mir auch schon den Weg versperrt. "Du willst dich doch nicht etwa aus dem Staub machen, oder? Wir haben schließlich Besuch..." seine Augen verengten sich etwas und sein Arm schoss nach vorne um mich zu packen. Geistesgegenwärtig trat ich einen Schritt zur Seite und ganz so wie Tony es mir in unseren Trainings gezeigt hatte holte ich aus und ließ meine Faust mit aller Kraft gegen seine Nase krachen. Als der Knorpel unter meiner Attacke knackte und Blut aus seinem Gesicht schoss, wurde mir für einen Moment übel und ich benötigte all meine Selbstbeherrschung um mich nicht zu übergeben.
Eilig drehte ich mich um und sprintete los "Ich werde ihn umbringen Mona und du wirst Schuld daran sein!" schrie Kyle mir hinterher. Für einen Moment hielt ich inne, war da wirklich noch Jemand im Haus? Ich hatte Stimmen gehört, oder? "Es ist ein Trick du dumme Kuh... lauf... lauf!" kreischte es in meinem Kopf und mein Instinkt sagte mir, dass ich auf die Stimme hören sollte. Doch was, wenn da wirkich Jemand war? Was wenn ich dessen Leben wirklich auf dem Gewissen hatte? Ich drehte mich um und sah in Kyles Richtung, er stand noch genau da wo ich ihn getroffen hatte, sein Gesicht blutüberströmt blickte er mich an. "Du glaubst mir nicht oder?" grinste er und spuckte auf den Boden vor sich.
"Lauf du dummes Ding, nun lauf endlich!" kreischte die Stimme erneut und wehte mit allen roten Fahnen die sie aufbieten konnte, doch ich blieb stehen und starrte ihn an. "Lauf schon Mona und erklär deinem Superhelden warum du das Leben seines ältesten Freundes auf dem Gewissen hast" rief Kyle mir zu und wischte sich das Blut mit dem Saum seines Shirtes aus dem Gesicht. Happy? Er hatte Happy da drin? Das konnte nicht sein, oder? Warum sollte Happy hier sein? "Weil Tony dich nicht erreichen konnte und dies am naheliegendsten wäre...." antwortete die Stimme.
"Wie du siehst, habe auch ich meine Hausaufgaben gemacht Kleines. Nicht nur Tony Stark hat Kontakte die er auf Andere ansetzen kann.." rief er von der Veranda. Nun war es zu spät, ich konnte nicht mehr fliehen. Nicht, wenn die Gefahr bestand, dass der gute, alte Happy wirklich da drin war. Ich hatte keinen Zweifel mehr daran, dass Kyle seine Drohung wahr machen würde und ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ihm etwas wegen mir zustöße. Mein Herz brach und Tränen rannen mir über das Gesicht, als ich vorsichtig einen Schritt nach dem Anderen zurück zur Veranda, zurück in meinen Albtraum tat. Als ich die einzelnen Stufen emporschritt, bemerkte ich ein Auto auf dem Parkplatz, ein Auto das ich zu gut kannte. Kyle hatte nicht gelogen, Happy war wirklich hier und somit hatte ich keine Wahl.
"Du bist so vorhersehbar Mona..." lachte Kyle als ich einknickte.
Stumm weinend trat ich auf ihn zu, er packte mich erneut an den Haaren und zerrte mich grob zurück ins Haus. "Nun zeig ich dir mal, was passiert wenn du aufmüpfig wirst" knurrte Kyle und zerrte mich rücklings mit sich. Ich stolperte und fiel zu Boden, doch er hielt mich umbarmherzig fest und ich drohte aufgrund der Kopfverletzung erneut wegzutreten. Mühevoll blinzelnd versuchte ich bei Bewusstsein zu bleiben, als er stehen blieb und mich grob nach vorne stieß.
Ich hob den Kopf und erblickte Happy, der bewusstlos und mit gefesselten Armen auf dem Boden neben dem Kamin saß. Erschrocken riss ich die Augen auf und taumelte auf ihn zu "Happy?" besorgt betrachtete ich die Platzwunde an seiner Schläfe und registrierte erleichtert, dass er atmete.
"Du krankes Stück Scheiße..." platzte es aus mir heraus als ich mich wütend zu Kyle umdrehte "...was stimmt nicht mit dir?". Kyle lächelte mich kühl an und legte den Kopf schief, sagte jedoch nichts als ich ihn wie ihm Wahn weiter beschimpfte. "Du hättest im Knast verrecken sollen" keifte ich ihn an und richtete mich mühevoll auf, wobei ich mich an der Mauer des Kamins abstützte. "Na siehst du, endlich zeigst du dein wahres Gesicht Mona, endlich zeigst du wer du wirklich bist" grinste Kyle und kam auf mich zu. "Ich zeige immer wer ich bin..." zischte ich leise und begann vor Wut zu zittern als er sich direkt vor mir aufbaute. "Nun, ich denke es wird Zeit dir gewisse Dinge auszutreiben...du denkst, nur weil du hübsch und halbwegs klug bist, kannst du dir alles erlauben, wie?" Kyles Stimme wurde leise und erneut schoss sein Arm nach vorn. Als seine Hand schmerzhaft meinen Nacken umfing, verkrampfte ich mich unwillkürlich. Er lachte auf "Doch nicht so stark wie du immer tust, hm?" sein Griff verstärkte sich unwillkürlich und drohte mich in die Knie zu zwingen.

Ohne eine weitere Erklärung abzugeben, hatte Tony sich verabschiedet und war nach draußen geeilt um seinen Anzug zu aktivierten. Diese Situation war mehr als seltsam und langsam bekam er das ungute Gefühl, dass sich sein schlechtes Bauchgefühl von Anfang an als richtig erwiesen hatte. Es waren einfach zu viele Faktoren die gerade keinen Sinn ergaben und wenn man bedachte, dass dieser Branson seit einiger Zeit spurlos verschwunden war und Mona dann alleine in... Er wollte jetzt nicht darüber nachdenken, er musste handeln!
"Tony was ist los?" Rhodey war ihm nach draußen gefolgt und sah ihn nun besorgt an "Da stimmt was nicht Rhodes, ich muss weg" rief Tony aus seinem Anzug und erhob sich ohne ein weiteres Wort in die Luft. Rhodey würde es verstehen und er wäre auch allzeit bereit um ihm zur Seite zu stehen wenn es nötig wäre, dies wusste er. "Jarvis Update zu Kyle Branson" knurrte Tony als er den Weg nach Atlanta einschlug. Er wäre zwar nicht so lange unterwegs wie mit dem Jet, aber es würde dennoch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. "Keine Updates seit Ihrer letzten Anfrage vor einer halben Stunde Sir" ertönte die Stimme des Systems. "Handyortung" wies er Jarvis knapp an, der letzte bekannte Ort von Branson war innerhalb New Yorks gewesen, aber das hatte nichts weiter zu bedeuten.
"Gerne Sir, wünschen Sie die Ortung von Miss Spencer und..." Tony stöhnte "Ja Himmel! Von Miss Spencer und Happy Hogan und wenn es geht, nicht erst übermorgen!" bellte er schroffer als er es wollte, doch es schien als lägen seine Nerven gerade blank. Er hätte auf sein Bauchgefühl hören sollen, statt automatisch davon auszugehen, dass er schon irgendwie Alles unter Kontrolle hätte. Wenn Mona und Happy nun etwas zugestoßen war...
"Beide Geräte wurden zuletzt unter der selben Adresse verwendet Sir, ich blende sie ein..." klärte Jarvis ihn auf und zeigte ihm die Adresse seines Hauses auf dem Bildschirm. Nun, immerhin war er auf dem richtigen Weg! "Haben wir Zugriff auf weitere Telefone unter dieser Adresse?" wollte er wissen und wich schwungvoll einem Schwarm Vögel aus, der ihm entgegenkam. "Nein Sir, keine weiteren Mobilgeräte. Wünschen Sie Zugriff auf Miss Spencers Telefon?" bot Jarvis ihm stattdessen an. Eigentlich hatte er sich geschworen diese Möglichkeit erst zu nutzen, nachdem er Monas Zustimmung dafür hatte, jedoch hatte er in diesem Fall wohl keine andere Wahl. Sie würde es ihm entweder nachsehen oder er müsste sich eine verdammt gute Entschuldigung einfallen lassen. So oder so, es war notwendig und er musste in den sauren Apfel beißen.
"Leg los, aber lass vorerst nur die Audiofunktion laufen" wies er das System an und konzentrierte sich dann vermehrt auf den immer dunkler werdenden Abendhimmel. "...du denkst, nur weil du hübsch und halbwegs klug bist, kannst du dir alles erlauben, wie?" ertönte plötzlich eine Männerstimme über den Lautsprecher in Tonys Anzug und er wurde hellhörig. Er kannte diese Stimme nicht, vermutete aber tatsächlich, dass dies Branson war. Verdammt, sein Bauchgefühl war richtig gewesen und er hatte quasi in aller Seelenruhe abgewartet, statt sofort zu Mona zu fliegen. "Doch nicht so stark wie du immer tust, hm?" hörte er die Stimme erneut.
Als er durch die darauffolgende Stille ein leises Wimmern vernahm, spürte er eiskalte Wut in sich aufsteigen. Er hatte Mona versprochen, dass dieser Typ ihr nie wieder weh tun würde, dass er alles tun würde um dies zu verhindern und nun war er quasi live dabei wie dieses Versprechen gebrochen wurde. Er konnte Mona leise weinen hören und er verfluchte sich selbst dafür. Grimmig lauschte er den Geräuschen und spürte mit jeder Sekunde mehr, wie sein Blut überzukochen drohte. Er würde Branson für jede Sekunde die er ihr Leid zufügte bezahlen lassen, dies schwor er sich.

Stressfull Mister StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt