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Die Weihnachtsfeiertage vergingen wie im Flug und als ich mit Tonys Wagen vor meinem Haus parkte, schwang ein kleiner Funken Wehmut mit. Tony musste gestern kurzzeitig in die Schweiz aufbrechen, da dort wohl erneut ein alter Bekannter sein Unwesen trieb. Für weitere Erklärungen war keine Zeit gewesen, dennoch konnte man ihm anmerken wie beunruhigt er wegen dieser Tatsache war. Also schlüpfte er zur großen Begeisterung meiner Familie in seinen Anzug und erhob sich in den wolkenbehangengen Himmel um dass zu tun, wofür ihn alle Welt bewunderte.
Ich schleppte meine Tasche ins Haus und wechselte im Schnellverfahren meine Kleidung gegen etwas bürotaugliches, bevor ich mich wieder in den schicken, schwarzen Sportwagen setzte um damit zu Stark Industries zu fahren. Als ich vor Tonys privater Tiefgarage ankam, öffneten sich automatisch die großen Tore und gewährten mir Einlass. Obwohl es mich nicht überraschen sollte, musste ich schmunzeln. Tony mochte es gern so einfach wie möglich und zwar in jeder Hinsicht seines Lebens und ich fragte mich,  ob er deshalb auch einen Rückzieher gemacht hatte als es neulich Nachts zu diesem.... Zusammentreffen im Badezimmer kam. Hätte ich es denn überhaupt zugelassen?
Wie so oft versuchte ich diese Gedanken abzuschütteln, Tony war andere Frauen gewöhnt und scheinbar wollte er dies auch noch etwas auskosten. Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen seinen Worten zu glauben, dennoch meldete sich mein alter Freund das Misstrauen und flüsterte mir böse Dinge ins Ohr.  Wenn die Sache mit Kyle auch schon zwei Jahre her war, so hinterließ sie noch in regelmäßigen Abständen ihre bösartigen Narben und sie schmerzten noch immer. Ich parkte den Wagen und strich gedankenverloren mit meinen Fingern über die kleine, kaum noch sichtbare Narbe an meiner Unterlippe. Ein Schauer durchfuhr mich und für einen Moment überkam mich erneut die Angst, er könnte mich sehen. "Er ist weggesperrt...." murmelte ich mir selbst zu und schüttelte den Kopf "sei nicht albern Mona...". Obwohl ich mir selbst immer wieder dieses Mantra aufsagte, überkamen mich in letzter Zeit immer öfter diese Ängste. Seufzend griff ich nach meiner Handtasche und stieg aus dem Wagen "Na wen haben wir denn da?" ertönte hinter mir eine Stimme. Vor Schreck ließ ich meine Handtasche fallen, deren Inhalt sich auf dem Boden verteilte. "Happy..." seufzte ich erleichtert und schenkte ihm ein erfreutes Lächeln. Was war ich doch nur für eine alberne Kuh! Das kam eben davon, wenn man in der Vergangenheit umherwanderte.... "Na hey,  alles okay Mona?" wollte er wissen, als er mir dabei half meine Sachen vom Boden aufzusammeln. "Ja...entschuldige, ich war in Gedanken" lachte ich kopfschüttelnd und warf eilig die Teile in meine Handtasche. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er mich an und ich erstarrte als ich sah was er in der Hand hielt. "Mona...." Happy reichte mir die kleine Handfeuerwaffe und ich konnte die Fragezeichen in seinem Kopf sehen. Schnell riss ich sie ihm aus der Hand und stopfte sie zu den anderen Sachen in meine Tasche "Nur zur Vorsicht....New York kann ganz schön unbequem werden" erklärte ich als wir Beide aufstanden. Er nickte langsam, wirkte jedoch immer noch nicht überzeugt. Als wir den Fahrstuhl betraten fügte ich hinzu "Sie ist nicht geladen Happy.... Ich könnte nie....es gibt mir einfach ein besseres Gefühl" ich zuckte lächelnd mit den Schulter und kam mir albern vor. Schließlich war es nicht gelogen, ich hatte lediglich die Wahrheit etwas... zurechtgebogen. Als wir im Stockwerk der Büroräume ausstiegen sah Happy mich noch immer grübelnd an "Hör mal Mona... auch wenn ich nicht den Anschein mache....ich habe viele Jahre mit Tony geboxt und könnte dir ein paar Dinge beibringen....ist sicher effektiver als eine ungeladene Waffe" er lächelte mich unsicher an.
Einen Moment lang wurde mir warm ums Herz und ich erinnerte mich wieder warum ich diesen Kerl so schnell in mein Herz geschlossen hatte. Nachdenklich nickte ich und dachte über seinen Vorschlag nach "Ich denke....ja hey warum nicht?" entgegnet ich schließlich und ich konnte sehen wie erleichtert Happy darüber war. "Fantastisch, bring morgen deine Sportsachen mit" lächelte er und zwinkerte mir zu.
Die Büroräume waren wegen der Feiertage recht spärlich besetzt und so grüßte ich lediglich einmal laut rufend bevor ich in mein eigenes Büro ging und die Tür hinter mir schloss. Ich hing meinen Mantel an den Haken und runzelte die Stirn, als ich einen neuen Blumenstrauß auf meinem Schreibtisch sah - wieder rote Rosen! "Ohje Josh...." murmelte ich und fragte mich ernsthaft ob ich geschmeichelt oder abgestoßen sein sollte. Er gab sich ja Mühe aber....ich seufzte... es war dann doch etwas viel für meinen Geschmack. Wir waren noch nicht mal miteinander aus gewesen! Als ich mich an meinen Schreibtisch setzte, fragte ich mich einen Moment lang ob ich dies denn überhaupt noch wollte. Er war gutaussehend und nett ja, aber dennoch war da irgendetwas.... Ich schüttelte den Kopf über mich selbst und startete meinen Computer. Vielleicht sollte ich zumindest ein Mal mit ihm ausgehen um ihm die Chance gegeben zu haben die er scheinbar möchte, was konnte schon passieren? Unangenehme Erinnerungen an das letzte Date tauchten in meinem Kopf auf und wieder schüttelte ich wehement den Kopf um diese abzuschütteln. "Himmel Mona es ist längst Vergangenheit, benimm dich nicht wie ein Mädchen" murmelte ich und begann die unzähligen Emails zu lesen, die sich in den letzten Tagen angesammelt hatten.
Ein kleines Fenster ploppte auf und erinnerte mich daran, dass später am Tag die Handwerker kommen wollten um mein Badezimmer zu retten. Ich schmunzelte "Tony..." scheinbar hatte er sein Versprechen gehalten und dies organisiert. Aus irgendeinem Grund freute ich mich darüber tatsächlich mehr als über den Strauß Rosen auf meinem Tisch.

Als ich einige Stunden später mein Büro verließ, klingelte mein Telefon. Während ich den Weg zum Fahrstuhl einschlug, nahm ich das Gespräch entgegen.  "Mona, schön dich endlich zu erreichen" ertönte Josh's Stimme am anderen Ende. Eigentlich sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, weil ich ihn nicht zurückgerufen habe, doch irgendwie blieb dies aus. "Josh..." entgegnete ich und drückte auf den Knopf, der mich nach unten fahren sollte. "...nun wie sieht es denn nun mit unserem Essen aus?" kam er gleich auf den Punkt und ich hob etwas irritiert meine Augenbrauen, irgendwie fühlte es sich an als wolle er für die Blumen eine Gegenleistung. Amüsiert über meine absurden Gedanken verdrehte ich die Augen "Das Essen... ja also...ich..." murmelte ich unsicher. Komm schon Mona spring ins kalte Wasser, was soll bei einem Sandwich schon passieren? "Na okay..."gab ich schließlich nach und fragte mich gleichzeitig ob dies so richtig war. Ich stieg aus dem Fahrstuhl und durchschritt die große Eingangshalle im Erdgeschoss, ich beschloss die Strecke zu mir nach Hause zu Fuß zu gehen. "Na siehst du, tat doch gar nicht weh" hörte ich Josh sagen und trat durch die große Glastür nach draußen. Die kalte Winterluft brannte mir in den Augen und doch brauchte ich diese Frische gerade dringend. "....wann soll ich dich abholen?" hakte Josh nach und schreckte mich aus meinen Gedanken auf. "Wow....okay ähm... also...." stammelte ich und überquerte eine der vielbefahrenen, schneebedeckten Straßen. Josh lachte "Ich hole dich um acht ab, ok?" entschied er für mich und wartete meine Bestätigung ab. Wenn ich es jetzt nicht tat, würde ich es wahrscheinlich nie tun und etwas Ablenkung wäre sicher nett, oder?
Ich seufzte und wich einem kleinen Kind und dessen Mutter aus "Okay, aber nichts strenges..."stimmte ich schließlich zu. "Ganz locker, versprochen Mona" entgengete er und lachte erneut. Was war daran eigentlich so witzig? "Ach Josh..." fiel es mir ein, als er sich verabschieden wollte "... danke für die Blumen, aber es ist wirklich nicht nötig". Ich verzog das Gesicht und hoffte, dass meine Message ankäme. "Blumen?" er schien verwirrt und dies wiederum irritierte mich "Na die heute auf meinem Schreibtisch standen....wie beim letzten Mal" half ich ihm auf die Sprünge. "Sorry, aber ich habe keine Blumen geschickt. Willst du mich eifersüchtig machen Mona Spencer?" wieder klang er amüsiert.  "Okay, na dann war es vielleicht Helen die mir eine Freude machen wollte" warf ich ein, um irgendetwas zu sagen.
Josh klang merklich irritiert, als er sich verabschiedete und auch ich grübelte den restlichen Heimweg darüber nach.  Vielleicht hatte Tony sich wieder mal einen seltsamen Scherz erlaubt, schließlich hatte er mitbekommen wie wenig ich diese Blumen mochte. Kopfschüttlend beschloss ich ihn deshalb zur Rede zu stellen wenn er wieder zurück wäre, manchmal war er wirklich zu albern!

Stressfull Mister StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt