Kapitel 33

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Herr Oppermann fühlte sich gut. Er wohnte in einem 5-Sterne Hotel, niemand warf Gemüse nach ihm und seine Frau war nicht zugegen. Sie schwang gerade eine Rede vor hunderten von Leuten um sie dazu zu bringen den bewaffneten Aufstand zu proben. Herr Oppermann war äußerst froh nicht dort in der Menge sondern stattdessen hier auf diesem bequemen Sofa in diesem großen, freundlichen Raum zu sein. Ohne seine Frau.

Nicht, dass es irgendetwas gegen Matilda einzuwenden gab, fügte er eiligst in Gedanken hinzu. Oh nein, sie war eine fantastische Frau. Die beste Frau, die ein Mann sich wünschen könnte. Jedoch bedeutete ihre Abwesenheit, dass er sich zum ersten mal in 17 Jahren Ehe wieder ein Glas Bier gönnen konnte. Das Zimmermädchen hatte ihm gegen ein etwas erhöhtes Trinkgeld versprochen die Flasche zu entsorgen und die Gläser zu spülen bevor seine Frau zurückkam.

Langsam und genussvoll füllte er sein Glas ein zweites Mal. Verdammt gutes Gebräu, das. Doch das Etikett kam ihm auf den ersten Blick nicht bekannt vor. Mal sehen was da drauf stand...

Mit einiger Mühe gelang es Herrn Oppermann, die Flasche vors Gesicht zu heben. Irgendwie fühlte sich sein Arm seltsam schwer an. Er blinzelte. Nach einigen Versuchen gelang es ihm das Etikett zu entziffern:

Herr Schmidts bester Fusel

circa 67 % Alkoholgehalt (vielleicht auch mehr)

Brauerei Schmidt & Braun

Aus dem besten Zeug was so auf den Feldern wächst.

Garantie: Wenn sie sich übergeben oder im durch dieses Getränk hervorgerufenen betrunkenen Zustand Scheiße anstellen, bezahlen wir ihnen einen neuen Tepichboden oder die Krankenhausrechnung.

Schmidt & Braun

„Oh n-nein.“

Das Glas fiel ihm aus der Hand, der Inhalt ergoss sich über den Tisch und tropfte von dort auf das Parkett.

Doch plötzlich musste er an seine Frau denken. Betrunken sein würde er so oder so. Warum also nicht gleich richtig? Dann bekam er wenigstens nicht so viel von dem Unwetter mit, das über ihn hereinbrechen würde.

Langsam stellte er das Glas wieder auf und goss ein.

*~*~*~*~*~*

Eine halbe Stunde später betrat das Zimmermädchen den Raum. Der Alkoholgeruch traf sie wie ein Vorschlaghammer. Das frische Bettzeug das sie bis eben getragen hatte, wurde sehr schnell zu benutztem Bettzeug, als es in einer Pfütze Schmidts bester Fusel landete.

„Oh je. Ach du meine Güte.“

Mehr wusste sie nicht zu sagen. Doch es war auch mehr die Zeit für Taten als für Worte.

Nachdem es ihr gelungen war, den friedlich schlummernden Herrn Oppermann hinter dem Sofa zu verstauen, nur für den Fall dass seine Frau vorbeikam, ging sie um Eimer, Wasser, Terpentin, Schmierseife, Benzin, drei Einliterflaschen Parfüm und Verstärkung zu holen.

*~*~*~*~*~*

Haake hatte sich in sein Büro zurückgezogen. Selbst hier, mit 10 geschlossenen Türen und 4 Stockwerken zwischen sich und der Kongresshalle, konnte er immer noch Frau Oppermanns Stimme hören, obwohl sie es abgelehnt hatte das Mikrofon zu benutzen. Diese Frau war eine geborene Anführerin. Ihr armer Mann.

Es klopfte an der Tür.

„Wie oft habe ich Euch schon gesagt, dass Ihr das lassen sollt! Die Wächter im Knast haben auch nie geklopft, und mit denen bin ich prima ausgekommen. Zumindest wenn ich gerade ein paar Euro in der Tasche hatte.“

„Entschuldigen Sie, Herr Haake“, kam eine Stimme von draußen. „Kann ich hereinkommen?“

„Nun, ich nehme an selbst du bist nicht so strohdumm, das du keine Türklinke bedienen kannst, oder? Das ist ja nicht gerade der letzte Schrei der modernen Technik, für den man eine 2000 Seiten dicke Bedienungsanleitung braucht.“

„Nein, Herr Haake.“ Einer von Haakes Anwaltsgehilfen betrat den Raum. Nervös strich sich der junge Mann eine Strähne seines blonden Haars aus der Stirn. „Ähem, da ist ein Herr unten, der Sie zu sprechen wünscht. Aber da die Eingangshalle gesperrt ist habe ich ihn gebeten kurz draußen zu warten, bis ich nachgefragt habe, ob...“

„Schon in Ordnung. Ist es jemand wichtiges?“

„Glaube ich kaum. Sein Anzug sieht aus als hätte er darin geschlafen und...“

„Was ist daran falsch? Ich mache das immer. Wieso sollte man zum Schlafen etwas anderes anziehen. Haben wir im Knast nie gemacht.“

„Ja, Gut, aber... seine Krawatte sieht sehr seltsam aus und...“

Der Blick des Anwaltsgehilfens fiel auf Haakes Krawatte, die mit orangen Gummibärchen geschmückt war – und er verstummte.

„Hört sich sehr sympathisch an, der Kerl,“ Haake grinste. „Bring ihn rauf.“

„Ja, Herr Haake.“

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Das Weihnachtskapitel :) Ich hoffe es ist genau so gut wie meine selbstgemachten Lebkuchen? :D

Frohe Weihnachten!

Robert 

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