„Könnten Sie mir vielleicht erklären, was das alles zu bedeuten hat? Was hat dieser Idiot Mackensen mit all dem zu schaffen?“
„Oh, er ist kein Idiot“, erwiderte Nolting bitter während sie den Korridor entlang auf Mackensens Büro zueilten, ein halbes Dutzend Agenten hinter ihnen. „Ganz und gar nicht. Er hat seine Ohren an jeder Wand und seine fetten Finger in jedem Geschäft. Ich bin wahrscheinlich nicht der einzige, den er unter Kontrolle hat.“
„Unter Kontrolle? Sie meinen, er hat Sie erpresst?“
Nolting nickte. „Und tut es immer noch.“
„Mussten Sie ihm Geld zahlen?“
„Geld? Ha, nein. Mackensen wollte weit wertvollere Dinge.“
„Was denn?“
„Informationen. Gehorsam. Ich habe auf sein Geheiß schon 27 Männer ins Gefängnis gebracht, von deren Unschuld ich überzeugt war. Und 1356 gar nicht erst angeklagt, die so schuldig waren wie die Sünde selbst, aber gut gefüllte Brieftaschen hatten.“
Schomans Kinnlade klappte herunter. „Das ist hochgradig kriminell! Ich könnte Sie...“
„Nein, könnten Sie nicht“, unterbrach Nolting ihn. „Sie brauchen mich, um Mackensen zu erledigen.“
„Ihn erledigen? Und warum sollte ich das für sie tun?“
„Sie tun dies nicht für mich. Wenn wir sein Büro wieder verlassen, gehört Ihnen die Mappe mit der Aufschrift ‚Schoman’“
Der Geheimdienstchef blieb wie angewurzelt stehen.
„Sie haben mich ausspioniert?“
Nolting drehte sich unwillig um. „Ich und andere. Ich weiß ja nicht, warum Sie das so schockiert, immerhin ist Spionage Ihr Beruf. Kommen Sie weiter! Wir müssen dort sein, bevor er abhaut und Schmidt und Braun in seine fetten Finger bekommt!“
„Wie, hat er Sie etwa entführen lassen?“
„Haben Sie das immer noch nicht begriffen? Ich habe immer gedacht, er will nur reich werden, damit er sich bis an sein Lebensende genug Feigen kaufen kann. Aber seine Ambitionen scheinen etwas höher zu liegen.“
„Weltherrschaft?“
„Das ist ein sehr dramatisches Wort. Aber er wird nicht zögern, sich ein möglichst großes Stück von der Welt abzuschneiden, wenn es ihm gelingt. Und falls er die Staats-AG in seine Hände bekommt... Sie wissen wie populär Schmidt und Braun auf der ganzen Welt sind. Wenn er sie kontrolliert könnte er praktisch alles anstellen.“
Sie waren vor Mackenens Büro angekommen. Ihre Eskorte aus Agenten bezog Aufstellung vor der Tür und zückten ihre Maschinenpistolen.
„Also“, flüsterte Schoman, „seid so leise wie möglich. Wir wollen nicht auffallen und ihn auf gar keinen Fall vorwarnen.“
Die Agenten nickten.
„Drei- zwei- eins- NULL!“
Die Agenten stürmten vor und warfen sich gegen die Tür – die sich ohne Widerstand öffnete. Die Geheimagenten purzelten ins Innere des Raums und blieben auf einem Haufen liegen. Kopfschüttelnd stieg Nolting über das Gewühl aus schwarzen Anzügen.
„Sie haben eine sehr seltsame Vorstellung von 'leise', meine Herren.“
Der Staatsanwalt sah sich im Zimmer um.
Computer, Stuhl, Tisch, Dose mit Feigen – alles war an seinem üblichen Platz und sah ganz normal aus. Mit zwei Ausnahmen: Mackensen saß nicht im Stuhl und der Fernseher mit dem Einschussloch rauchte noch immer.
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Die Staats-AG
ComédieZwei Unglückliche die in den Wagen des auf sie angesetzten Steuerfahnders gerasselt sind und jetzt für fünf Jahre hinter Gittern sitzen sinnen auf Rache gegen das System: Vom Gefängniscomputer aus eröffnen sie die Website www.staats-ag.de, auf der s...