Kapitel 19

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Herr Schmidt schlief auf der Gefängnispritsche. Herr Braun zeichnete einen Entwurf ihres zukünftigen Hauptquartiers. Der 500-Blatt Packen Papier hatte ihn bei dem Wächter, den sie auf ihre Seite gezogen hatten 200 Euro gekostet. Derselbe Wächter hatte auch angeboten Schmidt ein Bett zu besorgen, als er sah, dass dieser ein Nickerchen machen wollte. Doch Schmidt hatte dankend abgelehnt. Die Gefängnispritsche, meinte er, habe in etwa den gleichen Härtegrad wie die Tische in den Hörsälen der Universität auf welche er normalerweise sein müdes Haupt bettete.

Brauns Hand huschte eilig über das Papier. Das neue Hauptquartier der Staats-AG wuchs ständig in die Höhe. Direkt über der Eingangstür hielt der Stift inne.

„Wir brauchen einen Leitspruch“, murmelte Braun. „Wie sagt man doch heutzutage? Einen Slogan. Am besten in Englisch. Wie wäre es mit: ‚Look at the state you´re in! Isn’t it awful?”

Er kicherte in sich hinein. Ein paar Striche, und der Leitspruch der Staats-AG war verewigt.

Es klopfte an der Tür.

„Zimmerservice.“

„Herein,“ rief Braun mit gedämpfter Stimme.

Jaschke, der bestochene Wächter, betrat die Zelle.

„Bild’ dir bloß nicht ein dass Du wegen solcher Bemerkungen auch noch ein Trinkgeld bekommst. Wir zahlen dir jetzt wohl schon mehr als der Gefängnisdirektor verdient.“

„Es tut mir leid die Herren zu stören, aber ich soll euch diesen Brief bringen. Von eurem Anwalt.“

Schmidt griff nach dem Umschlag und riss ihn auf. Er enthielt nur eine Kurze Notiz.

Wisst Ihr, dass Ihr verlangen könnt gegen Kaution freigelassen zu werden?

Bei euren Mitteln dürfte das eigentlich kein Problem sein.

Haake

„Vielen Dank, Jaschke. Du kannst Herrn Haake das hier überbringen.“

Er reichte dem Gefängniswärter einen dicken Stapel geöffneter, von Hand adressierter Umschläge.

„Das dürfte als Antwort genügen.“

Jaschke runzelte die Stirn, als der die Briefe sah, die in einigen Fällen aus den Umschlägen hervorlugten. Viele bestanden aus Blättern, auf denen ausgeschnittene Zeitungswörter aufgeklebt waren, vorzugsweise fettgedruckt und mit vielen Ausrufezeichen und sogar einigen Totenschädeln.

„Was sind das für Briefe?“

„Morddrohungen von 2957 Beamten und anderen Staatsangestellten. Ihre Arbeit war lebenslang gesichert, und dann kommen wir und schubsen sie an den Rand des Abgrunds. Es ist sogar einer von meinem ehemaligem Direktor dabei. Im Moment ist also das Gefängnis der einzige sichere Ort für uns. Ach ja, fast hätte ich’s vergessen. Hier.“

Ein weiterer Brief wechselte den Besitzer.

„Und was ist das?“

„Für Neugierde wirst du zwar nicht bezahlt, aber ich sag es dir trotzdem. Ein Dankesbrief an den Staatsanwalt wegen der freien Kost und Logis, die uns der Staat gewährt, den wir gerade unter unseren Füßen zertrampeln. Man sollte ja immer höflich bleiben.“

Die Staats-AGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt