„W- wissen Sie, i- ich glaube, ich hätte das Fahren d- doch Ihnen überlassen sollen“, lallte Herr Braun.
Schmidt, ausnahmsweise der nüchternere von den Beiden, versuchte etwas durch die zersplitterte Windschutzscheibe zu erkennen.
„Braun, mein Lieber, der Fahrer des Wagens dem Sie in den Kofferraum gerasselt sind steigt gerade aus. Er sieht nicht sehr erfreut aus.“
„W- warum nicht? Er s- sollte sich geehrt fühlen, d- dass ich mich dazu herablasse, seinem d- dämlichen Kombi einen Afterlift zu verpassen. Ha, ha, ha.“
“Sagen Sie, rede ich auch so dummes Zeug wenn ich betrunken bin?”
„Z- zehnmal schlimmer, mein lieber Schmidt. S- Sie sind ein Experte.“
Bevor Schmidt ausstieg, nahm er seinem fröhlichen Fahrer die Autoschlüssel ab. Dann verriegelte er von außen die Türen. Es erschien ihm klüger mit Ihrem geschädigten Vordermann allein zu reden.
„He, Sie!“
Das Gesicht des Mannes war puterrot als er auf Schmidt zustapfte.
„Was glauben Sie eigentlich, wo Sie hier sind? Auf einer Formel-Eins Piste? Schauen Sie sich meinen Wagen an!“
„Sie haben unerwartet gebremst.“
„Unerwartet? Was sollte ich denn wohl Ihrer Meinung nach sonst tun, vor einer roten Ampel? Tango tanzen? Den Schaden ersetzen Sie mir, Sie... Wie heißen Sie eigentlich?“
Herr Schmidt wollte gerade antworten, da erklang ein quietschendes Geräusch. Er drehte sich um und sah wie eine Scheibe herabgelassen wurde. Herr Braun steckte seinen Kopf zum Fenster hinaus.
„Wer wir sind? B- braun ist der Name, u- und dieser Herr hier heißt Schmidt.“
„Schmidt und Braun, eh?“ Der zornige Ausdruck verschwand von dem Gesicht des Mannes. An dessen Stelle trat ein Lächeln das Schmidt ganz und gar nicht gefiel.
„Gestatten, mein Name ist Kuhn.“
„Erfreut S- Sie kennen zu lernen.“
„Oh, Sie werden mich noch kennen lernen, da können Sie Gift drauf nehmen.“
„W- wir sind Opfer einer rücksichtslosen Gesellschaft, j- jawohl, das sind wir.“
Schmidt blickte sich in der kargen Zelle um. Viel zu sehen gab es nicht - eine Bank, einen Tisch und ein sehr solide vergittertes Fenster.
„Vor allem sind wir wegen Trunkenheit am Steuer, Sachbeschädigung und Steuerhinterziehung in Untersuchungshaft.“
„D- da hast du natürlich recht. Wann ist eigentlich unser P- Prozess?“
„Übermorgen. Kannst es kaum erwarten, wie?“
„Ha! Du n- nimmst mir die Worte aus dem M- Mund, Freund.“
„Nächster Fall.“
„Ja, Euer Ehren.“
Die Angeklagten wurden in den Saal geführt.
„Was wird Ihnen zur Last gelegt?“
„U- uns? Sachverständige Trunkenheit an der Steuererziehung, Euer Ehren. A- aber wir sind u- unschuldig. V- vollkommen unschludrig.“
„Sind Sie etwa immer noch betrunken?“
„Es ist nicht sein Fehler, Euer Ehren“, antwortete Herr Schmidt für seinen Freund. „Er war bis gestern Antialkoholiker. Ist keine Spirituosen gewöhnt.“
„Nicht seine Schuld? Er hat doch aus dem Glas getrunken, nicht wahr? Oder haben Sie ihm den Whiskey mit einer Spritze verabreicht?“
„Nein, natürlich nicht, aber...“
„Kein aber. Schuldig. Und was Sie angeht, die Unterlagen, die die Polizei in Ihrer Wohnung gefunden hat, sprechen eine klare Sprache. Ebenfalls schuldig. Abführen und einlochen. Jeweils für.. lassen Sie mich nachdenken...“
Der Richter saß eine Weile stumm da. Dann seufzte er, holte einen Würfel aus der Tasche und warf ihn.
„Jeweils fünf Jahre. Nächster Fall.“
Während ein Polizist die zwei frischgebackenen Sträflinge aus dem Saal führte, brachte ein anderer einen Bullen von einem Kerl mit kahlgeschorenem Schädel herein. Der Gesetzeshüter nahm vor dem Richtertisch Haltung an.
„Es ist Böttcher, der dreifache Mörder, Euer Ehren.“
„Ah. Hören Sie mir zu, Böttcher. Sie sind mein letzter Fall, heute. Dass Sie schuldig sind weiß sowieso jeder, aber Ihre Anwälte können mir heute noch Überstunden bescheren. Was halten Sie von folgendem Angebot: Sie gestehen, und ich setze Ihre Strafe auf Zwei Wochen Hausarrest auf Bewährung...“
Draußen vor dem Gerichtsgebäude wartete ein Polizeitransporter auf Schmidt und Braun. Die Hintertür wurde geöffnet, und das metallene Ungeheuer verschlang sie.
DU LIEST GERADE
Die Staats-AG
ЮморZwei Unglückliche die in den Wagen des auf sie angesetzten Steuerfahnders gerasselt sind und jetzt für fünf Jahre hinter Gittern sitzen sinnen auf Rache gegen das System: Vom Gefängniscomputer aus eröffnen sie die Website www.staats-ag.de, auf der s...