Schmidt und Braun saßen vor dem Fernseher in ihrer Zelle, als sich die Reporterin von 'Neuigkeiten Heute' auf dem Bildschirm den Männern in Tarnkleidung näherte.
„Guten Morgen.“ Sie hielt einem Soldaten das Mikrofon unter die Nase. „Ich bin Hanna Wilke von der Sendung 'Neuigkeiten Heute’. Unsere Zuschauer wüssten gerne, warum die Armee in die Stadt eingerückt ist.“
„Ähm...“
„Ist das der erste Schritt auf dem Weg zum totalitären Staat? Sind sie befugt auf Zivilisten zu schießen? Warum haben sie ihr Lager hier vor dem Gerichtsgebäude aufgeschlagen? Trinken sie lieber Kaffee oder Tee? Welcher Politiker hat den Befehl für diese Operation gegeben?“
„Ähm... Warten Sie einen Moment. Ich hole den Hauptmann.“
Der Mann stapfte davon. Wenig später näherte sich ein anderer Soldat, mit sehr viel mehr Streifen auf der Brust und Speck auf den Rippen.
„Guten Morgen, Frau Wilke. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass die Regierung einen nationalen Notstand ausgerufen hat, und dass es für nötig erachtet wurde, mich und meine Männer in Ihre schöne Stadt zu schicken, um zum Wohl der Einwohner die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Wir haben unser Lager auf dem Marktplatz vor dem Gericht aufgeschlagen, damit wir darauf achten können, das sich keine Personen mit umstürzlerischen oder verbrecherischen Absichten in den Gerichtssaal schleichen.“
„Meinen Sie damit Personen, im besonderen Geschworene, die darauf bestehen eine Plastikkrone zu tragen?“
Das Gesicht des Hauptmanns lief rot an.
„Kein Kommentar“, schnaufte er und stampfte verärgert zu seinem Zelt zurück.
Die Reporterin wandte sich wieder der Kamera zu.
„Es scheint, als stünden die Chancen für einen fairen Prozess gegen die Staats-AG nicht sonderlich gut. Mit dem Erscheinen des Militärs haben auch eine Reihe von Sanktionen gegen selbsternannte Staatsoberhäupter begonnen. Eine Steuer, die für den Prozess gegen Schmidt & Braun gedacht ist, wurde eingeführt und wird, so ein Sprecher des Finanzministeriums, wie alle Steuern künftig von bewaffneten Soldaten eingetrieben. Die Telefonanschlüsse der Kunden der Staats-AG wurden gesperrt, Leitungswasser ist für sie nur noch zwischen 3 und 5 Uhr nachts zu haben. Das Betreten öffentlicher Gebäude ist Ihnen ebenso verboten wie das Benutzen öffentlicher Verkehrsm...“
Braun schaltete den Fernseher aus.
„So kann das nicht weitergehen, Schmidt. Wir haben diese Leute reingelegt, ihnen Ihr Geld abgeknöpft und jetzt müssen sie die Konsequenzen tragen. Verdammt noch mal, ich bin kein solcher Mistkerl, dass ich das tatenlos mit ansehen will.“
„Nicht?“
„Nein! Du etwa?“
„Kommt darauf an wie viel ich gerade intus habe.“
„Dann trink dich besser schnell in die richtige Stimmung. Wir müssen etwas unternehmen.“
Schmidt zuckte mit den Schultern. „Was sollen wir tun? Etwa bewaffneten Widerstand organisieren? Wir sind doch keine Generäle, Braun.“
„Wir? Wir werden nichts tun. Wir sitzen ganz friedlich in unserer Zelle und sind, was die Presse angeht, vollauf damit beschäftigt die Eskalation der Situation zu bedauern. Aber man kann sehr viel in die Wege leiten, während man friedlich in einer Zelle sitzt. Wir brauchen bloß die richtige Person da draußen...“
Vorsichtig nahm er einen dicken Stapel Papiere vom Tisch und begann darin zu blättern.
„Warte kurz... Ophüls, Oppelt Oppenheimer, ah, da haben wir’s: Oppermann, Matilda. schnell, gib mir Stift und Papier. Unser Anwalt wird sich dazu herablassen müssen, Postbote zu spielen. Aber ich garantiere dir, das ist genau die richtige Frau für die WAHNSINNIGEN.“
Mit erhobener Augenbraue reichte Schmidt seinem Freund das Verlangte und der fing an zu schreiben.
„Weißt du, Braun, wenn man mit dir redet kommt man sich immer vor als würde man sich mit einem Arzt oder Anwalt unterhalten. Anders ausgedrückt: Ich verstehe kein Wort von dem, was du sagst.“
Braun grinste. „Dafür muss man nicht Anwalt oder Arzt sein. Denk daran, ich bin Lehrer.“
„Stimmt. Hätte ich fast vergessen.“
„Das nehme ich mal als Kompliment.“
„Wer oder was sind die Wahnsinnigen? Abgesehen von dir natürlich?“
„Nicht die Wahnsinnigen. Die WAHNSINNIGEN. Steht für Worldwide Association of Habitable, Nameable and Standard Instituted Normal Nation's International Group of Energetic Naggers. Unsere ganzen Staatsoberhäupter haben die Unabhängigkeit von uns bekommen, jetzt wird es Zeit, dass sie was tun um sie zu behalten. Wir werden unsere Repräsentanten organisieren. Wie gefällt dir die Idee? Geld genug haben wir, und was die richtigen Kontakte angeht...“
„Repräsentanten? Du meinst wie in der UNO?“
„Na ja, fast. Ich dachte nur, mit etwas weniger Diskutierei und mehr...“
„Prügelei?“
„Du hast es erfasst, Schmidt.“
Braun legte den angefangenen Brief beiseite und griff nach einem weiteren Papierstapel.
„Dies ist eine Liste der interessantesten und einflussreichsten unserer Kunden. Diese Kerle in Matschgrün-Braun da draußen werden noch ihr wahres Wunder erleben, verlass dich drauf.“
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RobThier
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Die Staats-AG
HumorZwei Unglückliche die in den Wagen des auf sie angesetzten Steuerfahnders gerasselt sind und jetzt für fünf Jahre hinter Gittern sitzen sinnen auf Rache gegen das System: Vom Gefängniscomputer aus eröffnen sie die Website www.staats-ag.de, auf der s...