Kapitel 31

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Schomans Faust krachte auf den Schreibtisch.

„Die Staats-AG beruft eine Versammlung ein? Da steckte doch etwas dahinter!“

Nolting nickte. „Sicher.“

„Wir müssen etwas unternehmen!“

„Sicher.“

„Und? Ich warte auf Vorschläge!“

Nolting hob eine Augenbraue. „Sie warten auf Vorschläge? Wieso, wenn ich fragen darf? Immerhin sind Sie der Chef des Geheimdienstes. Ich bin nur ein bescheidener kleiner Staatsanwalt. Aber wie wäre es damit jemanden in die Versammlung einzuschleusen? Die Wahrscheinlichkeit dass sie ihn entdecken ist sehr gering.“

„Ha, und wie sollen wir das anstellen? Haben Sie das da nicht gelesen?“

Schoman deutete auf das Plakat, das vor den beiden ausgebreitet auf dem Schreibtisch lag. Genauer gesagt auf den Satz 'Alle Staatsoberhäupter, die daran teilzunehmen wünschen, müssen, um eingelassen zu werden die Gründungsurkunde Ihrer Nation mitbringen.’

Nolting zuckte mit den Schultern. „Na und? Das lässt sich doch leicht genug arrangieren.“

Schoman starrte den anderen entgeistert an. Dann holte er tief Luft und sagte: „Schlagen Sie mir etwa gerade vor, dass ich einen meiner Agenten beauftrage sich... sich einen Staat für 29,99 Euro anzuschaffen?“

„Ja.“

„Lassen Sie mich das absolut klarstellen. Sie wollen, dass sich ein Geheimagent, ein Mann dessen oberste Pflicht es ist dem Staat zu dienen und notfalls sein Leben für ihn zu riskieren, Hochverrat begeht?“

Noltings Mundwinkel zuckten. „Wenn sie so empfinden, warum tun Sie es dann nicht selbst? Dann ersparen Sie einem Ihrer Leute die Schande.“

Der Geheimdienstler wurde rot im Gesicht und hob erneut die Faust, um seinen Schreibtisch zu malträtieren.

„An Ihrer Stelle würde ich das bleiben lassen,“ riet ihm der Staatsanwalt.

„Warum?“

„Weil die Tischplatte bereits zwei Risse hat.“

Schoman blickte verdutzt nach unten, dann ließ er die Faust sinken. Sein Blick wanderte zu dem Plakat, und er seufzte.

„Vielleicht haben Sie recht. Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig als einige Maulwürfe einzuschleusen.“

„Ja. Nehmen Sie Ihre besten Männer, und machen Sie ja nichts falsch. Da könnte etwas sehr Wichtiges für die Anklage bei herausspringen.“

„In Ordnung. Ich schicke ein halbes Dutzend Leute, mein persönliches Spezialteam.“

Nolting räusperet sich. „Tun Sie mir vielleicht noch einen Gefallen?“

„Natürlich, was denn?“

„Schicken Sie ein volles Dutzend. Und die Hälfte suche ich aus.“

*~*~*~*~*~*

„Ja, genau da montieren Sie es. Jeder, der durch die Eingangshalle kommt, muss davon erfasst werden.“

„Schon kapiert, Chef.“

Die Mechaniker machten sich an die Arbeit, während ihr Chef sich neben Haake in einen der Stühle neben der Garderobe setzte. Allein die Garderobe war 40 Quadratmeter groß, und das war nichts im Vergleich zum Rest des Konferenzzentrums. Die Herren Schmidt und Braun hatten Haake angewiesen einen angemessenen Ort für die WAHNSINNIGEN-Konferenz zu finden, und das hatte er getan.

Der Chef der Elektro-Firma wandte sich geflissentlich an den Anwalt. „Sie werden es sicher nicht bereuen, sich für das Size Up Laser-Eye 3000 entschieden zu haben, Herr Haake. Es ist ein integraler Bestandteil jedes modernen Sicherheitssystems, das beste 3-D Gesichtserkennungssystem am Markt. Und so günstig.“

„Sicher.“ Der Anwalt fächelte sich mit einer zusammengefalteten Zeitung Luft zu. Ein irres Grinsen lag auf seinem Gesicht. „Es kostet ja nur 32 Millionen Euro.“

Einen Moment herrschte Stille.

„Auf jeden Fall allerbeste Qualität“, fuhr der Mann fort. „Wie auch all die anderen Geräte, die wir für Sie aufgebaut haben.“

Haake hörte mit dem Fächeln auf, entfaltete die Zeitung und starrte noch einmal auf die Schlagzeile, die ihn heute Morgen beim Frühstück angesprungen hatte.

Schmidt & Braun unter den reichsten Männern der Welt

21,4 Milliarden Euro

Die Zeitungsschlagzeile kam selbst für Herrn Haake überraschend. Dabei hatte er doch selbst jeden Tag auf der Website nachgeschaut, wo die Herren Schmidt und Braun stolz ihren Kontostand verkündeten, und gesehen, wie der Reichtum der beiden unaufhörlich wuchs und wuchs.

Ihm fiel die Bemerkung wieder ein, die er gegenüber dem Mann von der Elektronikfirma geäußert hatte. Nur 32 Millionen... Vor zwei Wochen wäre er noch dankbar für 32 Euro gewesen! Immerhin konnte man sich damit eine Wochenration Bratwürste kaufen.

Dann dachte er wieder an Schmidt und Braun. Was für eine Sorte Mensch schrieb seinen Kontostand auf eine öffentlich zugängliche Website?

Er konnte sich die Frage selbst beantworten.

Die selbe Sorte Mensch, die jeden Tag beim Besuch der Webseite schwitzte und hoffte, dass es nicht bergab ging für die Staats-AG. Die selbe Sorte Mensch, von denen es da draußen inzwischen mehr als Hundert Millionen gab, die die Summe anstarrten, und sich fragten, wie lang sie noch damit durchkommen würden. Ganz normal verrückte Leute. Leute, die sich jetzt auf ihn verließen, ihn, ein armes kleines Würstchen von einem Anwalt. Oh wäre er doch bei den Scheidungsfällen geblieben!

„Sorgen Sie einfach dafür, dass das Gerät funktioniert,“ sagte er dem Mann von der Elektro-Firma. „Ich habe das Gefühl, dass wir die einen oder anderen unerwünschten Besucher bekommen werden.“

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Ich habe mich entschieden, vor dem Prozess kommt noch die große Versammlung der Staatsoberhäupter: Die kommt im nächsten Kapitel, und ich bin schon super gespannt was ihr dazu sagt! Natürlich würde ich auch zu diesem Kapitel liebend gerne Feedback hören! Votes, Kommentare, was immer ihr entbehren könnt ;-)

GLG

Robert 

Die Staats-AGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt