Kapitel 51

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Die Welt wurde weiß.

„Was zum...“ Mackensen hielt sich die Hände vor die Augen, um sie vor der plötzlichen blendenden Helligkeit zu schützen. Zuerst dachte er, ein Blitz wäre eingeschlagen. Aber die Helligkeit ließ nicht nach. Außerdem war keine einzige Wolke am Himmel.

Dann kam das Geräusch.

KAWUMM!!

Obwohl Geräusch wahrscheinlich ein zu kleines Wort für diese Ohrenfolter war. Die Fenster des Kleinlasters zersprangen in tausend Stücke. Die bewaffneten Männer in der hinteren Hälfte des Wagens fingen an zu schreien und zu protestieren und benahmen sich alles in allem nicht gerade wie kaltblütige Söldner. Der Kleinlaster schlingerte, als Mackensen versuchte vor sich die Straße auszumachen. Und dann, dann kam die Druckwelle.

Die folgenden Sekunden gestalteten sich sehr turbulent.

Der Kleinlaster kam ungefähr 500 Meter rechts von der Straße zum Stillstand. Von der ursprünglichen Form war nicht mehr viel übriggeblieben. Keine Reifen, keine Scheiben. Der Auspuff war irgendwo auf halber Strecke in einem Busch hängen geblieben.

„Oh-mein-Gott.“

Ein Stöhnen ertönte aus dem Inneren des Wagens.

„Sonst noch irgendjemand bei Bewusstsein?“, erklang eine blecherne Stimme aus der Autoruine.

Keine Antwort.

„Anscheinend nicht. Na dann...“

Mackensen zwängte sich aus der in die Form eines Dreiecks gepressten Türöffnung. Seufzend stand er auf und zog seine Pistole. Der Lauf hätte als Spitze eines Bischofsstabes verwendet werden können. Damit würde er niemanden mehr bedrohen können. Sein Plan sich Schmidt und Braun zu schnappen war wohl ins Wasser gefallen. Aber da gab es ja noch Plan B...

Er sah zum See hinüber, wo das grelle Licht der Explosion allmählich verblasste, und eine gewaltige Rauchwolke in die Luft aufstieg. Es war kein Atompilz, hätte aber durchaus einen Zweiten Platz auf der Rangliste beeindruckender Explosionsnachwirkungen erringen können.

„Vielleicht sollte ich mit den Jungs, die die Entführung vermasselt haben nicht zu hart ins Gericht gehen“, murmelte Mackensen. „Wahrscheinlich brauchen sie nachdem diese Sache vorbei ist sowieso einen Rollstuhl.“

Am Seeufer konnte er einige Gestalten in schwarzen Anzügen erkennen. Sie lagen allesamt bewusstlos auf dem Boden. Mackensen schüttelte den Kopf.

Dann bückte er sich und entfernte aus dem Teil des Autowracks das einmal ein Kofferraumdeckel gewesen war einen silbernen Metallkoffer.

„Na, was soll’s. Ich brauche die Herren Schmidt und Braun gar nicht, um an die Macht zu kommen. Es gibt ja immer noch Plan B.“

Damit wandte er sich um und marschierte davon, auf der Suche nach einem Autofahrer den er bestechen konnte um in zum nächsten Flughafen zu bringen.

*~*~*~*~*~*

Am Seeufer späten die Herren Schmidt und Braun hinter dem Felsen hervor, hinter dem sie Zuflucht gesucht hatten.

„Ist es vorbei, Schmidt?“

„Ich bin mir nicht sicher. Es kommt darauf an wie lange die Flasche gestanden hat. Mit der Zeit bilden sich unten Sedimente, die möglicherweise zu einer zweiten verzögerten Explosion führen können.“

„Was tust du in dieses Teufelsgebräu? Nitroglyzerin?“

„Nur in ganz kleinen Mengen.“

„WAS?!“

„Es ist gesund für die Verdauung. Glaub mir, es hat eine wahrhaft durchschlagende Wirkung.“

Braun betrachtete den Krater, der sich einige Meter vom Seeufer entfernt gebildet hatte.

„Das kann man so sagen.“

„Nnnng.“

„Was war das?“ Schmidts Kopf drehte sich in die Richtung, aus der er das Stöhnen gehört hatte. Die beiden wanderten um den Krater herum und ein Stück das leicht ansteigende Ufer hinauf. Dort fanden sie einen Haufen Gestalten in ziemlich ramponierten schwarzen Anzügen. Rauch stieg von ihnen auf und sie waren über und über mit Sand bedeckt.

„Frisch gewaschen sehen sie beeindruckender aus“, meinte Schmidt.

Braun nickte zustimmend. Wieder ertönte ein Stöhnen aus dem Haufen. Schmidt packte den Ärmel des dazugehörigen Anzugträgers und zog ihn heraus.

„Hey du. Wie heißt du?“

„Ähm...“ Braun räusperte sich. „Ich glaube das ist Schoman, Schmidt. Der Chef des Geheimdienstes.“

„Ach tatsächlich? Gut zu wissen.“ Schmidt schüttelte den am Boden liegenden Geheimdienstchef. „Hey, Schoman. Aufwachen, die Zeit für dein Nickerchen ist vorbei.“

Der Geheimdienstchef stöhnte erneut und öffnete dann langsam die Augen. Er hustete und schüttelte den Kopf.

„Wo...“, fragte er mit heiserer Stimme, „Wo kam die Granate her?“

„Das war keine Granate“, entgegnete Schmidt.

„Molotow-Cocktail?“

„Nein. Schmidt-Bier. Auf die Beine mit Ihnen.“

„Ich... hey! Sie kenne ich doch! Sie sind Herr Schmidt!“

„Stimmt.“

„Männer! Ergreift ihn!“

Die einzige Antwort darauf war ein leises Stöhnen von einem der Männer. Schmidt packte den Geheimdienstchef am Kragen und zog ihn auf die Füße.

„Ich glaube, es wird Zeit, dass wir das Spiel mal umdrehen. Sie haben uns eingesperrt, jetzt wird es Zeit, dass wir sie einsperren.“

Schoman starrte ihn mit offenem Mund an. „Aber das... sie können nicht... das ist vollkommen unmöglich.“

„Wirklich? Es gibt inzwischen sehr viele Staaten auf dieser Welt, in denen Freiheitsberaubung der Direktoren der Staats-AG als Hochverrat angesehen wird, glauben Sie mir. Hm... wohin könnten wir ihn wohl deportieren, Braun, was meinst du?“

Braun strich sich nachdenklich übers Kinn und blickte von Schoman zu zwei Gestalten, die sich gerade am Seeufer entlang näherten. Sie waren beide pitschnass und älteren Datums. Der Mann torkelte ein wenig, doch die Frau marschierte im Stechschritt wie ein General.

„Hm... ich habe da gerade so eine Idee.“

Schmidt folgte dem Blick seines Freundes und musste grinsen. „Goethestraße 14, Braun?“

„Du nimmst mir das Wort aus dem Mund, Schmidt. Deportieren wir ihn in die Goethestraße 14.“

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Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Dies war das vorletzte Kapitel der Staats-AG. 

Die gute Nachricht: ich habe bereits einen Entwurf für das erste Kapitel meines nächsten Buchs verfasst, und hoffe es dauert nach dem Ende der Staats-AG nicht allzu lange, bevor ich mit meinem nächsten Buch beginnen kann.

Ich freue mich schon drauf, was ihr alle zu meinem nächsten Projekt sagt :) :)

GLG

Robert 

Die Staats-AGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt