Kapitel 14

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Drei Tage verbrachten die Herren Schmidt und Braun im Gefängnistrakt des Gerichts, bevor sie von Haake hörten. So ist das Leben – auch die Bestechung von Gefängniswärtern braucht ihre Zeit. Schließlich waren ihre Bemühungen erfolgreich und der Links- und Rechtsverdreher saß wartend auf dem Stuhl im Besuchszimmer.

„Entschuldige, dass es so lange gedauert hat bis ich kommen konnte“, stieß er atemlos hervor als Schmidt den Raum betrat. „Aber ich musste erst einmal herausfinden wohin sie euch gebracht hatten, das war nicht einfach. Und dann musste ich noch jemanden finden, der bereit war, mir eine Anwaltskanzlei auf Kredit einzurichten. Das war bedeutend schwieriger.“

„Wo ist deine Kanzlei?“

„Oh, irgendwo hier in der Stadt. In irgendeiner kleinen Gasse, oder vielleicht ist es auch nur ein Hinterhof, auf jeden Fall hat sie keinen Namen.“

„Vergiss deine kleine Kanzlei in deiner kleinen Gasse.“ Schmidt zog ein ein Scheckheft und einen glänzenden neuen Füller aus der Hosentasche. Er war bei der Bestechung der Gefängniswärter gründlich vorgegangen. Schnell kritzelte er etwas in das Scheckheft, riss den Scheck ab und reichte ihn Haake. „Hier ist ein Scheck über 10 Millionen Euro. Kauf dir ein hübsches Haus, heuere massig Anwälte an, und auch Notare die Urkunden ausstellen können und sich nicht darum kümmern was draufsteht.“

Haake starrte ihn verblüfft an. Eine Weile brachte er keinen Laut heraus. Dann...

„Schmidt... dieser Scheck über 10 Millionen, der ist doch nicht etwa gedeckt?“

„So seltsam es klingt, doch, das ist er. Diese Sache hat uns inzwischen schon fast zu Milliardären gemacht. Aber wir müssen sie am Laufen halten, das ist im Moment lebenswichtig.“

Er reichte dem Anwalt noch ein Stück Papier. Dieser nahm es wie betäubt entgegen.

„Also, hier ist die Vorlage, nach der deine Notare Staatsgründungsurkunden ausstellen sollen. Außerdem heuerst du ein Team von Profi-Informatikern an, die uns eine neue Website nach diesen Skizzen hier“, ein drittes Stück Papier folgte dem zweiten, „zusammenstellen. In allen Sprachen, von Englisch über Chinesisch bis hin zu Gälisch und Libanesisch, verstanden?“

„J-ja.“

„Gut. Danach richtest du ein Callcenter ein, in dem Fragen, Beschwerden und Meinungen, alles was die Leute zu der Staats-AG sagen wollen, entgegengenommen und weiterverfolgt werden. Und dass wir uns richtig verstehen – mit Callcenter meine ich keine Einrichtung, die dazu da ist, Kunden abzuwimmeln oder hinzuhalten, sondern eine schnelle, effizient arbeitende Einrichtung.“

„Ja, Schmidt. Und wenn das Geld ausgeht...“

Schmidt lächelte grimmig.

„Dann meldest du dich bei uns. Wo das herkommt ist noch jede Menge. Eins vor allem ist wichtig: Du musst dich beeilen. Denn wenn die Leute unzufrieden sind, ihre Kronen, Urkunden und was weiß ich noch alles nicht rechtzeitig bekommen, dann ist es aus. Und Du bist genauso ruiniert wie wir.“

Haake sprang auf, erstaunlich schnell für einen so wohlbeleibten Mann wie er einer war.

„Ich mache mich sofort an die Arbeit.“

„Ausgezeichnet. Und eins noch...“

„Ja?“

Haake, der schon halb zur Tür hinaus geeilt war, drehte sich nochmal um.

„Vergiss über all dem nicht, dass du uns hier rausholen sollst.“

Die Staats-AGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt