Langsam knüllte Nolting den Brief zusammen und warf ihn in den Papierkorb.
„Immerhin sind sie höflich“, murmelte er.
„Höflich?“ entfuhr es Schoman. „Diese zwei Kerle sind Schwerverbrecher!“
Diesmal war Schoman im Büro des Staatsanwalts zu Gast. Während der Letztgenannte entspannt in seinem Sessel saß, durchmaß der Geheimdienstchef das Zimmer mit langen Schritten.
„Die Situation wird langsam aber sicher untragbar, Nolting. Die Steuereinnahmen sind auf die Hälfte gesunken, überall gibt es Widerstand gegen die Staatsgewalt, während die Staats-AG und ihre Ideen immer mehr Anhänger finden. Ich habe sichere Informationen darüber, dass sich in Südamerika einige einflussreiche Familien unabhängig gemacht und ihre eigenen Staaten gegründet haben. Und das schlimmste ist: es scheint zu funktionieren! Hier, schauen Sie was ich gestern auf dem Heimweg von der Arbeit bei einem Buchhändler entdeckt habe!“
Nolting nahm das Buch entgegen. Auf der Titelseite war folgendes zu lesen.
DER NEUE WELTATLAS
Aktualisiert nach den neuesten Geschehnissen in der Welt, die die Politiker nicht wahrhaben wollen
Verlag Schmidt & Braun
„Ha. Die haben vielleicht Ideen.“
„Und jetzt schauen Sie sich das an!“
Schoman deutete auf einen kleinen Schriftzug in der linken unteren Ecke.
„12. Auflage“, las Nolting. „17 634 911 verkaufte Exemplare. Beeindruckend.“
„Wir müssen den Prozess sofort beginnen! Vergessen wir das festgesetzte Startdatum am zweiten Juni! Wir fangen an, sobald Sie bereit sind!“
„Meine Leute haben gerade erst begonnen, die potentiellen Geschworenen auszuspionieren. Geben Sie mir entweder noch eine Woche, oder 4 Tage und hundert Ihrer Leute.“
„Sie bekommen einen Tag und 2000 meiner Leute. Wir müssen diesen Prozess gewinnen, und zwar schnell! Die Zeit arbeitet für den Feind.“
Nolting nickte.
„Gut. Ich muss jetzt noch Korrespondenz erledigen. Wählen Sie die Gruppenleiter für Ihre 2000 Hampelmänner aus, und schicken Sie sie in einer Viertelstunde hierher.“
„Sie werden da sein.“
Sobald Schoman das Büro verlassen hatte, griff der Staatsanwalt nach einem halb fertig adressierten Brief und seinem Füller. Langsam und sorgfältig vervollständigte er die Adresse.
Goethestraße 14
Gerichtsgefängnis
Häftlinge Schmidt & Braun
Lächelnd klebte er eine Marke auf den Umschlag und steckte ihn sich in die Hosentasche. Diesen Brief würde er ganz sicher nicht seiner Sekretärin übergeben.
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Die Staats-AG
HumorZwei Unglückliche die in den Wagen des auf sie angesetzten Steuerfahnders gerasselt sind und jetzt für fünf Jahre hinter Gittern sitzen sinnen auf Rache gegen das System: Vom Gefängniscomputer aus eröffnen sie die Website www.staats-ag.de, auf der s...