„...und das würde also Ihren Gesamtgewinn ausmachen. Circa 3 Milliarden brutto, mindestens.“
Herr Ferguson steckte seinen Pointer weg, mit dem er die Gewinnkurve der Staats-AG, sollte sie einer Zusammenarbeit mit seiner Firma zustimmen, dargestellt hatte, und sah Herrn Haake erwartungsvoll an. Der runzelte jedoch die Stirn.
„Hören Sie, selbst wenn ich Geld von Ihnen wollte, dann in Euro und nicht in Brutto. Ich kenne mich nicht mit ausländischen Währungen aus.“
Herr Ferguson verkniff sich eine Bemerkung, und Haake fuhr fort: „Aber ich glaube nicht, dass die Herren Schmidt und Braun sonderlich an der Idee interessiert wären. Hmm... Ich mag Sie, und deshalb mache ich Ihnen einen Vorschlag. Besitzt Ihre Firma...“
„GME.“
„...besitzt GME einen Fernsehsender?“
„Mehrere.“
„In verschiedenen Ländern?“
„Zu unserer Gruppe gehören Fernsehsender auf allen fünf Kontinenten.“
„Ausgezeichnet. Dann machen Sie und Ihre Fernsehexperten Werbung für Schmidt und Braun. Sie richten eine eigene Staats-AG Sendung ein, in der über die neuesten Nationen und den Prozess berichtet wird. Außerdem färben sie Ihre Nachrichten zugunsten der beiden Herren. Sie erwecken Mitleid. Sie reden davon, was für ein wundervolles Gefühl das ist, endlich in Freiheit in seinem eigenen Staat zu leben.“
„Hmm... nicht gerade das normalste Geschäftsangebot, was Sie da vorschlagen.“
„Es ist bisher auch nur mein Angebot. Sie reden mit Ihrem Boss darüber, und ich gehe noch heute ins Gefängnis und unterbreite Schmidt und Braun die Idee. Wenn Sie alle zustimmen, ist die Sache geritzt. Wenn nicht, können Sie's vergessen.“
„Eines muss man Ihnen lassen, Herr Haake. Sie wissen, was Sie wollen.“
„Danke. Im Moment will ich vor allem, dass Sie mich allein lassen. Das war ein sehr interessantes Gespräch, aber ich habe noch viel zu tun.“
„Natürlich. Auf Wiedersehen.“
*~*~*~*~*~*
„Hauptmann! Hauptmann!“
Aufgeregt kam der Gefreite in das auf dem Platz vor dem Gerichtsgebäude aufgebaute Zelt des Hauptmanns gestürmt. Verwirrt blickte er sich um. Der Hauptmann war nirgendwo zu sehen.
„Hauptmann?“ fragte er unsicher.
Lautes Fluchen erklang aus einer von einer Plane verdeckten Ecke des Armeezelts. Der Kopf des Hauptmanns tauchte von hinter der Plane auf.
„Was zum Teufel ist los, Gefreiter? Ich sitze gerade in der Badewanne!“
„Da nähert sich eine Menge Demonstranten, Hauptmann.“
„Wie viele sind es? Hundert? Zweihundert?“
„Tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung.“
„Aber wir haben doch in jeder Richtung Späher auf den Dächern Postiert! Haben die sich noch nicht gemeldet?“
„Sie können nicht zu uns gelangen, Hauptmann. Die Demonstranten kamen urplötzlich aus allen Richtungen. Alle Straßen und Gassen sind verstopft, und aus den Funkgeräten hört man nur Rauschen! Die Demonstranten müssen unseren Funk blockieren!“
„Ihr seid eine räudige Bande von Idioten! Ich komme!“
Als der Hauptmann wenig später auf den Platz trat – in voller Uniform und ohne Badewanne – stockte ihm der Atem.

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Die Staats-AG
HumorZwei Unglückliche die in den Wagen des auf sie angesetzten Steuerfahnders gerasselt sind und jetzt für fünf Jahre hinter Gittern sitzen sinnen auf Rache gegen das System: Vom Gefängniscomputer aus eröffnen sie die Website www.staats-ag.de, auf der s...