Die Frau an der Jahrmarktsbude blätterte gelangweilt in einer zerfledderten Illustrierten. Der Platz zwischen den Buden war wie leergefegt. Kein Wunder. Niemand kam heutzutage noch zu so einer billigen Schau. Ein Elefant ohne Rüssel und mit Löchern in den Ohren, zwei altersschwache Löwen, Akrobaten die immer wieder von den Pferden fielen, und dann noch dieses Zeug. Diese lächerlichen 'Preise', die sie angeblich an die 'glücklichen Gewinner' vergeben sollte, wie es das alte Schild über der Schießbude verkündete.
Angewidert warf sie einen Blick über die Schulter auf die billigen Plastikkronen, Luftballons, und was sonst noch alles bei ihr herumlag. Wer konnte so etwas denn schon wollen?
„Entschuldigen Sie, Fräulein?“
Sie drehte sich wieder um. Vor ihr stand ein kleiner, dicklicher Mann mit schmierigem Haar.
„Ja? Wollen sie einmal Ihr Glück versuchen?“ sagte sie gelangweilt.
„Nein. Aber ich bin sehr an ihrer Ware interessiert. Ist das hier zu verkaufen?“
Der Mann deutete an ihr vorbei – auf die Plastikkronen. Er deutete allen Ernstes auf die Plastikkronen!
„Ähm... das hier ist kein Verkaufsstand. Das ist ein Schießstand.“
„Und?“
„Und... das bedeutet, dass die Sachen dort nicht zu verkaufen sind. Man kann sie nur gewinnen, wenn man eine dieser Zielscheiben dahinten trifft.“
Der Mann blickte von den Bögen und Armbrüsten auf dem Tresen zu den Schießscheiben und zurück.
„Ach. Sind Sie sich da ganz sicher?“
Die Frau nickte. Immerhin machte sie diesen Job schon seit 10 Jahren – machte und hasste. Sie wusste, wovon sie redete.
„Ach, wie schade. Ich habe heute leider keine Zeit mich als Robin Hood zu betätigen. Und Sie sind sich sicher, dass Sie für mich keine Ausnahme machen können?“
Der dicke holte etwas aus seiner Tasche, das verdächtig nach einem Bündel Geldscheine aussah. Einem dicken Bündel Geldscheine. Mindestens 100 mal hundert Euro. Der Frau fiel die Illustrierte aus der Hand.
„Nun ja, ähm... es steht so in den Vorschriften...“
„Ach so, na dann...“ Die Scheine wanderten wieder auf die Tasche des Mannes zu.
„Allerdings“, sagte die Frau und schnappte sich das Bündel, „wer kümmert sich schon um Vorschriften! Ich wollte heute sowieso kündigen.“
„Das nenne ich die richtige Einstellung! Hätten Sie zufällig Lust im meiner Firma anzufangen?“
Die Frau zählte Geld. Und zählte Geld. Und zählte und zählte.
„Liebend gern, Herr...“
„Haake. Als erstes lassen Sie die Plastikkronen zu dieser Adresse hier schaffen.“ Er reichte ihr einen Zettel.
„Ist schon so gut wie erledigt.“
„Ausgezeichnet. Als nächstes finden Sie mir die Person, die diese Plastikkronen herstellt und lassen ihr ausrichten, dass sie ihren Betrieb schleunigst vergrößern soll. So an die 2 000 000 Stück dürften fürs erste reichen. Schicken Sie sie ebenfalls an diese Adresse.“
Ihr Mund klappte auf.
„Wow. Sie müssen aber einen großen Jahrmarkt aufmachen.“
Er zwinkerte ihr zu.
„Den größten des Jahrhunderts, meine Liebe. Den größten des Jahrhunderts.“
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Die Staats-AG
HumorZwei Unglückliche die in den Wagen des auf sie angesetzten Steuerfahnders gerasselt sind und jetzt für fünf Jahre hinter Gittern sitzen sinnen auf Rache gegen das System: Vom Gefängniscomputer aus eröffnen sie die Website www.staats-ag.de, auf der s...