Kapitel 52

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Zeit verging. Die Staaten der Welt zerkrümelten wie altbackene Kekse und Politiker mussten sich beim Arbeitslosenamt anstellen. Die Vereinigten Staaten von Amerika nahmen an Zahl zu und änderten ihren Namen in 'Uneinige Staaten von Amerika'. Die Franzosen starteten ein Dutzend Revolutionen. Überall auf der Welt sprossen neue Staaten nur so aus dem Boden.

Herr Schomann wurde bis zu seinem Prozess von Ihrer Majestät Königin Opperman von der Goethestraße 14 gefangen gehalten. Per Fernseher wurden Bilder von ihm übertragen, wie er unter der persönlichen Aufsicht der Königin schwerste Zwangsarbeit verrichten musste. Die begeisterten Zuschauer konnten den Geheimdienstchef unter anderem beim Staubsaugen, Geschirr spülen und Teppich klopfen beobachten.

Der Prozess des Geheimdienstchefs begann und lief äußerst schlecht für den Angeklagten. Er wurde schon am ersten Tag der folgenden Verbrechen für schuldig befunden: Heimlichtuerei, Tragen von Sonnenbrillen, Miesepetrigkeit und Sodbrennen.

Alles schien für die Staats-AG ausgezeichnet zu laufen.

Doch in den Schatten lauerte die Gefahr.

Einige Wochen später stieg ein dicker Mann vor einem großen Hochhaus aus einem Taxi. Er holte tief Luft und blickte zu den großen goldenen Lettern über der Eingangstür: GME Incorporated.

Er betrat das Foyer, wo ihn eine Blondine mit Zahnpasta-Lächeln begrüßte.

„Guten Tag, mein Herr. Was kann ich für sie tun?“

Der dicke Mann lächelte. „Sie können mich bei Herrn Nolting anmelden.“

„Beim CEO?“ Die Augenbrauen der Blondine schossen in die Höhe und verschwanden fast in ihrer teuren Frisur. „Mein Herr, ich glaube ich kann nicht...“

Der Dicke holte einen Beutel mit Feigen aus der Hosentasche, steckte sich eine in den Mund und kaute genüsslich.

„Sagen Sie ihm einfach ein Geschäftspartner ist hier. Er wird verstehen.“

„Hmm... na gut. Ein Anruf kann ja nicht schaden.“

Die Empfangsdame hob den Hörer ihres Telefons ans Ohr und tippte schnell eine Nummer.

„Herr Nolting? Hier ist ein Herr, der sagt er sei ein Geschäftspartner von Ihnen.“

Sie lauschte.

„Wie er aussieht, Herr Nolting?“ Die Blondine musterte den Neuankömmling kurz. „Nun, ähm... er ist etwas rundlich. Kurzes Haar. Und er isst Feigen. Was? Natürlich, sofort, Herr Nolting.“

Eifrig sprang sie auf und gestikulierte zu einem Aufzug auf dem stand 'Oberste Etage, nur für autorisiertes Personal der Führungsebene'.

„Hier entlang bitte.“ Ihr Zahnpastalächeln erstrahlte in voller Kraft. „Ich bitte um Vergebung wegen der Verzögerung.“

Wenig später trat der Dicke aus dem Aufzug in ein gewaltiges Büro in der obersten Etage. Der ehemalige Staatsanwalt Nolting, Chef der General Media Enterprises Encorporated saß an einem Couchtisch und genoss ein Glas Wein. Er lächelte strahlend, als er den Neuankömmling erblickte.

„Ah, Mackensen. Setzen Sie sich. Ich schaue mir gerade ein sehr unterhaltsames Programm an.“ Er deutete auf einen Fernseher an der gegenüberliegenden Wand, auf dem man beobachten konnte wie Schoman den Rasen der Oppermanns mähte. „Ist zwar eine Wiederholung, aber trotzdem... ich genieße es irgendwie.“

Mackensen nickte zufrieden.

„Ich konnte den Kerl nie ausstehen. Trotz der unerwarteten Entwicklung ist mein Plan B also doch wunderbar aufgegangen. Wir sind Schoman los und können jetzt in aller Ruhe die Früchte unserer Arbeit genießen.“

„Ha. Ihr Plan, ja. Aber ohne mich hätte das nicht geklappt.“

„Zugegeben, mein lieber Nolting. Sie haben Schoman ausgezeichnet in die Richtung manövriert, in der ich ihn haben wollte. Aber dafür haben Sie ja auch einen Anteil von 25% an General Media Enterprises erhalten. Eine mehr als fürstliche Belohnung.“

Der Ex-Staatsanwalt nickte zufrieden. „Durchaus.“

Kopfschüttelnd holte Mackensen einen Zettel aus seiner Hosentasche hervor.

„Ich kann noch immer nicht begreifen, dass die Leute dumm genug sind nicht zu begreifen, dass man mit der Vermarktung von Merchandise- und Nebenprodukten weitaus mehr verdienen kann als mit den eigentlichen Hauptprodukten einer Marke. Ich habe es sogar extra aufgeschrieben, und in meinem Büro zurückgelassen, nur um zu sehen, ob Schoman es findet.“

Jahresabrechnung, für die Partnergesellschaft: GME Incorporated

Einnahmen der Staats-AG aus

Gründungsgebühren: 299 895 034,00 Euro

WAHNSINIGEN Gebühren: 125 093 994,00 Euro

Einnahmen von GME Incorporated aus

Verkauf von Merchandise: 303 480 492 039,00 Euro

„Er hat es nicht gefunden.“

Mackensen machte eine abwerfende Handbewegung. „Dann verdient er es, verurteilt zu werden. Wie lange kommt er eigentlich ins Gefängnis?“

Noltings schmale Lippen zuckten. „Er kommt nicht ins Gefängnis. Er muss nach Brasilien, um dem letzten verbleibenden Kannibalenstamm das Prinzip der freien Staatenbildung zu erklären.“

„Ha! Ich werde Blumen zu seinem Buffet schicken.“

„Geben Sie mir noch einmal den Zettel.“

„Hier.“

„Ach, wie herrlich. Lassen Sie mich rechnen... 75 870 123 009,75 Euro davon gehen an mich. So eine Zahl kann man sich richtig auf der Zunge zergehen lassen.“

„Da brauchen Sie aber eine Zunge wie ein Chamäleon, Nolting.“

„Und das ist erst der Anfang.“ Der Ex-Staatsanwalt rieb sich die Hände. „Immerhin ist es erst das erste Jahr, das vorbei ist. Wir können das noch enorm steigern.“

„Ja. Wir können, und wir werden. Und dann... die armen Herren Schmidt und Braun. Wir brauchen sie gar nicht zu entführen, um sie in unserer Gewalt zu haben.“ Genüsslich steckte sich Mackensen eine weiter Feige in den Mund. „Wenn wir unsere Gewinne geschickt investieren, wer weiß, vielleicht übernimmt General Media Enterprises schon bald die Staats-AG.“

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Habe mich geirrt, das wird doch nicht das letzte Kapitel! :) Es kommt noch ein Epilog hinterher. Na, was denkt ihr? Gewinnt Mackensen die Kontrolle über die Staats-AG? :)

GLG

Robert 

Die Staats-AGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt