Kapitel 23

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Jaschke, der Gefängniswärter, war mit Briefe sortieren beschäftigt. Früher hatte er das nie getan. Er hatte einfach den Stapel einem Häftling in die Hand gedrückt und ihm gesagt, er solle sich darum kümmern. Doch seit die Direktoren und Gründer der Staats-AG hier einsaßen, sortierte er immer die Briefe. Genauer gesagt suchte er immer die Briefe an die Herren Schmidt & Braun heraus und öffnete sie in der Gefängnisküche über dem Dampfkochtopf. Auf diese weise Weise hatte er bereits mehr als 5000 Euro Spenden von politischen Freidenkern eingesackt.

Auch heute war wieder ein Brief an Schmidt & Braun dabei. Jaschke befühlte ihn. Er schien kein Geld zu enthalten, trotzdem machte sich der Wärter auf den Weg in die Küche. Man konnte ja nie wissen, vielleicht war es ja ein Scheck. Und eine interessante Lektüre waren die Briefe an die Staats-AG in jeden Fall.

Eine halbe Minute im Dampf, und der Umschlag ließ sich ohne Probleme öffnen. Der einzige Inhalt bestand aus einer mit schwungvoller Handschrift geschriebene Notiz.

Jaschke entfaltete ihn und las.

Sehr geehrte Herren Schmidt & Braun,

Ihnen steht ein langer und anstrengender Prozess bevor. Sie werden dem Richter vorgeführt werden. Sie werden vor aller Welt lächerlich gemacht werden. Ihre sogenannte 'Firma' wird in den Bankrott getrieben und Sie verbringen den Rest Ihres Lebens im Hochsicherheitstrakt unseres besten Staatsgefängnisses.

Sie denken Sie haben schon das Schlimmste an Gefängnissen gesehen? Ich rate ihnen, denken sie noch einmal darüber nach. Ich garantiere ihnen, sie werden diesen Prozess verlieren, und sie werden nicht sehr erfreut sein über das was folgt.

So gingen die Drohungen in dem Brief noch eine Weile weiter, einschließlich Enthauptung, Kochen bei lebendigem Leibe, Schockgefrieren, Wiederaufnahme in den Schuldienst (Braun) und lebenslangem Alkoholentzug (Schmidt). Schließlich kam Jaschke zum letzten Abschnitt:

Aber es gibt einen Weg, dies alles zu vermeiden, wenn er auch nicht ganz billig ist. Überweisen sie 2 Milliarden Euro auf das Konto mit der Nummer 239580-KDO-43958. Wenn sie dies tun, werde ich nicht ihren sondern meinen Ruf ruinieren, und damit ihre Firma retten. Wenn nicht, dann sind sie beide und ihre 'Geschäftsidee' Geschichte.

Hochachtungsvoll

Adalbert Nolting

Generalstaatsanwalt

Sehr sorgfältig nahm der Gefängniswärter den Zettel in beide Hände, riss ihn in kleine Fetzen, ging zur nächsten Toilette und spülte die Überbleibsel den Abfluss hinunter. Dann kehrte er fröhlich pfeifend zu seinen Pflichten zurück. Seit die Herren Schmidt & Braun im Gefängnis saßen, verdiente er viermal so viel wie sonst. Es gab keinen Grund, diesen Zustand vorzeitig zu beenden.

Die Staats-AGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt