Kapitel 30

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Wolfgang Haake saß in seinem Büro und rückte seine Krawatte zurecht. Nicht, dass er danach besser ausgesehen hätte – das Motiv auf der Krawatte bestand aus einer Cartoonfigur die in einer roten Sprechblase verkündete: „Was glotzt du so, du feiner Pinkel?“. Nein, dass er sich seit neuestem immer eine Krawatte umband hatte rein gar nichts mit Eitelkeit zu tun, es war reine Angewohnheit etwas um den Hals zu tragen. In seinen Gefängniszeiten hatte dort immer das Schild mit seiner Nummer gehangen.

Wieder fummelte er an seiner Krawatte herum. Er war nervös. Sehr nervös sogar. Doch seine Anweisungen waren explizit, und sie kamen direkt von Herrn Braun. Die Staats-AG brauchte Unterstützung. Und Unterstützung für eine ungewöhnliche Firma musste man an ungewöhnlichen Orten suchen.

Langsam nahm er den Telefonhörer ab und wählte die Vorwahl für Brasilien.

Ein Blick auf seinen Notizzettel, und ah, ja, 4-7-1-8-5-7-4-6-4-6-4-3.

Es klingelte. Jemand hob ab.

„Gut Morning“, krächzte der Anwalt in den Hörer und betete, dass seine Englischkenntnisse für diese Sache ausreichen würden. Sprachen die Leute in Brasilien überhaupt Englisch? Oder verständigte man sich dort auf Spanisch, Portugiesisch oder Isländisch?

„Kud ai spiik tu Mister Marninez plihs?“

*~*~*~*~*~*

„Martinez?“ Schmidt starrte seinen Kollegen an, als sei der wahnsinnig geworden. „Den willlst du um Hilfe bitten? Aber der ist doch ein Krimineller. Eine Art Mafiaboss! Ich habe im Fernseher einen Bericht gesehen, er hat krumme Geschäfte mit Glücksspiel im Internet gemacht und auch sonst eine Menge Dreck am Stecken.“

Herr Braun seufzte.

„Hör mal Schmidt, ich sitze im Gefängnis weil ich einen Witz ins Internet geschrieben habe, den die Weltbevölkerung aus Versehen Ernst genommen hat. Ich wäre also vorsichtig mit allzu schnellen Urteilen über die kriminellen Aktivitäten anderer Leute, und bin nicht gerade zimperlich mit wem ich mich verbünde oder was ich tue, bis ich wieder hier raus bin. Martinez ist ein Kunde der Staats-AG, also ein potenzieller Verbündeter, und er hat die Leute und das nötige Know-How um meinen Plan auszuführen. Wir brauchen Computerexperten, professionelle Hacker. Ich kann mich zwar in den Computer unserer Schule hacken, aber bei dem bestand das Passwort auch nur aus dem rückwärts geschriebenen Namen des Direktors. Die Rechner der Regierung sind wahrscheinlich weitaus besser geschützt.“

„Der Regierung? Welcher Regierung? Die der Blumenstraße 8? Oder die des Schopenhauerwegs 24?“

Braun grinste.

„Ich sehe du kommst mit dieser Sache immer besser zurecht. Ich meine den Staat, der jetzt einen Tritt ins Hinterteil bekommt.“

*~*~*~*~*~*

Es klopfte.

„Sind Sie ein Specht, oder was?“, rief Haake. „Machen Sie dass Sie reinkommen. Wenn ich gute Manieren sehen will, sag ich’s.“

Ein Anwaltsgehilfe betrat den Raum. Der junge Mann wankte unter dem Gewicht mehrerer prall gefüllter Aktenordner. Ganz oben auf lagen einige Blue-Ray Discs.

„Das ist soeben per Laster für Sie angekommen. Unten stehen noch einmal circa 2 Dutzend Pakete. Der Mann, der es gebracht hat, hatte Fliegerklamotten an und einen Fallschirm auf dem Rücken. Er sagt, er sei von Brasilien mit dem Düsenjet herüber geflogen.“

„Gut! Stellen Sie sie auf dem Stuhl ab.“

Der Anwaltsgehilfe tat wie geheißen. Keuchend richtete er sich auf. Dann schien er sich an etwas zu erinnern, schob die Hand in die Hosentasche und holte etwas weißes hervor.

„Ach ja, und dann war da noch dieser Brief.“

Der Anwaltsgehilfe überreichte Haake einen unadressierten Umschlag ohne Briefmarke. Darin steckte ein weißes Blatt Papier, mit folgender gedruckter Aufschrift:

Ein kleiner Tribut für eine wundervolle Idee

Auf dem vielleicht nicht schnellsten, aber sichersten Weg

Mit den besten Wünschen an die Herren Schmidt und Braun

Seine Majestät König M.

Haake war so fasziniert von der Menge Daten, die er soeben erhalten hatte, dass er gar nicht bemerkte wie der Anwaltsgehilfe über seine Schulter hinweg den Brief studierte.

„Herr Haake, wofür steht M.?“

„Für.... für Malzbier. Und jetzt raus mit dir, und zwar dalli dalli!“

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Juhuu! 30 Kapitel :) Bald geht es für Schmidt & Braun vor Gericht, also darf man gespannt sein! Und für all die, die es noch nicht mitbekommen haben: per externem link rechts geht es zu meiner Facebook-Seite :)

GLG

Robert

Die Staats-AGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt