Kapitel 32

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Die Tür klickte, als sie ins Schloss fiel.

„Guten Abend, Herr Mackensen.“

Der beleibte Beamte drehte sich halb um und nickte dem Staatsanwalt zu.

„Abend, Nolting. Und? Haben Sie die Antwort auf unseren Brief an die Herren Schmidt & Braun erhalten?“

„Nein.“

„Wie bitte?“

„Ich sagte nein.“

„Ja, das habe ich schon gehört, aber...“

Verwirrt schüttelte Mackensen den Kopf und griff nach der Zeitung die vor ihm auf dem Tisch lag.

„Warum sollten sie unser Angebot nicht annehmen? Ich meine am fehlenden Kapital kann es nicht liegen. 21, 4 Milliarden...“

Nolting nickte.

„Ja, es ist seltsam. Vor allem, dass ich nicht einmal eine Antwort bekommen habe. Normalerweise sind die beiden geradezu unverschämt höflich. Ich habe gerade erst einen Brief von Herrn Braun erhalten, in dem er die Qualität des Fruchtsalats lobt, den man den Häftlingen im Gerichtsgefängnis als Beilage zum Mittagessen serviert.“

Mackensens Augen funkelten.

„Die beiden wollen es wohl allen Ernstes auf einen Kampf ankommen lassen.“

„Sieht so aus, ja.“

Nolting zögerte einen Moment, dann fuhr er fort.

„Herr Mackensen, morgen ist die Versammlung der Gruppe, die sich WAHNSINN nennt. Was soll ich tun?“

„Sie haben mit Schoman eine Überwachung abgesprochen?“

„Ja.“

„Dann führen Sie sie durch. Wir haben keinen Grund, die Herren Schmidt und Braun zu verschonen. Sie hatten ihre Chance. Von jetzt an herrscht Krieg zwischen uns und der Staats-AG! Tun Sie alles was Sie können um die beiden zu zermalmen – und vergessen Sie dabei nicht den Mist den der Herr Geheimdienstchef anstellt wieder auszubügeln.“

„Ja, Herr Mackensen.“

„Guten Abend,“ sagte Mackensen und wandte sich wieder seinen Bildschirmen zu. Es war offensichtlich ein Signal: das Gespräch war zuende.

„Guten Abend.“ Nolting nickte Mackensen zu und verließ den Raum.

*~*~*~*~*~*

Einer nach dem anderen gingen die Leute den Gang hinunter, nannten dem Türsteher ihren Namen und zeigten die Urkunde vor. Keiner von ihnen wusste, dass ihr Gesicht von einem Laser abgetastet und von einem damit verbunden Computer mit 3-D Daten verglichen wurde, die direkt aus den Archiven der Regierung stammten. König Martinez hatte bei seiner Datenbeschaffung für die Staats-AG ganze Arbeit geleistet.

Konferenzteilnehmer Nummer 31, Herr Otto Nabering, war der erste Treffer. Der Türsteher zuckte zusammen, als sich die Stimme aus dem winzigen Lautsprecher in seinem rechten Ohr zum ersten Mal meldete.

Während er so tat als sähe er sich die Urkunde des Konferenzteilnehmers an, hörte er im Gegenteil sehr intensiv zu.

Als der Mann weitergehen wollte, hielt der Türsteher ihn am Arm fest.

Könnte ich bitte die Aufmerksamkeit aller Anwesenden für einen Moment für mich beanspruchen?“

Haake stand auf dem Podium das in der Mitte der Halle errichtet worden war und hielt ein Mikrophon in der Hand. Seine Stimme erklang zehnfach verstärkt aus Lautsprechern links und rechts von ihm.

Der Herr, der gerade versucht sich dem Griff des Türstehers zu entwinden hat seinen Namen mit Otto Nabering angegeben. Doch so heißt er nicht. Er ist auch nicht 35 Jahre alt und arbeitet keineswegs als Kassierer in einer Bank. Sein Name ist Gerold Wikler, er ist 37 Jahre 3 Monate 4 Tage 16 Stunden, 56 Minuten und lassen Sie mich sehen... exakt jetzt 10 Sekunden alt.

Sein Beruf ist Geheimagent.“

Bei den letzten Worten verstummten die gemurmelten Gespräche der Anwesenden alle auf einen Schlag. Alle Blicke richteten sich auf Herrn Winkler, der immer noch versuchte sich aus der Umklammerung des Türstehers zu befreien. Haake hatte die volle Aufmerksamkeit seines Publikums.

Übrigens,“ fuhr er fort, „würde ich Ihnen nicht empfehlen Ihre Dienstwaffe zu ziehen, Herr... warten Sie, ich sehe nach wie Ihre Agentennummer lautet. Mit einem Geheimagenten kann man sich erst richtig unterhalten, wenn man seine Nummer kennt. Dann hat man etwas, worauf man aufbauen kann, meine Damen und Herren Staatsoberhäupter. Das ist so ähnlich, wie wenn man zusammen Golf gespielt hat... ah, ja. Da ist Sie ja. 393KDO939LDJ. Du meine Güte, ist das kompliziert. Da müssen wir uns etwas Kürzeres ausdenken. Wie wäre es mit 110? Wenn Sie weiterhin versuchen, sich aus der Umarmung unseres prächtig uniformierten Freundes zu befreien, wählen wir auf jeden Fall 110, mein lieber, dann sind sie nämlich ohnehin reif fürs Krankenhaus.“

Haake legte eine strategische Pause ein. Zuerst kam ein wenig Gelächter. Doch dann die Stille... und die erste Frage. Jemand in der Menge hob vorsichtig eine Hand.

„Sagen Sie, Herr Haake, ist der Mann wirklich gekommen um uns auszuspionieren?“

Haake zuckte mit den Schultern. „Nun er könnte natürlich auch gekommen sei, um die in Paprikasoße eingelegten Essiggurken am Büffet zu probieren. Ein Spezialrezept von Herrn Braun. Und das Bier ist sicher auch nicht schlecht, es stammt aus Herrn Schmidts Lieblingskneipe.“

Diese Antwort war viel besser als ein Ja. Viel besser.

Noch eine Hand kam nach oben.

„Und die Regierung will dies alles wirklich verhindern, will uns unsere Unabhängigkeit wegnehmen? Was können wir dagegen tun?“

Ah, bevor ich diese Frage beantworte, schätze ich dass unser Freund der seine Sonnenbrille und seinen schwarzen Anzug zu Hause vergessen zu haben scheint, uns besser verlassen sollte. Und mit ihm sollten wir uns auch noch einiger anderer Herren und Damen entledigen, die dort unten im Eingangsbereich stehen. Leute, kümmert euch darum.“

Auf Haakes Befehl hin erschienen zwei Dutzend Leute vom Sicherheitspersonal aus einer Tür an der Seite der Halle und pickten zielstrebig einen Geheimagenten nach dem anderen aus der Menge. Einige versuchten Widerstand zu leisten, der jedoch dahinschmolz wie Schnee in der Sonne im Angesicht des gerechten Zorns der hunderte sie umgebender Könige und Präsidenten. Bevor die Geheimagenten auf die Straße gesetzt wurden, bekam jeder noch eine Gratis-Sonnenbrille – ein Werbegeschenk der Staats-AG.

Als nur noch echte Kunden der Staats-AG zugegen wahren, warf Haake das Mikrofon weg und stieg vom Podium.

„Das Ding brauche ich nicht mehr. Schließlich seid Ihr nicht hier, um mir zuzuhören. Ich bin nur der Gastgeber. Ehrenwerte Zuschauer, ich präsentiere ihnen die Zukunft unserer Staatssicherheit, das Bollwerk gegen die Unterdrückung... FRAU OPPERMANN!“

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Die große WAHNSINNIGEN-Versammlung hat angefangen! Und entspricht sie euren Erwartungen? Ich hoffe auf euer Feedback!!

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GLG

Robert 

Die Staats-AGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt