Kapitel 3

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Sidneys feuerroter Sportwagen fuhr mit voller Geschwindigkeit an den Lijoplantagen vorbei. Die Straße des 27. Juni war so weit im Süden immer leer und ließ das bedenkenlos zu.

„Tritt aufs Gas, sonst kommen wir nicht rechtzeitig an", murmelte Veronica, ohne vom Beifahrersitz aus den Tachometer aus den Augen zu lassen.

„Ich fahre 180 Stundenkilometer", sagte Sidney, der sich auf die Straße konzentrierte. „Wenn ich noch mehr Gas gebe, werden wir nicht anhalten können, wenn wir da sind."

„Feigling", flüsterte das Mädchen.

Konrad ruhte sich auf dem Rücksitz aus und starrte auf die prächtigen Plantagen, die mit den Bäumen vom Waldreservat in der Ferne kilometerweit verschiedene Grün- und Gelbtöne in die Landschaft malten. Einige wenige Häuser kamen so schnell ins Blickfeld, dass man ihre Architektur nicht erkennen konnte.

Sidney bremste abrupt, so wie er es immer tat, und zeigte an, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Nachdem sie neben anderen Autos unter einem einfachen, von Säulen getragenen Dach geparkt hatten, stiegen die drei eilig aus dem Sportwagen.

„Es ist 12:50 Uhr", sagte Konrad, als er auf seine Armbanduhr schaute. „Anscheinend haben wir es geschafft."

Mit schnellen Schritten gingen sie den gepflasterten Weg entlang. Der Wind verzieh nicht die fehlenden Hindernisse in seinem Weg und wehte immer ungestüm, aber an diesem Tag war er heftiger als je zuvor. Das Haar von allen wirbelte durcheinander, sogar die dicken Strähnen von Sidneys Lockenschopf.

„Wir kommen nur deinetwegen zu spät", motzte Veronica und schaute Sidney an. „Ich bin bei Elio zu Hause zum Lijonadetrinken eingeladen und kann erst halb eins gehen", äffte sie ihren Freund mit schrillem, genervtem Tonfall nach."

„Das war nicht meine Schuld. Elio hatte mich schon vor langer Zeit eingeladen und Herr Crimson von einem Moment auf den anderen..."

Ein Luftzug streifte Sidney und ließ ihn innehalten.

„Was ist jetzt?", fragte Veronica.

„Nichts", antwortete er und ging weiter.

Die Sonne schien nicht oft in Uspiam und dieser Tag war keine Ausnahme. In den Lijoplantagen war es jedoch etwas wärmer als im Stadtgebiet, es gab hier nicht so häufig Wolken und sie waren dünner.

Sie kamen an das Ende der Pflasterstraße und vor ihnen erhob sich die Villa der Crimsons – ein Bauwerk, das ebenso alt wie prunkvoll war.

Der Fußboden vor ihnen war vollständig gepflastert und zwischen den Steinen wuchs grünes Moos und erweckte den Eindruck, man stünde auf einem kleinen Platz. In der Mitte spritzte ein runder Springbrunnen Wasserstrahlen in den Himmel und um ihn herum wuchs ein kleiner, runder Garten mit Blumen und Büschen in allen Farben.

Die Villa war riesig und von ihrer Architektur wurde man in eine frühere Zeit voller Maler und Dichter transportiert. Filigrane Balkons schmückten breite, offene Fenster, die dem Sonnenlicht ermöglichten, sogar bis in den kleinsten Winkel vorzudringen. Es gab überall Türen und sie waren nie geschlossen, ungeachtet der Uhrzeit oder des Tages.

Die jungen Leute gingen eine Freitreppe hinauf bis zum Haupteingang, der wie erwartet sperrangelweit geöffnet war. Sie gingen hindurch, in die weitläufige Empfangshalle, die von einer eleganten Treppe und einem pompösen Kronleuchter geschmückt war.

April erschien am Ende der Treppe in der zweiten Etage. Mit einer goldenen Bürste in ihren Händen kämmte sie ihr glattes, kastanienbraunes Haar und an ihrem schlanken, zarten Körper trug sie ein kurzes, geblümtes Kleid mit schmalen Trägern, das alle ihre sanften Kurven in perfekter Symmetrie erahnen ließ.

Die Edelsteine von UspiamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt