Kapitel 21

13 4 0
                                    

Veronica betrat eilig das Zeichenzimmer, wo ihr Wahlfach stattfand. Sie hatte sich ein paar Minuten verspätet, doch dann stellte sie fest, dass der Lehrer noch nicht da war. Als sie langsamer ging, spürte sie einen kräftigen Stoß, von dem ihre Bücher zu Boden fielen.

„Du dumme Schlampe! Hast du etwa keine Augen im Kopf?", schrie sie wütend, als sie merkte, dass Reese Wigton sie geschubst hatte.

„Entschuldige, ich habe dich nicht gesehen. Wenn du nicht mit deinen kleinen Freunden zusammen bist, wirkst du noch unscheinbarer."

„Du weißt nicht, mit wem du dich angelegt hast!", rief Veronica und rannte mit der Absicht auf Reese zu, ihr einen Schlag mit der Faust zu verpassen."

Reese hob ihr Bein und schickte sie mit einem Tritt in den Magen abrupt zu Boden. Veronica fiel auf den Steiß und stieß mit dem Rücken gegen eine Bank. Als sie Atmen wollte, konnte sie nicht, der Schlag hatte ihr die Luft genommen. Alle im Klassenzimmer schauten sie gespannt an. Reese war schon auf ihrem Platz und unterhielt sich ganz in Ruhe mit ihrem Zwillingsbruder.

„Bei den Wassern von Uspiam!", rief Marycella und half Veronica beim Aufstehen. „Bist du in Ordnung, Baby? ... setz dich hierhin... atme... du bist ganz blau."

„Zum Teufel mit Reese!", sagte Veronica und schnappte schnell nach Luft. „Sie hat mich angerempelt, ich habe versucht ihr..."

„Ich habe alles gesehen, Baby", sagte Marycella und streckte ihre Hand aus, um Veronica eine Flasche Wasser zu geben, „du musst es mir nicht erzählen, trink einen Schluck. Tamiko, hilf mir bitte, Veronicas Sachen aufzuheben.

Tamiko hob Veronicas Hefte auf und setzte sich zu den anderen Mädchen.

„Die Stadt hat sich rasch mit komischen Fremden gefüllt", sagte sie und legte die Bücher auf Veronicas Bank. „Die meisten von ihnen kamen im Sommer und die Wigton-Geschwister sind der Beweis dafür, dass nicht alle gut sind."

„Dein Vater ist der Bürgermeister, Marycella", sagte Veronica und trank einen Schluck Wasser, „er müsste wissen, warum so viele Fremde herkommen."

„Also Mädels, ich muss euch leider sagen, niemand weiß genau, warum so viele Fremde herkommen. Ich kann euch bloß bestätigen, dass mein Vater sehr froh darüber ist, dass es in Uspiam einen Einwanderungsboom gibt."

„Meine Eltern sagen, die Fremden sorgen für Unsicherheit", erwiderte Tamiko. „Sie haben sogar einen Bericht über das Verschwinden von jemanden in der Zeitung geschrieben."

„Der Sheriff bittet meinen Vater immer wieder um mehr Kontrolle und Überprüfung bei den Neuankömmlingen", fuhr Marycella fort, „aber ihr kennt ihn ja, er ist sich nicht gerade sehr bewusst über die Prioritäten, ganz zu schweigen von der Genehmigung, die er bewilligt hat, um in der Carolas-Gebirgskette zu bauen. Es hat einige Diskussionen deswegen gegeben."

„In den Carolas!", rief Veronica. „Das ist Teil des Reservats, dort darf man nicht bauen."

„Theoretisch darf man nicht, Baby, aber mein Vater sagte, dass dieses Projekt Investition und Wohlstand brächte..."

„Weißt du, was sie bauen wollen?"

„Natürlich!", rief Marycella. „Ein Multimillionen schwerer Magnat möchte dort wohnen, er wird ein riesiges Anwesen dort bauen."

„Ein Multimillionär, der in Uspiam wohnt? Das ist ja komisch", fügte Tamiko hinzu. „Mein Vater weiß noch nichts davon, er hat noch nichts darüber in der Zeitung veröffentlicht."

„Und ich hoffe, er erfährt nichts darüber aus deinem Munde, mein Vater hält es geheim", flüsterte Marycella, „wenn dann der Bau fortgeschritten ist, kann ihn niemand mehr stoppen."

Die Edelsteine von UspiamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt