April hatte ihre ganze Konzentration auf die Tafel gerichtet. Ein kleiner Lehrer, genauso hoch wie breit, mit einer klitzekleinen Nase und runder Brille erteilte den Biologieunterricht, ihr Lieblingsfach, in dem sie die besten Noten erzielte.
Ihr Handy auf der Bank vibrierte, weil sie eine Nachricht bekam, und lenkte sie ab.
Marycella: Hey! Hast du schon den blonden Jungen gesehen, der dir schräg gegenübersitzt?
April nahm verstohlen das Handy, damit es der Lehrer nicht merkte, und antwortete.
April: Ja, schon am ersten Tag. Wenn ich mich nicht irre, heißt er Belmont. Was ist mit ihm?
Marycella: Was mit ihm ist? Bist du blind? Er sieht unglaublich gut aus, schau dir dieses Haar an, es ist fast weiß, er scheint einem Märchen entsprungen zu sein.
April: Ja, er ist hübsch.
Marycella: Bloß hübsch? Baby, ich weiß nicht, was mit dir los ist. Wir müssen dir eine Brille besorgen, mal sehen, ob sich dann dein Sehvermögen bessert.
April: Hahaha, ich hab dir doch gesagt, er ist hübsch. Was willst du noch?
Marycella: Nichts. Ich meine nur, dass endlich Ersatz für Sidney gekommen ist.
Es klingelte zur Pause und April nahm ihre Sachen. Sie schaute noch einmal zu dem Jungen, den ihre Freundin erwähnt hatte, und ihre Blicke trafen sich flüchtig. Er hatte kaffeebraune Augen. Als sie aus dem Klassenzimmer gingen, sprach Marycella sie an:
„Ich weiß nicht, wieso er dir nicht gefällt, er ist wunderschön. Ich hab dir ja schon gesagt, ich würde sogar das Genie Sidney für ihn verlassen."
„Ich kenne ihn doch gar nicht, wie soll er mir da gefallen?", fragte April. „Und deine Haltung gegenüber Sidney finde ich überhaupt nicht lustig."
„Tut mir leid, Baby, reg dich nicht auf", entschuldigte sich Marycella. „Was wollen wir heute Nachmittag machen, Kaffee oder Maniküre?"
„Maniküre, meine Nägel sind hin", sagte April und zeigte ihre Hände.
„Nun, Baby, du schreibst mir nachher. Meine nächste Unterrichtsstunde ist am anderen Ende der Schule und ich bin spät dran."
Marycella verschwand und April öffnete ihr Schließfach. Jetzt war der Diamant in ihrer Villa, sehr gut versteckt, weit weg von neugierigen Fremden. Sie suchte nach den Büchern für die nächste Stunde und nahm sie vorsichtig heraus. Plötzlich schloss jemand die Tür des Spinds vor ihrer Nase und sie zuckte zusammen. Der Verantwortliche stand neben ihr, es war Belmont, der blonde Typ, von dem Marycella nie aufhörte zu reden.
„Wo habt ihr sie gefunden?", fragte er, ohne seinen Blick von ihr abzuwenden.
„Was?", fragte April verwirrt. „Wer bist du?"
„Ich bin Belmont Storgard und du weißt genau, was ich meine."
„Nein ... weiß ich nicht", zögerte April und sortierte weiter ihre Bücher.
„Wo habt ihr die Edelsteine gefunden?"
„Welche Edelsteine?", fragte April und versuchte ihre Nervosität zu verbergen.
„Du musst es mir sagen", setzte der blonde Junge beharrlich nach.
„Nein ... Ich weiß nicht wovon du sprichst."
„Wir müssen reden, ich muss euch das erklären, aber ich kann das nicht hier, wir müssen in den Wald gehen ..."
„Ich kenne dich nicht!", rief April laut und trat ein wenig zurück. „Ich werde nirgendwohin mit dir gehen und ich weiß nicht, über welche Edelsteine du sprichst."
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Die Edelsteine von Uspiam
FantasyApril, Konrad, Sidney und Veronica sind vier Jugendliche, die in einem beschaulichen Städtchen mitten in einem riesigen Waldreservat leben, in dem nie etwas Aufregendes passiert. Wenigstens bis zu jenem Tag, als die vier Freunde mitten auf der einsa...