Kapitel 8

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 „Ich muss gehen, mein Kind", sagte eine junge Frau mit goldenem Haar, nachdem sie die gestellt hatte.

„Schon wieder?", fragte Veronica und setzte sich vor das frisch servierte Essen. „Du kannst nicht weiter jeden Tag Doppelschichten übernehmen, Mama. Du hast ja nicht einmal mehr Zeit zum Schlafen."

„Ob ich will oder nicht, ich muss es tun", sagte und öffnete die Kühlschranktür. „Wir haben kein Geld, um die Raten für das Haus zu tilgen und ich habe noch nicht das Darlehen zurückgezahlt, von dem ich dir das neue Handy gekauft habe", fuhr sie fort und nahm eine Lijonade heraus.

Veronica fühlte sich schuldig. Ihre Mutter verdiente als Rezeptionistin im Hotel Hipnos kaum genug für den Lebensunterhalt und sie hatte ihr Telefon kaputtgemacht, als ob sie Geld übrig hätten.

„Weißt du, Mama, ich könnte auch arbeiten..."

„Natürlich nicht."

„Es könnte ein Teilzeitjob sein", sagte Veronica eilig angesichts der Ablehnung. „Dann müsste ich die Schule nicht verlassen."

„Nein, Veronica", sagte Franchesca und stellte die Lijonade neben die gefüllte Paprika in Walnusssoße.

„Bitte, Mama. Du kannst die Familie nicht allein unterhalten."

„Natürlich kann ich das! Ich habe es sechzehn Jahre lang getan und werde es weiterhin tun."

„Ich verstehe nicht, warum du meine Hilfe nicht annimmst."

„Das ist nicht so einfach, Veronica!", rief Franchesca und wurde laut.

Einen Moment lang spürte man die Anspannung und Frau Lazzari nahm Platz und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände.

„Mein Kind", sagte sie wieder in einer normalen Lautstärke, „Lernen ist von größter Bedeutung und wenn du dieser Familie wirklich helfen willst, musst du lernen, um etwas aus deinem Leben zu machen."

„Du arbeitest dich tot und ich lese bloß Bücher, die mich nicht einmal interessieren..."

„Du hättest das vorige Jahr fast nicht bestanden und deine einzige Aufgabe war das Lernen, genau wie jetzt, und sie wird es solange sein, bis du deinen Abschluss gemacht hast."

„Im Moment habe ich keine andere Wahl", murrte das Mädchen, „aber wenn ich meinen Abschluss habe, werde ich in eine große Stadt ziehen und mir einen Job suchen, der mir die Möglichkeit gibt, dir zu helfen."

„Auch da irrst du dich", sagte Franchesca und strich ihrer Tochter übers Haar. „Du wirst auf die Universität gehen und erst dann wirst du eine gut bezahlte Arbeit in der Stadt bekommen, wie du es möchtest."

„Und wovon wirst du die Universität bezahlen? Hast du nicht schon genug Schulden gemacht, um dieses Haus zu kaufen?"

„Bei den Wassern von Uspiam, Veronica", seufzte ihre Mutter und stand vom Stuhl auf. „Wenn du fertig bist, spül das Geschirr und dann kannst du ins Krankenhaus gehen. Sag Konrad schöne Grüße von mir und alles Gute."

Veronicas Mutter gab ihr links und rechts ein Küsschen auf die Wangen und umarmte sie.

„Ich hab dich lieb, Mama", sagte sie, als ihre Mutter schon fast an der Tür war.

„Und ich liebe dich, Veronica", sie warf ihr einen Kuss zu und schloss die Tür hinter sich.

Das Mädchen blieb allein in dem kleinen Esszimmer neben der winzigen Küche und dem bescheidenen Wohnzimmer. Sie hatte wegen der angespannten Unterhaltung mit ihrer Mutter nicht gemerkt, wie hungrig sie war. Zuerst trank sie den köstlichen Ajiaco in großen Schlucken direkt aus der Schüssel. Zum Glück spielten die guten Tischmanieren, die in Uspiam so großgeschrieben wurden, in der Privatsphäre, in der sie sich jetzt befand, keine Rolle.

Die Edelsteine von UspiamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt