Konrad und Veronica verbrachten einige Stunden damit, das Gebiet nach Sidney abzusuchen, wo sie behauptete, ihn verloren zu haben. Sie konnten ihn nicht finden und waren erschöpft, also beschlossen sie, zur Schule zurückzukehren.
Unterwegs wurde aus dem anfänglichen Nieselregen ein sintflutartiger Wolkenbruch. Gemeinsam rannten sie, um sich unterzustellen, und sahen April ganz still auf der aufgeweichten Wiese stehen.
Sie gingen auf sie zu. Ihre Augen waren weiter als normalerweise geöffnet. Konrad versuchte, sie mit Bewegungen vor ihrem Gesicht zu erschrecken, hatte jedoch keinen Erfolg. Der Regen wurde immer stärker. Der Himmel war grau und das Geräusch der zahllosen niederprasselnden Regentropfen war ohrenbetäubend. Aus den Bergen der Carolas-Gebirgskette zogen Blitze heran, aber April schien sich nicht davon beeindrucken zu lassen.
„Was machen wir jetzt?", schrie Veronica.
„Wir müssen sie aufwecken, bestimmt gibt es in Kürze ein Gewitter", brüllte Konrad, damit sie seine Stimme bei dem Lärm hören konnte.
Veronica packte ihre Freundin an der Schulter und rüttelte sie so kräftig, dass sie hinfiel. April bewegte sich und war verwirrt. als sie sah, dass Konrad und Veronica durchnässt waren.
„Was ist los?"
„Das müssten wir dich fragen. Wir haben dich hier wie benommen stehen sehen", schrie Veronica und versuchte, mit ihrer Stimme den Krach zu durchdringen.
„Wir müssen jetzt hier weg", mahnte Konrad und reichte April eine Hand, um ihr auf die Beine zu helfen.
Als alle losrannten, schlug April einen anderen Weg als ihre Freunde ein. Sie lief zur Schule.
„Was machst du denn?", fragte Veronica.
„Ich gehe zur Schule."
„Weißt du nicht, wie spät es ist?", sagte Veronica. „Es ist sechs Uhr nachmittags. In der Schule ist niemand mehr, sie ist geschlossen."
April blieb urplötzlich stehen, diesmal war sie bei vollem Bewusstsein, aber sie suchte nach einer Erklärung. Wie lange hatte sie da im Regen gestanden? Sie hatte nach ihren Freunden gesucht, das war das Letzte, woran sie sich erinnerte.
„Komm schon, April!", rief Konrad, packte sie am Arm und zog sie mit.
Die drei stiegen in Aprils Auto ein, sie am Steuer, neben ihr Veronica und Konrad auf dem Rücksitz.
Alle waren triefnass und zitterten. Die Umgebungstemperatur war sogar im Auto eiskalt. Niemand sprach, aber es war keineswegs still. Donner grollten mächtig, Blitze erleuchteten die ganze Stadt und Regentropfen peitschten gegen die Fensterscheiben.
Konrad sprach nach langer Zeit die erste Frage aus.
„Ich verstehe das nicht, das alles ist sehr verwirrend, wir müssen..."
„Wir müssen reden", unterbrach ihn April leise, „ich habe euch viel zu erzählen."
„Ich akzeptiere, dass etwas Merkwürdiges in der Stadt vor sich geht", sagte Veronica, „aber das heißt nicht, dass ich euch jeden Blödsinn glaube, den ihr über Oger und Menschen ohne Gesicht erzählt."
„Wir können irgendwohin nach Brouillard gehen", schlug April vor, startete den Wagen und fuhr los.
In Uspiam brach die Nacht an und das Wetter wurde noch schlechter. Ein dichter Nebel legte sich langsam über die Straße und ein paar Minuten später trat April sanft auf die Bremse und das Auto hielt langsam an.
„Was ist jetzt?", grummelte Veronica.
„Sieh auf die Straße", antwortete April.
Alle schauten gespannt nach vorn. Ein paar Meter entfernt lag ein Körper, doch man konnte nicht genau erkennen, wer es war.
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Die Edelsteine von Uspiam
FantasyApril, Konrad, Sidney und Veronica sind vier Jugendliche, die in einem beschaulichen Städtchen mitten in einem riesigen Waldreservat leben, in dem nie etwas Aufregendes passiert. Wenigstens bis zu jenem Tag, als die vier Freunde mitten auf der einsa...