„Ja, ich habe selbst mit meinen eigenen Händen dieses neue Reserverad in Ihr Auto getan", bestätigte ein dickbäuchiger Mann in einem blauen, verschlissenen Arbeitsanzug, der ganz ölig war.
„Wie sicher sind Sie sich?", fragte Konrad den Mechaniker mit Nachdruck.
„Sehr", sagte der Mann und spuckte schleimigen Auswurf auf den Boden. „Wie ich bereits sagte, ich selbst habe die Reifen hineingelegt und ich versäume gerade meine Arbeit, während ich mit Ihnen rede."
Der Mechaniker watschelte wie ein Pinguin davon. Konrad wusste, was das bedeutete. Es war absolut kein Zufall gewesen, dass sie in dieser Nacht liegengeblieben waren. Jemand hatte das Reserverad aus dem Kofferraum genommen.
Er steckte die Quittung, die er in seinen Händen hielt, in die Hosentasche und ging zu seinem Wagen. Eine vertraute Stimme ließ ihn innehalten und er drehte sich um. Es war Dasha, die sich neben einem Auto mit ihren Eltern unterhielt.
„Dasha!", schrie Konrad, erregte ihre Aufmerksamkeit und ging auf das Mädchen zu.
„Was machst du hier?", fragte die Rothaarige mit missmutigem Gesicht.
„Ich habe gerade einen Reifen bei meinem SUV gewechselt. Er hatte einen Platten..."
„Ich habe dich aus Höflichkeit gefragt. Ich dachte, wir hätten unsere Beziehung geklärt."
„Entschuldigung, ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen."
„Das tust du aber."
„Wohin wollt ihr?", fragte er, als erwartete er eine Tracht Prügel.
„Wir wollen meine Großmutter in der Psychiatrischen Klinik besuchen."
„Seid lieber vorsichtig..."
Dasha drehte sich um, ignorierte ihn und stieg ins Auto ihrer Eltern. Da war nichts mehr zu machen. Er hatte alles ruiniert, was er mit dieser Rothaarigen hätte haben können. Niedergeschlagen schlurfte er zurück zu seinem Wagen, während er ein trockenes Blatt aus dem Wald anstarrte und in Brand steckte.
Zwischen den Bäumen im Wald tauchten noch mehr Flammen auf, als würden sie sich vermehren, doch sie waren anders: Sie hatten menschliche Formen und gingen in Reihen.
Er schlich sich in den Wald und dachte, dass diese Leute nicht weit weg sein konnten, und lief auf die Flammen zu. Jetzt, wo er näher bei ihnen war, erkannte er, dass die Flammen ein Teil ihres Körpers waren. Wenn sie ihre Gliedmaßen bewegten, bewegte sich auch das Feuer.
„Guten Tag", sagte er und plötzlich schleuderte jemand eine große Flamme auf ihn, die seine ganze Kleidung verbrannte, doch er blieb unverletzt.
Schon wieder nackt? Und die Kirschblüten fallen wieder, dachte er und im Handumdrehen war er von Flammen umgeben. Einige dieser Wesen betrachteten ihn mit ihren roten Augen und flackerten auf.
„Er ist es!", schrie einer.
„Nein!", rief ein anderer.
„Und ob!", meinte der Erste. „Wenn nicht, wäre er verbrannt."
„Wenn ihr den Rubin sucht", sagte Konrad und hielt sich mit einer Hand seinen Penis zu, „das bin ich."
„Ich habe es dir gesagt, ich habe gewonnen!", rief einer. „Wir sind die Heliopathen, deine Beschützer."
„Wenn er wirklich der Rubin ist."
Beide Heliopathen klangen wie alte Männer. Ihre Stimmen waren rau und kratzig und sie sprachen in einem ständig vorwurfsvollen Tonfall.
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Die Edelsteine von Uspiam
FantasyApril, Konrad, Sidney und Veronica sind vier Jugendliche, die in einem beschaulichen Städtchen mitten in einem riesigen Waldreservat leben, in dem nie etwas Aufregendes passiert. Wenigstens bis zu jenem Tag, als die vier Freunde mitten auf der einsa...