Kapitel 23

9 4 0
                                    

Das Haus der Brunners war leer und Konrad hatte sich auf sein Zimmer zurückgezogen. Frau Brunner war noch nicht von ihrer Reise zurück und auch ihr Ehemann hatte eine angetreten. Das Abendessen bei der Familie Kovac war in ein paar Stunden und er konnte keine Ruhe finden. Er lief hin und her und dachte nach. Sollte er auf Sidney hören und ihr seine Liebe gestehen?

Sein Kopf war wie ein Puzzle, in dem nichts zusammenpasste. Er dachte an Dasha, an das Abendessen, an Belmont, an April, an Veronica, an Sidney, an die Elfen, an die Oger, an die Edelsteine. Er musste so viele Informationen ordnen oder er würde durchdrehen.

Konrad ging in die Küche und machte sich einen ganz starken Kaffee, wie er ihn liebte. Er ging hinunter in den mit Plunder vollgestopften Keller und fand auf einem Stapel zwischen anderem unnützen Kram eine alte Tafel. Er stellte seine Kaffeetasse ab und versuchte sie herauszuholen, bis er es geschafft hatte.

Mit dem Kaffee in der einen Hand und der Tafel in der anderen ging er hinauf in das Zimmer seiner Schwester. Der Raum wurde als Arbeitszimmer genutzt und war voller Poster von Rockbands. Er hatte einen L-förmigen Schreibtisch und darauf stand ein großer Computer. Passend zum Schreibtisch gab es einen bequemen Bürostuhl mit Rollen, zwei Sitzkissen in einer Ecke und einen einfachen, runden Tisch mit vier weiteren Rollenstühlen.

Das Zimmer erinnerte ihn an seine Schwester und an die Kletterausrüstung. Er legte die Tafel auf den Boden, nahm sein Handy und wählte.

„Hallo."

„Hallo Naomi", sagte Konrad am Telefon.

„Konrad! Was machst du, Brüderchen?"

„Nichts, wie immer", antwortete Konrad. „Ich habe nicht viel Zeit zum Reden."

„Du rufst mich nie an und jetzt musst du weg", sagte Naomi, „das ist gelogen", lachte sie gelassen. „Sag mir, was du willst."

„Als du im Sommer im Urlaub in Jakarta warst, habe ich deine Kletterausrüstung benutzt und..."

„Du konntest meine Kletterausrüstung nicht haben."

„Es tut mir leid, ich dachte, du würdest wütend werden..."

„Du verstehst mich gerade nicht richtig, Konrad. Ich bringe meine Kletterausrüstung nie mit nach Hause, ich habe sie immer in der Universität."

„Nein", widersprach Konrad, „die Kletterausrüstung war an diesem Abend in meinem SUV... und außerdem ist sie hier in deinem Zimmer, ich sehe sie."

„Meine Kletterausrüstung ist hier, ich sehe sie, vielleicht haben unsere Eltern eine neue gekauft oder sie muss einem deiner Freunde gehören. Trainiert Veronica nicht Bergsteigen? ...das sollte sie, ich sehe bei ihr Potential."

„Sie gehört keinem von ihnen. Niemand, den ich kenne, geht zum Bergsteigen, bloß du."

Konrad starrte die Kletterausrüstung an, die in der Ecke lag.

„Und ich wollte dich noch um etwas anderes bitten."

„Sag's mir, Brüderchen."

„Darf ich ein paar Poster von der Wand abnehmen? Ich muss etwas an die Wand hängen."

„Ja", antwortete Naomi misstrauisch, „aber sei vorsichtig, damit du sie nicht kaputtmachst."

„Dankeschön, Naomi. Ich hab dich lieb, wir reden später", sagte Konrad und legte auf, bevor sich seine Schwester verabschieden konnte.

Er führte die Kaffeetasse zum Mund, doch er spürte keine Flüssigkeit, er hatte sie schon ausgetrunken. Vorsichtig löste er die Poster ab, einige zerrissen dabei, und platzierte stattdessen die Tafel. Mit einem schwarzen Marker schrieb er die Namen seiner Freunde Sidney, April, Veronica und seinen eigenen darauf und setzte sie in Beziehung mit dem Element, dem Edelstein und der Kraft, die sie verkörperten. Darunter schrieb er die Wesen, die sie kannten und die ihnen halfen, und fand heraus, dass nur April und Veronica jeweils Hilfe von den Elfen und den Feen hatten. Die übrigen Kreaturen, von deren Existenz sie wussten, hatten sie angegriffen oder waren noch nicht einmal aufgetaucht.

Als alle Daten auf der Tafel angeordnet waren, blieb er davor stehen und betrachtete sie geduldig. Irgendwann fiel ihm wieder die Kletterausrüstung ein und sein Blick wanderte dorthin.

Er dachte konzentriert an jene Nacht und versuchte sich einen Reim darauf zu machen. Sie hatten auf seltsame Art eine Reifenpanne und es gab kein Ersatzrad und jetzt hatte ihm seine Schwester gesagt, dass ihr diese Kletterausrüstung nicht gehörte.

Die Edelsteine von UspiamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt