Kapitel 27

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Konrad fuhr mit seinem SUV zum Foresta-Viertel, dem exklusivsten in Uspiam, wo die Crème de la Crème wohnte. Auf den Anwesen standen stattliche, individuell designte Herrenhäuser, geschützt von den üppigen, kräftigen Kirschbäumen, welche die Gehsteige schmückten.

Er parkte das Auto am Eingang des Grundstücks der Familie Kovac und schaute durchs Fenster. Alles war ruhig. Die Familie besaß einen einzigartigen Zen-Garten, ganz anders als alle anderen in der Stadt, der ihm eine gewisse Ruhe vermittelte.

Er ging langsam zur Haustür, mit dem Geschenk in der rechten Hand und Angst vor allem, was an diesem Abend passieren könnte. Die Fassade des Hauses der Kovacs war vollkommen weiß und ähnelte in gewisser Weise der des Krankenhauses. Die kubischen Formen beherrschten alles ebenso wie die zahlreichen hellen Fenster. Alles sah so schlicht und gleichzeitig elegant aus.

Er drückte die rechteckige Klingel und sein schweißnasser Finger rutschte ab. Er wischte seine Hände an dem grauen Pullover ab und wartete einen Augenblick. Die Tür öffnete sich in der Mitte und vor seinen Augen erschien lächelnd Dasha. Sie trug ein trägerloses schwarzes Kleid mit einem kurzen, leicht ausgestellten Rock.

„Konrad", sagte Dasha, nahm seine freie Hand und küsste ihn sanft auf beide Wangen. „Du kommst gerade richtig."

Konrad konnte nicht umhin sie zu umarmen und sie erwiderte. Dasha duftete zart nach der Jugend eines Mädchens und der Würde einer Prinzessin.

„Es ist ein Abendessen mit deinen Eltern", sagte er, als er in das Haus ging, „ich durfte nicht zu spät kommen."

Für Konrad war es das schönste Haus, das er jemals gesehen hatte. Hier drinnen gab es reichlich Freiraum und die Farben Schwarz und Weiß dominierten, kombiniert mit einzigartigen Kunstgegenständen.

„Meine Eltern kommen gleich runter", sagte Dasha, als die beiden an einer breiten Wendeltreppe vorbeigingen.

Konrad blieb immer mehr die Luft weg, er war drauf und dran die Nerven zu verlieren.

„Das habe ich euch mitgebracht", sagte er zögerlich und streckte den Arm mit dem Geschenk aus.

Es war ein großer, mit Früchten gefüllter Korb. Er hatte sich nicht getraut, etwas anderes als das übliche Geschenk zu kaufen, das man in Uspiam als Aufmerksamkeit mitbrachte.

„Das sieht alles köstlich aus", sagte Dasha und nahm den Korb entgegen.

Im zweiten Stock hörte man hektische Schritte und Herr Kovac eilte die Treppe hinunter.

„Das ist ein Notfall!", schrie Sergei Kovac, als er bei seiner Tochter war. „Die Erde ist abgesackt", fügte er hinzu und nahm die Autoschlüssel vom Regal.

Dasha und Konrad folgten dem Mann mit den Augen, ohne etwas von dem zu verstehen, was geschah.

„Guten Abend, Konrad", sagte Sergei, gab ihm die Hand und rannte dann weiter.

„Guten Abend", antwortete der Junge.

„Ich bedaure, heute nicht bei dem Abendessen sein zu können", sagte er und zog sich den weißen Kittel mit seinem Stethoskop an, der an der Garderobe hing. „Wir werden im Krankenhaus gebraucht, sie wissen noch nicht, ob es Verletzte gibt."

Konrad hatte ein ungutes Gefühl, solche Unfälle gab es nicht in Uspiam, es handelte sich bestimmt um seine Freunde.

Ninette Kovac, Dashas Mutter, kam die Treppe herunter und klapperte dabei mit ihren Absätzen auf den Stufen.

„Beeil dich, Sergei!", sagte die Frau, als sie die Haustür öffnete. „Wenn du so langsam bist, werden wir niemanden retten. Konrad, entschuldige uns", rief sie ihm von Weitem zu. „Wir werden das später nachholen. Ich hab dich lieb mein Kind, wir sehen uns nachher."

Die Edelsteine von UspiamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt