Dexter
Eigentlich war ich nicht der Typ um während dem Frühstück ab zu hauen. Aber meine Schwester wartete auf mich und ich wollte nicht, dass sie anfing Fragen zu stellen. Ich stellte meinen Wagen vor dem Revier ab und lief in das Café in dem wir uns treffen wollten und betrat das Lokal. Leoni saß bereits in einer kleinen Nische und winkte mich mit einem breiten Lächeln bei. Dafür, dass es um unsere Eltern ging, war sie viel zu fröhlich.
"Hey, Dex.", trällerte sie und fiel mir um den Hals. Typisch meine Schwester, sah in jeder Situation das Positive. Anwältin eben.
"Hey, Leonie.", begrüßte ich sie zurück und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Meine Schwester war das Ebenbild unserer Mutter. Blondes schulterlanges Haar und blaue Augen. Leonie war einen Kopf kleiner als ich und schlank. Wenn man sie so sah, würde man nicht meinen, dass sie eine knallharte Anwältin für Familienrecht war. Wir bestellten etwas zu trinken und meine Schwester stellte ihr Notebook und einige Akten auf den Tisch.
"Also, warum wolltest du dich mit mir treffen?", hakte ich nach, nachdem der Kellner uns unsere Kaffee gebracht hatte.
"Dad macht wirklich ernst. Ich habe mich vor ein paar Tagen zum Abendessen mit ihm und seiner neuen getroffen. Besser er hatte mich eingeladen, dich übrigens auch.", fing sie an zu erzählen und ich fuhr mir über das Gesicht. Das Essen hatte ich total vergessen.
"Fuck, das Essen. War Dad sehr wütend? Wir hatten an dem Tag einen Einsatz und ich habe ihn vergessen an zu rufen." Leonie schüttelte mit dem Kopf und grinste breit.
"Am Anfang war er sauer, weil er uns seine neue vorstellen wollte. Übrigens eine sehr nette Frau. Zwar etwas zu jung, aber egal. Er konnte sich allerdings denken, das du arbeiten musstest." Sie zuckte mit den Schultern und sah auf den Bildschirm ihres Notebooks. "Naja, auf jeden Fall ist er total vernarrt in Celine und sie in ihn. Mal eine Frau die nicht nur wegen dem Geld mit Dad zusammen ist." Ich hob eine Augenbraue und sehe meine Schwester verwirrt an.
"Was ein Wunder. Aber wie kommst du da drauf?", hakte ich nach und lehnte mich entspannt in meinem Stuhl zurück.
"Sie ist selbst vermögend. Celine Meyers, achtunddreißig und geboren in Portland. Tochter von Elizabeth und James Meyers. Ihre Mutter war Schauspielerin, setzte sich aber zur Ruhe, als ihr Vater vor drei Jahren unerwartet an einem Herzinfakt starb." Ich seufzte und schüttelte leicht mit dem Kopf.
"Das erklärt noch lange nicht, warum sie wohlhabend ist.", murrte ich und lehnte mich nach vorne um Leonie in die Augen zu sehen. Sie kicherte leise, was ihre Augen strahlen ließ.
"Nun, ihr Vater hat einen Stammbaum, der bis zu den Gründungsvätern reichte. Seine Familie zählte zu den reichsten Familien unseres Landes. Sie hat die Hälfte seinen Vermögens und seine Firma geerbt. Sie und Dad haben so ziemlich das gleiche Vermögen obwohl er Mum ein gutes Stück davon abgibt." Ich pfiff durch die Zähne. Also hatte mein alter Herr mal in seinen Gewässern gefischt.
"Ich verstehe nur immer noch nicht, warum er Mum sitzen lässt. Sie waren doch immer so glücklich und rafften sich zusammen." Ich verstand es wirklich nicht. Meine Eltern waren das perfekte Paar und bei allen sehr beliebt.
"Ich auch nicht. Aber gut, sie sind beide erwachsen da können wir nicht viel ändern." Leonie seufzte.
"Aber das ist nicht der einzige Grund, warum du mich um das Treffen gebeten hast. Also, was ist los?" Meine Schwester zuckte kurz zusammen, bevor sie sich am Kopf kratzte und ihr Gesicht kurz verzog.
"Dad will, das ich sein Testament schreibe obwohl ich Mums Anwältin bin. Ich weiß nicht was ich machen soll.", erklärt sie mir ihr Problem. Mein Vater sprach schon die ganze Zeit davon, sein Testament zu schreiben. Er war fast sechzig, klar das er anfängt sich Gedanken zu machen.
"Er ist immer hin dein Vater. Aber wenn du eine ehrliche Meinung hören willst... Ich würde es nicht machen. Nicht weil du Mums Anwältin bist, sondern weil du seine Tochter bist. Ich weiß, du bist verpflichtet darüber zu schweigen. Aber ich kenne dich und du würdest mir oder Mama gegenüber die Klappe nicht halten können. Lass es einen Kollegen machen, der sich mit dem ganzen auskennt."
Leonie biss sich auf die Unterlippe und dachte über meine Worte nach. Ich konnte förmlich die Zahnräder in ihrem Kopf rattern sehen.
"Du hast recht. Genau das gleiche hatte ich auch gedacht. Aber ich wollte noch deine Meinung dazu hören." Ich verdrehte die Augen, wenn sie doch schon wusste, was ich sagen würde, warum fragte sie dann? Aber so war meine Schwester schon immer.
"Was hättest du gemacht, wenn ich dir gesagt hätte, dass du es machen sollst?", wollte ich wissen.
"Ich hätte es glaube ich trotzdem nicht gemacht." Ich schüttelte leicht den Kopf. Sie war die Tochter ihrer Mutter. Mum war genauso und fragte entweder mich oder Dad wenn sie etwas auf Nummer sicher gehen wollte. Ich sah auf die Uhr und legte Geld auf den Tisch.
"Ich muss los. Mein Boss sieht es nicht so gerne, das ich zu spät komme.", erklärte ich ihr und stand auf.
***
Zu Fuß ging ich die zwei Straßen zum Revier. Ich wusste warum ich meinen Wagen dort geparkt hatte, damit ich mich nicht mit der Parkplatz suche aufhalten muss. Die Parkplatzsituation in LA war und wird immer ein großen Problem sein. Mein Blick schweifte kurz in die Schaufenster der Läden, an denen ich vorbei ging und blieb an einem Schmuckstück hängen, welches im Schaufenster lag. Eigentlich hatte ich keine Zeit mehr, dennoch nahm ich sie mir und sah etwas genauer hin. Es war eine Art schmales Halsband aus Gelb- und Weissgold. Diamanten zierten das schmale Band und ließ es ordentlich funkeln. Das einzige, was noch fehlte war die obligatorische Öse vorne. Ich stellte mir Elena vor, wie es sich an ihren Hals schmiegte und sie als die meine Zeichnete. Alleine bei dieser Vorstellung wurde ich hart. Fuck. Tief durchatmend ging ich in den Laden wo sofort eine ältere Dame zu mir kam.
"Guten Tag. Wie kann ich ihnen helfen?", wollte sie freundlich wissen und ich zeigte auf das Schmuckstück im Schaufenster. Sie lächelte und holte mir den Goldenen Reif.
"Es ist eine Handarbeit und kann mit Hilfe der Kette am Verschluss in der Größe geändert werden." Die Frau zeigte mir den Mechanismus und ich nickte verstehend. "Wir können auch etwas hinein gravieren. Vielleicht eine Liebeserklärung an ihre Frau." Ich schluckte. Sollte ich Elena etwas hinein gravieren lassen? Immerhin waren wir nicht zusammen.
"Danke. Aber ich würde es zunächst so nehmen. Vielleicht kann man später noch etwas hinein gravieren lassen.", meinte ich und strick sanft über das Material. Die Verkäuferin nickte und erklärte mir, dass man es jederzeit nachholen könnte. Sie schaute jedoch etwas überrascht als ich sie fragte, ob man noch eine Öse anbringen könnte.
"Rufen Sie an, wenn es fertig ist. Ich arbeite nicht weit von hier.", erklärte ich ihr und legte meine Visitenkarte auf den Thresen.
Ich verließ den Laden und eine kindliche Vorfreude machte sich in mir breit, als ich an Elenas Gesicht dachte.
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Tʜᴇ Oɴᴇ Du Oder Keiner
Roman d'amourWarum jemand anderes Lieben, wenn die wahre Liebe doch so greifbar ist? Sean ist der beste Freund von Dexter und große Bruder von Elena. Die Freunde haben sich als Kinder geschworen immer auf das kleine Mädchen auf zu passen. Doch je älter sie wurde...