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Dexter

Danke Elenas Nachricht wusste ich, das Sean wütend war. Aber so wütend? Wie ein wütender Bulle kam er im Revier auf mich zu gestürmt und packte mich am Kragen und zog mich von meinem Stuhl, bevor seine Faust in meinem Gesicht landete. Fuck.... Mein Kumpel hatte wirklich einen guten Schlag drauf. Ich rieb mir das Kinn und wollte ihn gerade fragen, was los war, als erneut seine Faust mich erneut traf.

"Du mieses Arschloch.... Du sollst deine Pfoten von meiner Schwester lassen! Erinnerst du dich noch daran oder hast du dir in den letzten Jahren so extrem das Hirn aus dem Kopf vögeln lassen?", brüllte er mich an und beachtete dabei nicht wie die Köpfe unserer Kollegen zu uns herüber sahen. Warum musste es auf der Arbeit sein? Er hatte Glück, das unser Boss heute nicht hier war.

"Sean beruhig dich.", sagte ich leise und stellte meinen Stuhl zwischen uns obwohl ich wusste, dass das nicht wirklich viel brachte.

"Ich mich beruhigen?! Du fickst meine Schwester! Meine unschuldige Schwester!" Ich musste aufpassen, dass ich nicht anfange zu lachen. Elena und unschuldig? Von was träumte er nachts? Wenn er nicht immer so besessen davon gewesen wäre sie zu kontrollieren, wüsste er wie seine Schwester wirklich tickte.

"Herr Gott, Sean. Sie ist erwachsen und kann machen was sie will. Wir waren Teenager als wir uns dieses Versprechen gaben. Hast du dir je Gedanken darüber gemacht, was sie will?" Er schnaufte genervt und trat einen Schritt auf mich zu. Wir standen so dicht zusammen, das fast kein Blatt Papier mehr dazwischen passte.

"Lass einfach die Finger von ihr. Hast du mich verstanden?", knurrte er leise und wenn Blicke hätten töten können, wäre ich rückwärts umgefallen.

"Es reicht", vernahm ich die Stimme seiner Mutter hinter uns. Isabella Conner stand mit zusammen gekniffenen Augen und zitternden Händen an Seans Schreibtisch. Ich konnte Tränen in ihren Augen sehen und wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Ihr Sohn ließ von mir ab und sah zu seiner Mutter.

"Was ist los Mum? Du bist nicht einfach nur so hier.", wollte er niedergeschlagen wissen und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Isabella schluckte und ich schob ihr meinen Stuhl zu, damit sie sich setzten konnte. Sie holte tief Luft und fummelte nervös an ihrer Tasche herum.

"Elena ist heute nicht zur Arbeit erschienen. Wir haben versucht sie an zu rufen. Aber sie geht nicht ans Telefon. Ich bin dann zu ihr nach Hause gefahren, doch sie war nicht da. Selbst bei Sam ist sie nicht." Mein Herz blieb stehen. Es war, als wäre sie vom Erdboden verschluckt.

"Sie wird wieder auftauchen. Vielleicht braucht sie eine Auszeit von ihrem Bruder.", versuchte ich sie zu beruhigen und sah ihren Sohn finster an. Aber warum die Stadt verlassen, wenn sie zu mir hätte kommen können? Das passte alles nicht zu Elena.

"Wir kümmern uns darum, Mum. Vielleicht ist sie wirklich nur für ein paar Tage aus der Stadt gefahren." Sean nahm die Hand seiner Mutter und streichelte Sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken. Isabella nickte und ich spürte ihre Sorge, die auf mich über ging. Elena liebte ihre Eltern und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie sich nicht bei ihnen abmelden würde wenn sie die Stadt verließ.

"Ich werde in ihre Wohnung fahren und nach sehen. Vielleicht hatte sie ja auch nur einen Unfall.", bot ich ihr an und sie nickte. Sean warf mir einen finsteren Blick zu, doch ich stand auf, bevor er etwas sagen konnte. Ich musste zu ihrer Wohnung und nach sehen. Innerlich betete ich, das ihr nichts passiert war und sie irgendwo in der Wohnung war.

***

Auf der Fahrt zu Elenas Wohnung, sagte keiner von uns ein Wort. Sean sah stur aus dem Fenster und ich fragte mich, warum er überhaupt mir gekommen war. Dieser Mann war so stur. Ich parkte meinen Wagen in einer Seitenstraße. Es musste nicht jeder mitbekommen, dass die Polizei so kurz nach Elenas verschwinden bei ihr vorbei schaute. Denn wenn ich ehrlich sein sollte, hatte ich ein ganz mieses Gefühl dabei. Ihr Bruder sagte nichts, als ich die Hintertür mit einem Schlüssel aufschloss und eintrat. Elena hatte mir extra sämtliche Schlüssel gegeben um zu ihr zu gelangen. Er machte nur ein abfälliges Geräusch, als wir die Treppe hinauf in den dritten Stock gingen.

"Du musst ihr ja viel bedeuten, wenn sie dir einen Schlüssel gibt.", meinte er abfällig, als wir in die Wohnung gingen. Abrupt blieb ich in der Tür stehen, als ich das Chaos sah. Elena war nie so unordentlich. Langsam trat ich ein und sah mich um. Ihre Zeitschriften lagen auf dem Boden, ein Stuhl war umgeworfen worden und ihre Tasche lag samt Inhalt auf dem Boden verteilt, so als wenn hier ein Kampf stattgefunden hätte.

"Elena!", rief ich durch die Wohnung, doch ich bekam keine Antwort. Fuck, mein schlimmster Alptraum wurde wahr. Jemand hatte die Drohung wahr gemacht.

"Dex!" Ich drehte mich zu Sean um, der ein weißes Tuch vom Boden aufhob. Ein knurren grollte in meiner Kehle, als ich es sah und ich fluchte leise.

"Verdammt.", brüllte ich und schlug mit meiner Faust gegen die Wand. Sean kam auf mich zu und drückte mich dagegen.

"Das ist alles deine Schuld. Wenn du sie in Ruhe gelassen hättest, wäre das alles nicht passiert.", zischte er mich an, bevor er mich los ließ.

"Komm mal wieder runter. Du hast genauso eine Drohung erhalten wie ich. Also hör auf mir alles in die Schuhe zu schieben nur weil ich deine Schwester liebe." Geschockt sah mein Freund mich an. Ja ich liebte seine Schwester und es ist das erste Mal, wo ich es mir selbst eingestehe. Ich liebe Elena und ich würde jeden umbringen, der ihr etwas antat.

"Und glaub mir, wenn ihr etwas passiert jage ich den Jenigen, bis er freiwillig aufgibt.", bekräftigte ich meine Worte noch einmal und trat an Sean vorbei, dessen Handy in diesem Moment anfing zu klingeln. Ich hörte nicht wirklich zu, merkte allerdings, dass es wohl seine Mutter war.

"Wir kommen.", war das einzige, was ich so wirklich mit bekam.

***

Es war wie ein Autounfall, man wollte nicht hin sehen musste es aber. Isabella zeigte uns den Inhalt des Umschlages der wohl in der Zeit, wo sie bei uns war, hier angekommen war. Wut floss wie heiße Lava durch mein Blut, als ich Elena gefesselt auf dem Boden eines Kellers liegen sah.

"Wir müssen das euren Kollegen weiterleiten.", meinte ihre Mutter, doch ich schüttelte den Kopf.

"Nein. Es ist schon schlimm genug, das Sean und ich Bullen sind. Wenn wir im Revier anrufen werden sie ihr etwas antun. Nein, wir müssen das selbst in die Hand nehmen.", meinte ich zu ihr und versuchte sie so etwas zu beruhigen. Sean sah mich mit großen Augen an und konnte nicht glauben, was ich da sagte.

"Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wie sollen wir das anstellen?", wollte er wissen und ich spürte wie er sich neben mir anspannte.

"Hast du eine bessere Idee, Sean? Dann immer raus damit. Aber ich sehe nicht dabei zu, wie Elena etwas zustößt nur weil du zu stolz warst sie selbst zu suchen.", knurrte ich ihn an und ballte meine Hände zu Fäusten, bereit ihm eine zu verpassen wenn es nötig war. Seine Nasenlöcher blähten sich auf, als ihn erneut eine Welle voller Zorn durchfuhr.

"Komm Sean, schlag mich. Du hast ja heute bewiesen, dass du das kannst.", forderte ich ihn heraus, wobei ich mich für ihn offen hinstellte.

"Es reicht! Ihr führt euch auf wie zwei kleine Kinder. Herr Gott, wenn Elena das wüsste. Sie würde euch sich für euch schämen." Wir drehten uns zu Isabella um, die mit Tränen in den Augen zu uns rüber sah. Sie hatte recht. Wir mussten uns zusammen reisen, für Elena.

Tʜᴇ Oɴᴇ Du Oder KeinerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt