Elena
Fast schon verzweifelt durchsuchte ich die Küchenschränke meines Bruders nach etwas essbaren. Doch das einzige was ich fand, waren seine Eiweiß-Shakes, Müsli Riegel und eine verschimmelte Packung Weißbrot die ganz hinten in den Schrank gerutscht war. Wie konnte er sich nur so ernähren? Kopfschüttelnd zog ich eine der Schubladen auf und mir sprangen förmlich die Speicherkarten entgegen.
Ich blätterte sie durch, bis ich eine von einem guten mexikanischen Restaurant in den Händen hielt. Mein Bruder wusste doch was gut war.
Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer. Nach dem dritten klingeln vernahm ich die Stimme einer jungen Frau mit mexikanischen Akzent. "Hallo, ich würde gerne etwas zu essen bestellen.", begrüßte ich sie in ihrer Muttersprache und nachdem sie mir in dieser geantwortet hatte, erklärte ich ihr was ich wollte und wo sie es hin bringen mussten. Nachdem die Frau mir die Zeit genannt hatte, legte ich auf und ging ins Bad um zu duschen.Ich machte mir nach der Dusche keine Mühe mehr gut aus zu sehen, da ich nach dem Essen so wie so ins Bett wollte. Also zog ich mein Schlafshirt über, legte mich auf das Sofa und schaltete den Fernseher an. Die Klingel schrillte nach ein paar Minuten und ich runzelte verwundert die Stirn. Der Lieferservice konnte es noch nicht sein, dazu war es zu früh. Dann fiel mir ein, das Zoe noch vorbei kommen wollte. Doch eigentlich hatte sie einen Schlüssel für diese Wohnung. Leicht genervt stand ich auf und marschierte zur Wohnungstür. Während ich diese öffnete machte ich meinem ärger Luft. Doch ich erstarrte, als ich in zwei blaugraue Augen sah. Dexter. Mein Herz blieb für zwei Sekunden stehen, bevor es an fing wie wild zu klopfen.
Ich hatte mit allem gerechnet nur nicht mit ihm. Seine warme tiefe Stimme drang wie durch einen Nebel zu mir hindurch und ich verstand nur die Hälfte von dem, was er sagte. Mit einem kleinem Räuspern fand ich meine Stimme wieder und erklärte ihm meinen kleinen Ausbruch.Ich musste weg von Dex. Weg von dem Mann, von dem ich seit meiner Jugend schwärmte. Wäre da nur nicht das Problem, dass er der beste Freund meines Bruders war.
Die Tür fiel ins Schloss und ich hätte mich Ohrfeigen können, ihm nicht die Tür vor der Nase zu gemacht zu haben.
"Wo ist Sean? Ich wollte ihn für die Arbeit abholen.", wollte er wissen und ich hörte seine Schritt näher kommen.
"Er ist vor einer halben Stunde weg. Wollte noch etwas besorgen.", erklärte ich ihm ohne mich um zu drehen. Es war für mich schon schwer genug, das ich mit Dex alleine war. Aber ihn noch an sehen..... war zu viel.Ich musste mich auch nicht umdrehen um zu wissen, das er direkt hinter mir stand. Seine Präsenz durch fuhr mich wie ein Blitz. Sämtliche Härchen stellten sich auf und mein Herz blieb für zwei Sekunden stehen. Dexter legte plötzlich einen Arm um meinen Körper und zog mich enger an sich. Mein Herz fing an wie wild zu klopfen, als er seine Nase in meinem Haar vergrub und den Duft einzog. Ich schloss die Augen und wollte diesen Augenblick genießen, doch dann kam mir mein Bruder wieder in den Sinn.
"Dex, was tust du da?" Meine Stimme klang überraschend fest und ich spürte, wie meine Selbstsicherheit wieder zurück kam. Auch Dexter merkte, dass das was er tat falsch war und ließ seinen Arm sinken.
"Es tut mir leid. Ich brauchte das eben.", flüsterte er seine Entschuldigung, woraufhin ich mich zu ihm umdrehte und verwundert ansah. Der ach so beherrschte Dexter Hoffmann zeigte seine verletzliche Seite und das ausgerechnet mir.
"Willst du darüber reden?", wollte ich wissen und zeigte mit dem Kopf zum Sofa. Dex sah mich an, schüttelte jedoch den Kopf. "Ich will dich nicht mit meinem Familienproblemen belästigen.", wickelte er mich ab und seufzte leise.
"Was mich allerdings interessiert... Warum bist du hier und nicht in deiner Wohnung?" Warum wusste ich nicht, dass diese Frage kommt?
"Bei mir gibt es einen Wasserschaden und Sean lässt mich nicht im Hotel übernachten.", erklärte ich ihm und zuckte mit den Schultern.Dexter lachte leise und schüttelte den Kopf, doch sagte nichts.
"Gut, dann lasse ich dich mal alleine. Wir wollen ja nicht, das Zoe irgendwelche Gerüchte in die Welt setzt.", meinte er und zwinkerte mir zu. Aber er hatte recht, ich wollte nicht wissen, was sie meinem Bruder erzählen würde, wenn sie und beide hier sah.
Ich begleitete Dex noch zur Tür und er gab mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange, so wie es auch mein Bruder immer tat. Bei ihm war ich mir nie sicher, ob er mich nur als Schwester sah. Aber was sollte es. Er war so oder so für mich tabu.Nach dem Essen ging ich ohne Umwege direkt ins Bett. Ich sah mir auf meinem Notebook noch eine Folge meiner lieblings Serie an und hörte, wie draußen jemand herum lief. Zoe war da, denn ihre Absätze waren nicht zu überhören. Ich hoffte nur, das sie mich in Ruhe ließ und so war es auch.
Kaum war sie da, war sie auch wieder verschwunden. Ich seufzte leise, als ich das Notebook zu klappte und meine Augen schloss. Eigentlich träumte ich nicht viel. Aber dieser Traum wurde von blaugrauen Augen begleitet...
DU LIEST GERADE
Tʜᴇ Oɴᴇ Du Oder Keiner
RomanceWarum jemand anderes Lieben, wenn die wahre Liebe doch so greifbar ist? Sean ist der beste Freund von Dexter und große Bruder von Elena. Die Freunde haben sich als Kinder geschworen immer auf das kleine Mädchen auf zu passen. Doch je älter sie wurde...