Elena
Die Fahrt ins Krankenhaus fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit. Ich war froh, das Dex bei mir war und sanft über mein Haar strich. Er beruhigte mich mit jeder seiner Bewegungen.
"Was ist mit Sean?", fragte ich, nachdem ich die Stille nicht mehr ertragen konnte.
"Der Fährt uns hinter her.", antwortete er mir und ich schnaufte. Genau das wollte ich nicht hören.
"Du weißt was ich meine." Er seufzte leise und schüttelte leicht den Kopf. Wollte er nicht darüber reden?
"Er wird schon damit klar kommen. Aber eins muss ich deinem Bruder lassen, er hat einen guten Schlag drauf." Ich sah ihn mit großen Augen an. Sean hatte Dexter geschlagen, wegen mir? Mein Kopf schwirrte. Ich hatte noch nie mitbekommen, wie mein Bruder überhaupt jemanden geschlagen hatte und war mehr überrascht. Ich kicherte leise bei der Vorstellung und Dex sah mich verwundert an, fragte jedoch nicht nach. Der Krankenwagen blieb stehen und ich hörte, wie der Motor ausgeschaltet wurde. Die Tür ging auf und einer der Sanitäter zog die Trage heraus auf der ich lag. Sie schoben mich in eines der Untersuchungszimmer, wo bereits eine Ärztin auf mich wartete.
"Guten Abend, Miss Conner. Ich bin Doctor De Luca und werde Sie nun untersuchen. Hat ihr Entführer Sie in irgendeiner weiße sexuell berührt?", wollte sie von mir wissen und ich schüttelte den Kopf. "Ich werde Sie trotzdem untersuchen. Viele Frauen schämen sich für das, was ihnen angetan wurde und verschweigen es lieber." Ich seufzte leise. Bitte, dann soll sie halt nachschauen.
Vorsichtig tastete die Ärztin mich ab und machte ihr Abstriche. Als sie damit fertig war, sah sie sich meine Handgelenke an und versorgte sie. Danach wurde ich in eines der freien Privatzimmer gebracht, wo mich eine Krankenschwester mit einer Infusion versorgte.
"Keine Angst, Miss Conner. Sie werden jetzt etwas müde werden. Das liegt an dem Beruhigungsmittel, das Doctor De Luca angeordnet hatte damit sie etwas schlafen können.", erklärte sie mir und ich konnte spüren, wie ich ruhiger wurde. Ich schloss meine Augen, unfähig sie offen zu halten. Das einzige, was ich noch wahr nahm, war die aufgeregte Stimme meiner Mutter, die vor der Tür mit irgendjemanden sprach. Dann wurde alles dunkel.
***
Alles um mich war dunkel, als ich wieder auf wachte. Meine Finger stießen gegen etwas, in das ich hinein griff. Ich öffnete meine Augen und lächelte, als ich Dexter erblickte. Er brummte etwas unverständliches, bevor er die Augen öffnete. Sein Blick legte sich auf den meinen und er setzte sich auf.
"Hey, Kleines. Wie fühlst du dich?", erkundigte er sich bei mir und nahm meine Hand in die seine.
"Gut. Wie lange habe ich geschlafen?" Dexter lachte leise und beugte sich über mich um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben.
"Fast zwei Tage.", murmelte er und sah mir dabei tief in die Augen. Er löste sich und ging zu dem Fenster, wo er den Rollo etwas hoch zog. Draußen schien die Sonne direkt in mein Zimmer. "Soll ich ihn wieder runter machen?" Ich schmunzelte und schüttelte den Kopf.
"Nein, es ist schon gut. Ich habe lange genug geschlafen. Komm her." Ich streckte meine Hand nach ihm aus und Dex kam ohne zu zögern auf mich zu. Er nahm meine Hand und ich zog ihn auf mein Bett, wo er es sich bequem machte.
"Ich hatte solche Angst um dich. Nicht zu wissen, wo du bist oder wie sie dich behandeln. Ich bin fast umgekommen.", erzählte er und streichelte dabei sanft meine Wange. Seine Worte berührten mein Herz und mir wurde ganz warm.
"Ich hatte anfangs auch Angst. Angst dich nie wieder zu sehen. Aber Paul war gut zu mir." Dex nickte nur und ich sah den Schmerz in seinem Blick. Er gab sich selbst die Schuld für das, was passiert war.
"Hey, du hast keine Schuld. Sie haben bei mir zu Hause aufgelauert und ich wusste es nicht. Paul hätte mich genauso gut auf der Straße mitnehmen können." Er schnaubte etwas genervt und ich legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter.
"Ich hätte dich trotzdem beschützen müssen."
"Wir hätten sie beide beschützen müssen.", erklang die Stimme meines Bruders und ich drehte meinen Kopf zur Tür. Sean stand am Türrahmen gelehnt da und uns beobachtete. Mein Bruder stieß sich ab und kam auf mein Bett zu, wo er sich auf die andere Seite setzte.
"Eli, es tut mir leid. Ich hatte nicht erkannt, wie gut ihr euch tut. Ich hatte Angst meinen besten Freund zu verlieren, wenn er mehr Zeit mit dir verbringt, als mit mir. Vielleicht war ich auch etwas eifersüchtig.", sagte mein Sean und fummelte nervös an der Bettdecke herum. Dex verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.
"Und darum machst du solch einen Aufstand? Du hättest mit mir reden können. Mit uns. Ich hätte genauso viel Zeit mit dir verbracht, wie mit deiner Schwester. Wir sehen uns jeden Tag auf der Arbeit, Bro.", seufzte Dex und kniff sich in die Nasenwurzel.
"Ähm Jungs, ich bin auch noch da.", ging ich dazwischen und sah zwischen den beiden hin und her. Beide richteten ihren Blick auf mich und ich nahm beide in meine Arme.
"Es ist doch egal. Hauptsache wir haben uns. Außerdem liebe ich Dexter und dich liebe ich genauso Sean." Ich gab meinem Bruder einen Kuss auf die Stirn, bevor ich Dex einen zarten auf den Mund gab. "Und mit euch zusammen habe ich die Welt besten Leibwächter, so lange Maddox da draußen noch frei herum läuft." Sie sahen sich verwundert an, bevor sie wieder zu mir sahen.
"Maddox?", hakte mein Bruder nach und setzte sich etwas auf.
"Pauls Bruder. Er ist der Kopf der Organisation die ihr sucht. Das hat Paul mir zumindest erzählt." Dexter knurrte leise, während Sean aufsprang und sein Handy aus der Tasche zog. Er blaffte irgendetwas durch den Hörer, bevor er auflegte. Paul hatte mir unbewusst einen Hinweis gegeben. Oder hatte er dies mit Absicht gemacht, damit sein Bruder geschnappt wurde?
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Tʜᴇ Oɴᴇ Du Oder Keiner
RomanceWarum jemand anderes Lieben, wenn die wahre Liebe doch so greifbar ist? Sean ist der beste Freund von Dexter und große Bruder von Elena. Die Freunde haben sich als Kinder geschworen immer auf das kleine Mädchen auf zu passen. Doch je älter sie wurde...