30.

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Elena

Ich wusste nicht, wie lange Paul mich schon fest hielt. Es drang kein Tageslicht in dieses Loch, sodass ich die Tageszeiten nicht erkennen konnte. Das einzige, was mir etwas Aufschluss gab, war das Licht. Denn es ging immer zu einer bestimmten Zeit an oder aus. Paul bemühte sich, das es mir gut ging. Er stellte ein Bett in den Raum, bevor er mich von dem Heizungsrohr los machte, meine Hände jedoch gefesselt ließ.

Ich sah ihn mit großen Augen an und hielt ihm meine Hände hin, doch er schüttelte nur den Kopf.

"Es ist besser so. Noch vertraue ich dir nicht.", murmelte er und drückte mir eine Flasche Wasser in die Hand.

"Dein ernst? Paul, du müsstest mich kennen.", sagte ich leicht gereizt und sah ihn perplex an. Er sperrt mich in einen Keller, wo ich so oder so nicht abhauen konnte und dann das? Paul trat nah an mich heran und streichelte sanft meine Wange, bevor er mich küsste.

"Lass mir Zeit.", murmelte er an meinen Lippen, bevor er sich löste und mich alleine ließ.

Nach dem Licht zu urteilen, war das jetzt schon drei Tage her und ich saß immer noch mit Handschellen in diesem Keller. Ich wusste, dass er mich beobachtete, da ich die kleine Kamera bereits entdeckt hatte, die in der Decke versteckt war. Ich trat davor und sah hinein.

"Paul.... du kommst jetzt runter und machst mir die Dinger ab." Ich hielt meine Hände hoch, damit er die roten Stellen sehen konnte wo die Haut wund war und wie die Hölle brannte. Es dauerte nicht lange, bis ich vor der Tür Schritte hörte. Das Schloss wurde umgedreht und Paul öffnete die Tür. Er sah mich traurig an, so als wenn er das alles nicht gewollt hatte.

"Komm her.", wies er mich an, nachdem er sich auf das Bett setzte. Langsam trat ich zu ihm und er nahm meine Hände um mir die Handschellen ab zu nehmen. Vorsichtig strich er über die wunden Stellen, bevor er etwas Salbe darauf verteilte. Ich sagte nichts, sah einfach nur zu. Dann stand er auf und holte etwas unter dem Bett hervor, was er mir um mein linkes Fußgelenk schlang. Als wenn ich hier weg könnte. Ich prüfte die Kette und stellte fest, dass ich damit bequem auf die Toilette gehen konnte, die Tür jedoch nicht erreichen konnte. Schlau.

***

Ich schreckte auf, als plötzlich das Licht anging. Was war passiert? Die Tür flog auf und Paul kam mit einem Finsteren Blick auf mich zu. Er zog mich grob vom Bett und drückte mich mit dem Gesicht zur Wand.

"Was zum...", setzte ich an, doch ich hielt inne, als ich das grobe Seil an meiner geschundenen Haut spürte. Paul war nicht zimperlich und zog es feste zu, sodass ich leise aufschrie. Ich spürte seinen Atem an meinem Ohr und seine Hände strichen sanft über meinen Arm.

"Es tut mir leid. Maddox ist da und will dich sehen. Spiel einfach mit, dann wird dir nichts passieren.", flüsterte er mir zu. Das erklärte auch, warum er so grob war. Sein Bruder sah bestimmt zu wie er mich zu ihm brachte. Ich nickte kaum merklich und er zog mich zur Tür. Endlich lernte ich den Mann kennen, der für all das verantwortlich war.

Ich spähte durch eines der Fenster, als wir oben waren und stellte fest, dass es dunkel war. Also stellte Paul das Licht so an, das es im Rhythmus des Tages an war.

Im Wohnzimmer wartete Maddox auf uns. Er war das genaue Gegenteil seines Bruders. Er saß mit einem Maßgeschneiderten Anzug auf einem der Sofas und strotzte nur von Kraft und Arroganz. Seine dunklen Haare waren gepflegt nach hinten gekämmt und sein Vollbart akkurat gestutzt. Er stank förmlich nach Geld. Das einzige, was sie verband, waren seine Augen, die sich auf mich richteten nachdem ich vor ihm stehen blieb. Er scannte mich von oben und unten und so wie er mich ansah, verhieß das nichts Gutes.

"Zu schade, dass du nicht für mich arbeitest.", sagte er und seine tiefe Stimme war düster. "Du hättest mir gutes Geld gebracht." Seine Hand legte sich in meinen Nacken und zog meinen Kopf zu sich sein Atem schlug gegen meine Lippen. Er war mir so nah.

"Fick dich.", zischte ich und heiße Wut floss durch mich hindurch. Wegen ihm saß ich hier fest und alle machten sich Sorgen. Wobei ich davon ausging, dass mein Bruder und Dex bereits nach mir suchten.

Maddox ließ mich plötzlich los und ich spürte einen schmerzhaften Stich an meiner linken Wange, als seine Hand mein Gesicht traf.

"Zügel am besten deine Zunge, Kleines. Oder du bist schneller bei mir, als dir lieb ist und mir ist es egal, ob du die Schwester eines Cops bist.", knurrte er und seine stechenden Augen sahen mich warnend an. Ich funkelte ihn wütend an und hätte ihm am liebsten in die Eier getreten, doch ich riss mich zusammen.

"Bring sie zurück. Ich habe genug gesehen." Er trat von mir weg und setzte sich wieder auf seinen Platz. Paul schloss seine Hand um meinen Oberarm und ich sah seinen Bruder nochmals mit einem vernichtenden Blick an.

"Ich hoffe, sie bekommen dich und wirst für immer im Knast verrotten.", warf ich ihn an den Kopf und das einzige was er tat, war zu lachen.

"Bist du von allen guten Geistern verlassen?", schrie Paul mich fast an, als wir wieder im Keller waren. Er löste das Seil und kettete mich wieder ans Bett. "Willst du alles noch schlimmer machen, als es schon ist?" Ich sah ihn an und spürte, wie sich erneut Tränen in meinen Augen sammelten.

"Was soll noch schlimmer sein als das hier? Ich will einfach nur nach Hause. Könnt ihr das nicht so klären?" Ich war am Ende. Wenn Dex hier nicht bald auf tauchen würde..... Paul ließ mich alleine und ich sank auf das Bett, bevor das Licht wieder aus ging.

***

Ein plötzlicher Knall über mir ließ mich erneut aufschrecken. Was zur Hölle war das? Ich hörte Schreie und das trampeln von Füßen. Mein Herz machte einen Satz, als die Geräusche näher kamen und die Tür aufgebrochen wurde. Zwei vermummte und von Kopf bis Fuß bewaffnete Gestalten betraten den Keller und sahen mich an. Mein Herz rutschte mir in die Hose. Hat Maddox seine Leute geschickt um mich zu holen? Einer der beiden nahm sein Funkgerät und schaltete es ein.

"Wir haben sie. Sie ist unverletzt.", sprach er ruhig hinein, während der andere auf mich zu kam und sich an der Kette zu schaffen machte. Es dauerte einen Moment bis ich es verstand. Sie hatten mich gefunden. Das waren Kollegen meines Bruders.

Nachdem ich befreit war, hielt er mir eine Hand hin und zog mich auf die Füße.

"Ist alles ok?", wollte er besorgt wissen und ich nickte nur. Ich war zu geschockt und erleichtert um zu sprechen.

"Dex?", war das einzige, was ich rausbekam und anhand seiner Augen, sah ich das der Polizist lächelte.

"Er wartet oben auf dich." Mein Herz machte einen Satz. Er war hier. Langsam gingen wir die Treppe hoch und ich sah Paul im Flur auf dem Boden liegen, zwei Polizisten waren mit ihm beschäftigt und lassen ihm seine Rechte vor, bevor sie ihn abführten. Mein Blick suchte bei all den Polizisten nach Dexter, doch ich konnte ihn nicht ausfindig machen. Nur ein Sanitäter bahnte sich den Weg zu mir durch und setzte mich auf das Sofa um mich zu untersuchen. Alles lief wie in einem Film vor mir ab und ich machte alles wie ein Roboter. Ich wollte nur noch zu ihm und dann sah ich ihn. Meinen Dexter, wie er und Sean ins Haus traten.

Tʜᴇ Oɴᴇ Du Oder KeinerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt