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Dexter

Eine verdammte Woche war bis jetzt vergangen und wir hatten immer noch keine Hinweise. Selbst Layla hatte nichts brauchbares gefunden. Die Spuren, die sie gefunden hatte, konnten mir und den Handwerkern zugeordnet werden, die ihre Wohnung nach dem Wasserschaden Renoviert hatten. Ich durfte mir nicht einmal vorstellen, was ihr in dieser Zeit alles zu gestoßen war. Elena war ein starkes Mädchen, keine Frage. Aber wie würde sie das alles weg stecken?

"Dex? Hörst du mir überhaupt zu?" Seans Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich sah ihn verwirrt an.

"Was? Entschuldige bitte, ich war nicht bei mir.", murmelte ich und kniff mir in die Nasenwurzel. Es nahm mich mehr mit, als ich es wollte.

"Ich hatte eben gesagt, das wir mal Elenas Facebook oder Instagramseite unter die Lupe nehmen sollten.", wiederholte er und schob mir mein Handy zu. Er hatte recht, wir mussten in ihre Privatsphäre eindringen wenn wir sie finden wollten.

Ich übernahm ihr Instaprofil während Sean alles andere durch suchte. Es dauerte etwas, bis ich ein Bild sah und schluckte. Warum habe ich das nicht vorher bemerkt? Verdammt, schließlich hatte ich diesen Kerl verhört.

"Sean. Wusstest du, dass deine Schwester mal etwas mit Paul Owen hatte?", fragte ich meinen Kumpel und zeigte ihm das Bild auf dem die beiden zu vertraut wirkten.

"Ich wusste, dass sie vor drei Jahren etwas mit einem Typen namens Paul war. Aber der Kerl machte nach drei Monaten schluss. Ich habe ihn also nie kennengelernt." Ich hob eine Augenbraue. Also hatte nur mir Elena wirklich etwas von Paul erzählt. Stellte sich nur die Frage warum. Warum wohl? Sie wollte damals schon deine Aufmerksamkeit.

Ich scrollte weiter und so sehr sie sich auch bemühte auf den Bildern glücklich zu wirken, sie schaffte es nicht.

"Hast du die Bilder noch, die man dir geschickt hatte?", wollte ich wissen und legte mein Handy weg. Sean nickte, stand auf und warf mir den Umschlag zu. Ich leerte den Inhalt aus und legte sie ordentlich auf den Tisch. Auf dem ersten Blick konnte ich nichts auffälliges darauf erkennen. Es waren lediglich Bilder von uns beiden oder nur von Elena. Ich machte das Licht an und nahm meine Lupe aus der Tasche.

"Ziemlich alte Schule, Kumpel.", meinte Sean und ich schmunzelte bei seinen Worten. Seit dem Vorfall hatte er mich nicht mehr Kumpel genannt. Ich nahm mir das erste Bild vor, eines wo wir in einem Restaurant saßen und etwas tranken. Das Küchenlicht spiegelte etwas auf dem Bild wieder, das man auf dem ersten Blick nicht erkannte. Es war ein undeutlicher Umriss einer Person. Ich nahm die Lupe zur Hand und sah es mir genauer an. Der Typ war so ein Anfänger. Ich nehm mir das nächste Bild vor. Diesmal das, wo wir vor dem Club standen. Ich weiß, das gegenüber eine Bar war. Wieder spiegelte sich etwas im Fenster.

"Schau dir die Bilder an. Da ist jemandem ein kleiner Anfängerfehler unterlaufen.", erklärte ich Sean und gab ihm das Bild in meiner Hand mit der Lupe. Es dauerte einen Moment, bis er es auch erkennte. Doch ich konnte seinen Zorn spüren.

"Das ist Owen. Er hat meine Schwester gestalkt.", knurre er und sah mich an. Ja es ist Owen und die Frage ist, wer hat ihm den Auftrag dazu gegeben?

"Und weißt du, was noch komisch ist.", meinte ich, nachdem ich die Nachricht von einer unserer Kollegen gelesen hatte. Sean sah mich fragend an und ich hielt ihm die Mail hin. "Das Paul Owen am Tag von Elenas Entführung ebenfalls verschwand." Was mich darauf schließen ließ, das er etwas damit zu tun hatte.

"Dann lass uns am besten mal jemanden einen Besuch abstatten, der mehr wissen könnte." Sean stand auf und schnappte sich seine Jacke. Ich folgte ihm und nahm beim vorbei laufen meinen Autoschlüssel zur Hand. Es gab zwei V-Männer, die für uns in diesem Fall unterwegs waren. Nur einer von ihnen arbeitete jedoch eng mit Owen zusammen. Also auf zu Karl Jakson.

***

Die Fahrt von meiner Wohnung zu Jakson dauerte in der Regel eine halbe Stunde. Doch um diese Uhrzeit war der Verkehr die reinste Katastrophe. Während wir zu ihm fuhren telefonierte Sean mit seiner Mutter, die ziemlich Aufgebracht wirkte. Es war auch kein Wunder, war es nicht das schlimmste, sein Kind zu verlieren?

"Meine Eltern haben einen Brief des Entführers erhalten.", erklärte er mir, nachdem er aufgelegt hatte. Einen Brief... Das war nichts neues. Meist ging es in solchen Briefen um weitere Drohungen oder Lösegeld. Ich tippte auf letzteres.

"Und was stand drin?", hakte ich nach, da er nicht weiter sprach. Ich sah kurz zu ihm rüber und bemerkte, dass Sean die richtigen Worte suchte.

"Sie wollen 2.500.000 Dollar Lösegeld." Mein Kumpel wirkte verwundert, verletzt, wütend und traurig zu gleich. Seinen Eltern würde der Verlust dieses Geldes nicht weh tun. Sie hatten mehr als genug. Selbst wenn ich ihnen helfen müsste wäre es kein Problem, da ich auf meinem Sparbuch das Geld aufbewahrte, welches ich nach meinem Auszug von meinen Eltern bekommen hatte. Aber ich konnte auch Sean verstehen, den es runter zog. Mir kam ein Gedanke, bei der Summe und ich sah ihn direkt an, als ich meinen Wagen vor Jaksons Haus parkte.

"Wie hoch war der Wert der Drogen, die wir beschlagnahmt haben?", wollte ich wissen, denn ich kannte die Zahlen nicht genau. Sean dachte kurz nach und ich bemerkte, wie ihm ein Licht aufging.

"Knapp 2.000.000 Dollar. Dann waren im hinteren Teil des LKW noch jede Menge Frauen für den Menschenhandel. Wir schätzen die gesamte Lieferung auf 2.500.000 Dollar.", erklärte er mir. Bingo, sie holten so also ihr Geld wieder zurück. Ich stieg aus, wobei ich mich in der Gegend umsah. In dieser Gegend durften unsere Kollegen von der Straße jeden zweiten Tag ausrücken. Es war kein Wunder, das sich jemand wie Jakson hier wohl fühlte. Ich verzog angewidert das Gesicht, als ich den Eingang des Hauses betrat. Es stank nach Pisse und anderen Dingen. Einfach nur widerlich. Wir gingen die Treppen nach oben in den dritten Stock, wo sich das Apartment von Jakson befand. Ich blieb wie angewurzelt stehen, als ich die offene Tür sah. Uns war wohl jemand zuvor gekommen. Ich zog meine Waffe und entsicherte sie. Sean tat es mir gleich und folgte mir langsam zur Tür. Ich öffnete diese vorsichtig mit meiner Schulter und spähte hinein.

"Fuck.", knurrte ich, als ich das ganze Ausmaß vor mir sah. Es war definitiv jemand vor uns hier.

Tʜᴇ Oɴᴇ Du Oder KeinerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt