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Elena

Nachdenklich tippte ich mit dem Stift auf meinem Schreibtisch herum. Dexters Worte gingen mir einfach nicht aus dem Kopf. Frustriert warf ich den Stift auf die Tischplatte und stand auf. Noch nie hat mich ein Mann so aus der Fassung gebracht wie er. Mein Telefon klingelte und ich ging etwas genervt ran.

"Miss Conner? Es wurden gerade Blumen für Sie abgegeben." Ich stutzte. Wer um alles in der Welt schickt mir Blumen auf die Arbeit? Es konnte nur einer gewesen sein, jedoch wiedersprach es dem was er die ganze Zeit sagte. Es war zu auffällig.

"Bring sie hoch und stell sie in den Aufenthaltsraum.", erklärte ich der Empfangsdame und legte auf. Wer weiß, vielleicht waren sie auch einfach von einem Kunden, der danke sagen wollte.

"Elena, Mr. Martinez ist da.", hörte ich die Stimme meines Vaters in der Tür. Ich hatte ihn gar nicht rein kommen hören, so sehr war ich in meinen Gedanken gewesen.

"Ich komme." Seufzend nahm ich die Unterlagen in meine Hand und folgte ihm in den Konferenzraum.

***

Das Meeting lief zäh und war für mein Gemüt etwas zu lange. Was wohl daran lag, das ich nicht ganz bei der Sache war. Mein Vater merkte es auch und hielt mich am Handgelenk fest.

"Elena, du solltest wirklich mal Urlaub machen. Du bist völlig durch den Wind.", sagte er und sah mich ernst an.

"Dad, mir geht es gut. Mir schwirrt heute nur so viel im Kopf herum.", antwortete ich ihm und versuchte zu lächeln, jedoch ohne Erfolg.

"Geh nach Hause, Liebling. Nimm dir den Tag heute frei." Ich sah meinen Vater verwirrt an. So etwas hatte er noch nie zu mir gesagt, denn er war immer der Meinung, dass wir Stärke zeigen müssen.

"Ok, Dad. Dann sehen wir uns morgen.", seufzte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange bevor ich ging.

***

Kaum war ich zu Hause, rief mein Vater mich an und teilte mir mit, das ich die restliche Woche frei hatte. Etwas, was mir gar nicht gefiel. Doch ich nutzte die Zeit und traf mich mit meiner Mutter zum Lunch.

"Dein Vater meint es nur gut mit dir, Liebling.", meinte sie, als ich ihr mein Leid klagte. War klar, dass sie zu ihm halten würde.

"Ich weiß, aber wir haben mit Martinez einen riesen Kunden an Land gezogen und die Kampagne fängt jetzt erst richtig an." Meine Mutter lachte leise und schüttelte mit den Kopf.

"Vielleicht hat er dir genau deshalb frei gegeben. Er hat mir selbst gesagt, das du mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache bist und Clive macht sich sorgen um dich." Sie legte eine Hand auf die meine und sah mich mitfühlend an. Meine Mutter wusste, dass ich wie mein Vater war. Immer mit dem Kopf durch die Wand und umso mehr Arbeit, desto besser.

"Ich bin nicht überarbeitet. Ich..... Es gibt einen anderen Grund, warum ich so durch den Wind bin.", setzte ich an und stocherte dabei in meinem Essen herum. Ich musste mit jemanden darüber reden und wenn Sam gerade nicht in der Stadt war, musste meine Mutter her halten. Sie hob eine Augenbraue und sah mich neugierig an.

"Ach?", machte sie nur, wobei ich rot anlief. "Wie heißt er und kenne ich ihn vielleicht?" Ich sah sie mit offenen Mund an. Warum musste diese Frau eigentlich immer so direkt sein? Ich rieb mir über die Stirn und überlegte, wie ich es ihr sagen sollte.

"Ja, es gibt da jemanden. Wir kennen uns schon länger, aber haben jetzt erst etwas mit einander.", erklärte ich ihr und sah ihren neugierigen Blick.

"Und?", hakte sie nach, nachdem von mir nichts mehr kam.

"Wir sind nicht zusammen. Es ist eher eine Affäre.", brachte ich sie von ihrem Gedanken ab, den ich schon in ihrem Kopf herum spucken sah.

"Und trotzdem hat er dir den Kopf verdreht. Ach Schatz, vielleicht sind seine Gefühle jetzt im Augenblick noch nicht so stark für dich. Aber ich bin mir sicher, dass das noch kommen wird." Ich wusste, dass meine Mutter es nur gut meinte. Aber auf diese Ratschläge konnte ich wirklich nicht gebrauchen.

"Selbst wenn, er würde es nie zugeben können. Ich muss mich mit dem zufrieden geben, was ich bekomme. Oder?", sagte ich etwas unsicher wissend, dass meine Mutter mich durchschaute.

"Willst du es denn?", fragte sie mich und sah mich mit einem Blick an, den ich schon oft bei ihr gesehen habe. Sie wusste gut genug, wie ich mich fühlte.

"Ich weiß es nicht. Es ist gerade so schön und aufregend. Vielleicht liegt es auch daran, weil wir ein Geheimnis daraus machen und uns heimlich treffen.", antwortete ich ihr, wobei ich mich in meinem Stuhl zurück lehnte. Meine Mutter verschluckte sich an ihrem Wasser, als endlich der Groschen bei ihr fiel.

"Sag mir nicht, das es Dexter ist.", platzte sie heraus, nachdem sie sich erholt hatte. "Halleluja." Entgeistert sah ich meine Mutter an. Was zum Geier wollte sie mir damit sagen? Mir fehlten die Worte und ich schüttelte kaum merklich den Kopf. Ich wusste, dass meine Eltern auf diesen Tag warten. Sie fanden, das Dexter der perfekte Schwiegersohn wäre.

"Mum! Es wird nie etwas zwischen uns. Es ist ein schönes Abenteuer mehr nicht.", widersprach ich ihr und hob abwehrend die Hand.

"Was? Du schwärmst schon so lange von ihm und sämtliche Kerle mit denen du zusammen warst, sahen aus wie er. Liebling, du bist in ihn verliebt und wenn ich so zurück denke.... Er sieht dich immer mit einem Blick an. Dein Vater hat mich auch immer so angesehen, bevor wir zusammen kamen." Wollte ich das jetzt so genau wissen?

"Ok, Mum. Ja ich bin immer noch in ihn verliebt. Aber ich denke nicht, das er genauso denkt. Außerdem will er nicht das Sean etwas mitbekommt. Sie haben eine Art Kodex. Fang nichts mit meiner Schwester an.", erklärte ich ihr und verzog das Gesicht.

"Dein Bruder wird das schon verkraften. Vor allem wenn er sieht was ich sehe. Dexter tut dir gut und das sieht man auch. Ich habe dich noch nie so glücklich gesehen.", sagte sie und ich spürte, wie meine Wangen warm wurden. Diese Frau fand immer die passenden Worte. Gut das ich mit ihr darüber sprach. Bei Sam und mir wären wir bei einem ganz anderem Thema gelandet.

"Danke, Mum.", antwortete ich ihr und drückte sanft ihre Hand. Mütter wussten immer, wie sie ihren Kindern helfen konnten und wenn es nur ein paar Worte waren. "Aber bitte, sag niemanden etwas. Ich will sehen, was noch auf uns zu kommt. Vielleicht ist es auch nur eine Phase." Meine Mutter nickte, bevor sie ihre Serviette auf den Teller legte und versprach mir nichts zu sagen. Auch wenn ich wusste, dass sie es meinem Vater auf die Nase band. Aber das war ok. Mein Dad durfte ruhig wissen, wer und was mir im Kopf herum schwirrte.

Tʜᴇ Oɴᴇ Du Oder KeinerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt