22.

37 3 4
                                    

Dexter

Gelangweilt saß ich in dem Restaurant in das ich Paul gefolgt war. Doch es passierte nichts. Er saß einfach nur da und trank von seiner Cola. Sean war an einem anderen Mitglied der Organisation dran und hielt mich ständig auf dem laufenden so wie ich ihn. Eine Bedienung kam zu mir um meine Bestellung auf zu nehmen, doch außer einem Kaffee bestellte ich nichts. Paul sah aus, als wenn er auf jemanden warten würde, er war nervös und schaute ständig auf die Uhr.

Es dauerte noch fast eine halbe Stunde, bevor die Tür auf ging und eine junge Frau herein kam. Sie ging direkt auf Paul zu und begrüßte ihn mit einer Umarmung. Hinter meinem Notebook schoss ich ein Foto von ihr und leitete es meinen Kollegen weiter.

"Ich will das ihr das Bild durch die Datenbank laufen lasst. Schickt mir alles was ihr über diese Frau finden könnt.", teilte ich ihnen per Telefon mit und legte auf. Sie unterhielten sich, bevor Paul ihre Hand nahm und sanft darüber strich. Für einen Informanten war diese Geste viel zu innig. Mein Smartphone vibrierte und ich sah auf das Displays. Die Kollegen waren schneller als der Schall.

Name: Viktoria Lakrow

Alter: 21

Vorstrafen: keine

Sonstiges: Tochter des Russischen Botschafter Dimitri Lakrow. Zwei Geschwister. Studiert Jura an der Yale.

Ich sah verwundert auf die Mail. Was sucht sie hier, wenn sie auf der anderen Seite des Landes studiert? Dann war da noch die Tatsache, das ihr Vater nicht nur Botschafter war, sondern in diesem Zuge eine gewisse Narrenfreiheit mit seiner Bratva hatte. Warum also traf sich die Tochter eines der größten Mafiaoberhäupter dieses Landes hier in L.A. mit einem Typen wie Paul Owen? Ich machte weiter unauffällig Bilder und beobachtete die beiden. Sie waren so vertraut mit einander, das man denken konnte, sie wären ein Pärchen. Vielleicht waren sie es auch. Bei der Mafia war alles möglich. Oder aber Viktoria versuchte irgendwie ihren Vater zu schützen und verkauft sich ohne seines Wissens. Frauen waren zu allem fähig.

***

Nachdem sie gegangen waren, blieb ich noch einen Moment sitzen, bevor ich mich auf den Weg zurück ins Revier machte. Immerhin hatte meine Observation etwas mehr Klarheit in diesen Fall gebracht. Es sah tatsächlich so aus, als wenn alle Clans irgendwie betroffen waren. Sean hatte nicht so viel Glück und warf gereizt seine Jacke über den Stuhl.

"Es war alles für die Katze.... Ich habe mir umsonst den Arsch abgefroren.", knurrte er und setzte sich hin. Ich musste schmunzeln.

"Da hatte ich mehr Glück.", sagte ich und zeigte mit dem Kopf in die Richtung einer jungen Frau, die gerade von zwei unserer Kollegen herein gebracht wurde.

"Wenn mein Vater das erfährt!", zeterte sie herum und reckte ihr Kinn nach oben. Sean sah mich mit hoch gezogenen Augenbrauen an, als ich aufstand und dem dreier Gespann folgte.

Viktoria saß mit vor der Brust verschränkten Armen im Verhörraum und würdigte mich keines Blickes, als ich hinein kam.

"Es tut mir leid, dass meine Kollegen so mit Ihnen umgegangen sind, Miss Lakrow.", entschuldigte ich mich bei ihr und sie sah mich erstaunt an als ich sie beim Namen nannte.

"Woher...", setzte sie an, doch als ich die Bilder auf den Tisch legte verstummte sie.

"Ich weiß, wer Sie sind, weil ich Sie heute Mittag mit Paul Owen gesehen habe. Warum haben Sie sich mit ihm getroffen?" Ihr Blick richtete sich kurz auf mich, bevor sie ihren Kopf weg drehte und die Wand anstarrte.

"Miss Lakrow, wir wollen Ihnen nur helfen. Wenn Sie oder ihre Familie irgendwie in Schwierigkeiten sind."

"Meine Familie ist nicht in Schwierigkeiten. Paul und ich.... wir sind zusammen. Aber mein Vater weiß es nicht. Er denkt, ich bin in den Semesterferien zu einer Freundin hier nach L.A. gefahren. Aber das stimmt nicht. Ich bin hier um Paul zu treffen.", erklärte sie mir und ich erkannte, dass das nicht ganz die Wahrheit war.

"Sie wissen, das Owen für die Mafia arbeitet?", hakte ich nach und beobachtete, wie sie leicht zusammen zuckte.

"Ja, das wusste ich.....", sie brach ab und Tränen sammelten sich in ihren Augen. "Hören Sie mir zu, wenn ich sie nicht aufhalte, werden sie meinen Vater töten und alles an sich nehmen. Ich kann das nicht zu lassen. Mein Dad ist ein guter Mensch, auch wenn er der Bratva angehört. Aber er hat nie jemanden umgebracht." Wusste ich es doch. Es steckte mehr dahinter, als sie am Anfang zugab und es bestätigte meinen Verdacht. Sie verkaufte sich in gewisser weiße. Irgendwie tat sie mir leid und doch musste ich sie noch eine Sache fragen.

"Wissen Sie, wer diese Leute sind."

Viktoria sah mich an und schüttelte den Kopf.

"Nein, ich weiß nicht wer sie sind. Ich habe nur ein paar Telefonate mitbekommen, bei denen der Name Fox fiel. Ich habe heimlich Dads Mails gelesen und da laß ich den Namen Fox und Paul Owen. Ich ließ ihn sich in mich verlieben, als er in New York war und erhoffte mir so Zugang zu seinem Boss. Bitte, Sie müssen mich gehen lassen sonst war alles umsonst." Ich nickte und öffnete ihr die Tür.

"Wenn etwas sein sollte, melden Sie sich bei uns. Wir sind genauso hinter diesen Kerlen her, wie sie." Kurz blitzte etwas wie Hoffnung in ihren Augen auf, bevor sie an mir vorbei huschte.

"Sie kann uns noch sehr nützlich sein.", hörte ich Sean hinter mir und stieß mich vom Türrahmen ab.

"Wer weiß. Sie verkauft sich um ihre Familie zu retten. Aber zu welchem Preis? Ihr Leben ist da durch nur noch mehr in Gefahr." Ich warf die Unterlagen auf den Tisch und nahm meine Jacke in die Hand.

"Ich mache Feierabend. Den Bericht kann ich morgen noch schreiben."

***

Wie sehr habe ich diesen Tag herbei gesehnt. Es war Freitagabend und was gab es schöneres Elena zu sehen. Die Schatulle mit ihrem Geschenk, lag auf dem Beifahrersitz, sowie die Tasche mit Spielzeug, die ich gepackt hatte. Alleine bei dem Gedanken an ihre weiche Haut wurde ich hart. Ich konnte nicht genug von ihr bekommen und das war sowohl gut als auch schlecht. Dass es ihr nicht anders ging, konnte ich nicht leugnen. Elena hatte mir vor ein paar Tagen gestanden, das sie es ihrer Mutter erzählt hatte. Aber ich war ihr nicht böse, denn ihre Eltern liebten mich und hatten sich immer gewünscht das ich ihr Schwiegersohn werde. Naja, wenn das mit Sean nicht wäre, würde ich Elena fragen ob sie meine Frau werden würde. Ich nahm die Tasche und stieg aus dem Wagen, sie wartete bestimmt schon auf mich und ich wollte sie nicht länger warten lassen. Es war auch für mein Gemüt nicht wirklich förderlich.

Ich stand noch ein paar Minuten vor ihrer Tür, bevor ich klingelte. Wie als wenn sie auf mich gewartet hätte, öffnete Elena die Tür und lächelte mich an. Sie war so schön und gehörte ganz mir. Ich schob sie in die Wohnung zurück und schloss hinter mir die Tür, bevor ich sie an mich zog und küsste. Eine ganze Woche musste ich auf diese Lippen warten. Die Tasche landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden, nachdem ich sie los ließ.

"Hey.", begrüßte sie mich und löste sich. Ihr Blick ruhte auf mir und ich konnte die Erwartung darin erkennen.

"Hey, schöne Frau.", antwortete ich ihr mit einem Lächeln. Ich betete diese Frau an, das tat ich schon immer. "Ich habe dich vermisst." Elena kicherte leise und nahm meine Hand um mich zu ihrem grünen Sofa zu führen.

"Ich dich auch. Ich konnte die ganze Woche nur an diesen Abend denken. Es war so schlimm, dass mein Dad mir frei gegeben hat." Sie zuckte mit den Schultern. Ich wusste, wie schwer es ihr fiel nicht arbeiten zu können. Da war sie wie ich. Obwohl ich unsere gemeinsame Zeit genoss.

"Ich habe etwas für dich.", erklärte ich ihr und zog die Schatulle aus meiner Jackentasche heraus. Elena sah mich mit großen Augen an und zog die Schleife langsam auf. Ihr stockte der Atem, als sie sah, was sich darin befand. Ich holte das Halsband heraus und Elena hob ihre langen braunen Haare an.

"Ich möchte, dass du es immer trägst, wenn wir hier oder im Club zusammen sind. Damit zeigst du, das du mir gehörst.", sagte ich zu ihr, als ich den Verschluss einhakte. Sanft strich ich ihr über die Wange, bevor ich ihr einen sanften Kuss gab. Dieser Moment, war so intim, noch intimer als wenn wir zusammen im Bett waren. Ich sah Elena tief in die Augen und mein Herz machte einen Sprung, als ich die Liebe darin sah. Ich musste aufpassen, damit ich mir nicht zu sehr die Finger verbrannte. Wobei dies schon längst geschehen war.

Tʜᴇ Oɴᴇ Du Oder KeinerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt