9.

40 5 2
                                    

Elena

Verdammt, ich hatte wirklich den größten Fehler meines Lebens begangen und doch bereue ich nichts. Viel zu lange hatte ich mich nach diesem Tag gesehnt, in dem ich endlich in Dexters Bett liege und wir es tun.
Genüsslich schmiege ich mich an seine Seite und schließe die Augen. Seine Finger, die über meinen Rücken gleiten sorgen dafür, dass ich schläfrig werde. Ich könnte ewig so da liegen, doch wie es in solchen Momenten ist, klingelt das verfluchte Handy.
Ich schnaube genervt und sehe in Dexs Gesicht, der mich belustigt angrinste.
"Um was wollen wir wetten, dass das mein Bruder ist.", brummte ich und angelte mein Smartphone vom Nachttisch. Als hätte ich es geahnt fand ich darauf 10 Sprachnachrichten und 20 Anrufe von Sean. Gott was nervte er mich.
"Siehst du, genau das meinte ich. Kaum wohne ich wieder bei ihm, geht das wieder los." Ich hielt Dex mein Handy vor die Nase, aber er zuckte nur mit den Schultern.
"Er macht sich halt Sorgen. Ruf ihn an und sag es ist alles ok, dann hört er auf zu nerven.", antwortete er und lehnte sich an das Kopfteil seines Bettes.
"Und was soll ich ihm sagen? Das ich bei dir bin? Dann können wir gleich auswandern.", knurrte ich und sah ihn fassungslos an. Dex lachte leise und schüttelte den Kopf.
"Du musst ihm ja nicht gleich die Wahrheit sagen. Lass dir etwas einfallen. Wer ist denn bitte der Werbeexperte von uns beiden." Ich seufzte, während ich auf die Nummer meines Bruders tippte.

Als wenn Sean das Handy in der Hand hätte, ging er sofort nach dem ersten klingeln ran.
"Elena, na endlich. Ich versuche dich schon seit drei Stunden zu erreichen.", drang seine Stimme aus dem Lautsprecher und ich verdrehte genervt die Augen.
"Sorry, Bruderherz aber Sam und ich haben bis eben geschlafen.", antwortete ich ihm und hörte seiner angestrengtem Atmung zu.
"Warum hast du nicht gesagt, das du bei ihr übernachtest?", wollte er wissen und hörte sich an wie unser Vater.
"Weil ich kein kleines Kind mehr bin. Himmel Sean, ich bin 24 Jahre alt und keine zwölf.", knurrte ich und sah zu Dex, der mich amüsiert anfunkelte.
"Ist ja gut. Wann kommst du heim?" Ich überlegte kurz. Wollte ich wirklich so schnell hier weg? Nein, ich wollte die Zeit mit Dex genießen.
"Wir essen erst einmal etwas und schauen noch unsere Serie fertig. Ich denke gegen Abend bin ich zurück." Hinter mir raschelte die Decke und ich spürte Dex Lippen auf meinem Nacken.

Ich konnte es kaum fassen, Sean nahm mir tatsächlich meine Notlüge ab und ich hatte noch Zeit mit Dexter.
Grinsend legte ich mein Handy zurück auf den Nachttisch und lehnte mich an Dexters Schulter.
"Und Detektiv was schwebt Ihnen nun vor?", fragte ich und grinste ihn an. Dexter drehte sich um, sodass er über mir lag und sah mir tief in die Augen.
"Jetzt, Ms Conner werden Sie verhaftet.", knurrte er, wobei mir ein Schauer über den Rücken lief. Verdammt, warum zog sich nur alles in mir zusammen, wenn er so mit mir sprach.
"Dann verhaften Sie mich.", murmelte ich atemlos. War das wirklich mein ernst? Etwas huschte über Dex Augen, bevor er mich wieder ansah wie zuvor.
"Du weißt gar nicht, was du mit mir anstellst. Ich träume fast jede Nacht davon dich an mein Bett zu ketten." Das ziehen in meiner Mitte wurde plötzlich stärker, sowie das Verlangen nach diesem Mann. Ich schluckte leicht, als er das sagte und nickte nur noch.
"Dann tu es."
Kurz flackerte etwas in seinen Augen auf, doch dies verlor sich wieder und er rückte etwas von mir ab. Hatte ich irgendetwas falsches gesagt?
"Du weißt nicht, was du da sagst.", meinte er nur und stand auf.
"Dann erkläre es mir, Dex. Ich bin alt genug um es zu verkraften.", widersprach ich ihm, doch er schüttelte nur mit dem Kopf.
"Ich weiß nicht, ob ich dann die Finger von dir lassen kann, Elena. So einfach ist das." Mit großen Augen sah ich ihn an. Das es wirklich so heikel war, konnte ich mir nicht vorstellen.

Dexter drehte sich um und zog sich seine Boxer über. Also war der Tag gelaufen, dabei wollte ich.... Nein ich brauchte ihn. Seufzend stand ich auf, zog so schnell ich konnte meine Sachen an und folgte ihm ins Wohnzimmer, wo er in der Küche verschwand und ein paar Minuten später mit einem Kaffee für mich wieder kam.
Dex setzte sich mir gegenüber auf das Sofa und sah mich mit einem verschlossenen Blick an. Ich schluckte, denn so kannte ich ihn nicht.
"Du solltest gehen, wenn du deinen Kaffee getrunken hast.", sagte er mit monotoner Stimme. Er warf mich also raus. Gut, wenn er wollte das ich ging.... Ich stellte die noch volle Tasse auf den Tisch und holte meine Tasche aus seinem Schlafzimmer und ging ohne mich noch einmal zu ihm um zu drehen.

"Wie bitte? Nicht dein ernst!", meinte Sam erstaunt, als ich ihr eine Woche später von dem Morgen danach erzählte. Sie kam wie fast jeden Mittag zu mir ins Büro und brachte mir etwas zu Essen und einen Kaffee. "Wenn ich es dir doch sage. Er hat mich danach einfach raus geschmissen ohne mit mir zu reden. Der Arsch kann mich mal.", knurrte ich und warf den leeren Becher in den Müll.
"Ich dachte er steht voll auf dich. Er hat dich ja sonst immer mit Blicken aus gezogen." Ich seufzte und fuhr mir resigniert durch das Haar.
"Das dachte ich auch. Aber so wie es aussieht.... Ach ich weiß ja auch nicht. Er meinte wenn er mich in irgendetwas einweiht, kann er die Finger nicht mehr von mir lassen. Verstehe einer die Männer." Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und sah aus dem großen Fenster zu meiner rechten. Es war ausnahmsweise mal ein verregneter Tag, so als wenn das Wetter meine Gefühle wieder spiegelte.
"Das ist doch gut. Vielleicht solltest du ihm auch die kalte Schulter zeigen, wenn er mal wieder bei Sean ist. Ich meine, du bist ja noch etwas bei deinem Bruder. Also lauft ihr euch so oder so über den Weg. Zeig ihm, das du sauer auf ihn bist. Was meinst du, wie schnell er klein bei geben wird.", erklärte mir Sam mit einem frechen Grinsen. Irgendwie hatte sie ja recht. Aber es sollte eine einmalige Sache sein, vor allem wegen Sean.
"Vergiss es. Es war eine einmalige Sache. Mehr nicht. Sean bringt uns um, wenn er das mitbekommt."
Sam zuckte mit den Schultern, bevor sie aufstand.
"Ich mein ja nur. Aber heule mir ja nicht die Ohren voll, wenn du doch Liebeskummer bekommst." Ich knüllte ein Blatt Papier zusammen und warf es gegen ihren Kopf, worauf hin Sam mir die Zunge raus streckte. Ich liebte Sam, aber manchmal konnte ich meine Freundin gegen die Wand werfen und doch meinte sie es doch immer wieder gut.

Das Meeting bekam ich nur zur Hälfte mit. Zu viel ging mir durch den Kopf. Etwas besorgt sah mich mein Vater an, doch er sagte nichts. Wie schon die Tage zuvor. Er ging einfach davon aus, das ich zu viel Arbeit auf dem Schreibtisch hatte. Doch das stimmte nicht. Ich hatte im Augenblick nicht viel, aber dafür einen sehr umfangreichen Kunden. Aber immer wieder schlich sich Dexter in meine Gedanken und ich wurde abgelenkt. Ich versuchte zu verstehen, was passiert war. Warum war er plötzlich so verschlossen? Aber ich kam auf keine Lösung. Es hatte alles mit dem kleinen Wortgefecht angefangen. Für mich war es nur Spaß. Für ihn war es wohl ernst.
"Verdammt Dex, was ist nur los mit dir?", murmelte ich vor mich hin und warf den Stift auf den Schreibtisch. Mein Handy klingelte, als ich eine Nachricht bekam. Mein Herz begann wie wild zu pochen, als ich Dex Namen lass.

Wir müssen reden. Oh, der Herr will reden, eine Woche später. Mal was neues. Und ich dachte schon, er hätte mich vergessen, so als wenn es mich nie gegeben hätte.

Ich habe in einer Stunde Feierabend. Treffen wir uns im Blue Velvet?
Keine Sekunde später schickte er mir einen Daumen nach oben als Antwort. Gut, wir hatten also eine Art Date. Zwar ein etwas anderes, aber wir hatten eins.

Was meint ihr? Hat Dex wohl ein schlechtes Gewissen?

Tʜᴇ Oɴᴇ Du Oder KeinerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt