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Pia

Ich konnte nicht sagen ob Stunden oder nur Minuten verstrichen waren als ich wieder erwachte.

Das Zimmer lag immer noch im Dunkeln, also musste es immer noch Nacht sein. Oder schon wieder.

Innerlich stöhnend biss ich die Zähne zusammen als ich auch den letzten Rest der zerknüllten Decke zu meinen Füßen strampelte und mich mühselig aus dem Bett wuchtete.
Meine Knochen knackten und meine Glieder fühlten sich unnatürlich steif an, fast schon wie eingefroren.

Dabei war es in dem Zimmer angenehm warm. Zu warm.

Verbissen tappste ich zur Heizung und drehte sie zurück auf Null, bevor ich das Fenster kurz öffnete und zwischen den Vorhängen mit halb geschlossenen Liedern auf die Straße starrte.

Die kühle Novembernacht kühlte meine vor Schweiß nasse Haut und schaffte Erleichterung als die unangenehme Hitze langsam von meinem Körper gepustet wurde.

Wie eine Statue verharrte ich und genoss den kleinen Moment der Schmerzlosigkeit.

Wärme, Wasser, selbst die Luft stach in meinen Lungen. Aber gerade war es erträglich.

Ein Geräusch von Unten weckte mich aus meiner regungslosen Trance und zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
Dwayne?

Geräuschlos schloss ich das Fenster und stellte es wieder auf Kippe, so wie es Dwayne am Abend zuvor getan hatte, wenn mich nicht alles täuschte.
Irgendwann muss er es wieder geschlossen haben.

Ich schüttelte den Kopf und schlich über die Treppe nach unten ins Wohnzimmer.

Der Raum war offen mit der Küche verbunden, an dessen Tresen er mit einem Glas Wasser lehnte und aus dem Fenster in einen anschließenden Garten starrte.
Er hatte den Rücken zu mir gewandt und schien mich nicht bemerkt zu haben.

Vorsichtig trat ich näher und nutzte die Gelegenheit um mich umzusehen.
Der Raum sah aus wie der Rest des Hauses.
Dunkle Parkettböden, welche in der Küche zu Fliesen übergingen. Die Wände waren in warmen weiß und blau Tönen gestrichen, ähnlich wie Türen und Fenster.
Ein großes, dunkelgraues Sofa dominierte das Wohnzimmer, flankiert von einigen Regalen in denen sich unzählige Bücher stapelten und mit einem großen, gemusterten Perserteppich gepolstert.

Es sah... nett aus, angenehm. Schlicht. Geordnet.

"Du solltest schlafen."
Ohne sich umzusehen hatte mich Dwayne offensichtlich doch bemerkt, auch wenn ich keinen Laut von mir gegeben hatte.
Ich verharrte und legte den Kopf schief.
"Du aber auch."

Dwayne seufzte und hob sein Glas, dann drehte er sich zu mir um.
Still musterte ich ihn.

Er sah müde und abgekämpft aus. Dunkel Ringe unter seinen Augen, seine Finger hatten sich fest um das Glas Wasser gekrallt.
Ich sah zu ihm hoch in das markante Gesicht.

Müde starrten seine silbernen Augen zurück.
Was auch immer es war, irgendwas schien ihn zu beschäftigen. Sehr.

Ich nickte ihm zu.
"Wie spät ist es?"
Dwayne löste den Blick von mir und drehte sich wieder zur Spüle um.

"Drei, vier Uhr morgens in etwa. Möchtest du etwas trinken?"
Ich verneinte.
"Und du hast die ganze Zeit kein Auge zu getan?"

Dwayne zuckte mit den durchtrainierten Schultern.
Missbilligend schnalzte ich mit der Zunge und trat zu ihm.

Ein müdes Lächeln hob seine Mundwinkel, während er sein Glas neu auffüllte und sich anschließend am Rande der Spüle abstützte.

"Du sorgst dich um mich? Süß."
Abfällig schnaubte ich.
"Komm bloß nicht auf dumme Gedanken. Im Grunde ist es mir egal ob du an Schlafmangel oder Burnout verreckst, mir ist nur wichtig, dass ich dabei nicht auch draufgehe. Schließlich musst du noch Fahren, und wenn du dabei jede Sekunde einschlafen könntest, werde ich ganz sicher nicht gelassen neben dir sitzen."

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