Dimension 2

43

Pia

Leise schloss ich die Tür meines alten Zimmers hinter mir und sah mich um.
Es war ungewohnt wieder hier zu sein, ungewohnt und doch vertraut.

Meine Mam hatte recht gehabt, sie hatte nichts angerührt. Mein Schreibtisch war immer noch zugemüllt und voller alter Schulsachen, mein Bett ungemacht und eine halb ausgetrunkene Wasserflasche stand auf meinem Nachttisch.

"Ist alles in Ordnung?" fragte Dwayne mich und stellte ein Buch zurück in mein kleines Regal.

Es war eines der Bücher die ich nie gelesen hatte.

Ich nickte und lehnte mich an die geschlossene Tür.
"Es hat ein bisschen gedauert, aber ich habe mit ihr reden können." erzählte ich leise.

Meine Gedanken kreisten immer noch über dem Gespräch meiner Mutter, das sowohl informativ wie auch verwirrend war. Seufzend massierte ich mir die Nasenwurzel.

"Offensichtlich können sie sich wirklich an alles erinnern und auch von der anderen Dimension und selbst über Rabbit wissen sie bescheid. Merkwürdigerweise scheinen sie es akzeptiert zu haben, obwohl sie nie auch nur einen Beweis dazu gesehen haben."

Dwayne verschränkte die Arme vor der Brust. Es war ungewöhnlich einen Mann in meinem alten Kinderzimmer zu sehen, schließlich war das hier das persönlichste, was ich aufzubringen hatte. Und das gerade Dwayne der erste unfamiliäre Typ war dem diese Ehre zuteil wurde, machte die Sache nicht viel besser.

"Hat sie gesagt, wer ihnen die ganze Sache erklärt hat? Und wann genau das war?" Ich schüttelte den Kopf.

"Ich habe sie danach gefragt, aber sie kann sich nicht mehr erinnern. Für sie ist es wie eine Tatsache, so wie das Wissen, dass die Erde um die Sonne kreist. Aber wenn sie versucht genau über die Person nach zu denken oder sich zu erinnern wie sie aussah, dann geht es nicht. Irgendwas hält mental auf, blockiert ihre Erinnerungen."

"Hm." Dwayne schaute mit zusammen gezogenen Brauen zur Seite. "Das macht die Sache nicht gerade leichter. Fakt ist, dass es ein Insider sein muss. Hat sie auch etwas über mich oder die Clans sagen können?"

Ich runzelte die Stirn. "Nein, über die Clans nicht. Ich glaube nicht, dass sie darüber bescheid wusste. Über dich hingegen hatte sie sehrwohl eine Meinung, eine Meinung die ich komplett zerstört habe."

Dwaynes Mundwinkel zuckten und er seufzte.
"Natürlich." sagte er dazu nur.

"Gut." ich stützte mich von den Wand ab. "Was machen wir jetzt? Ist dir irgendwas aufgefallen?"

Auch Dwayne wurde wieder ernst .

"Deine Mutter sagte, sie habe das Zimmer nicht angerührt?"
Ich nickte.
"Ja. Offenbar hatten sie die Tür immer übersehen oder nicht wahrgenommen, als ich ihre Erinnerungen gelöscht hatte. Sie haben diesen Raum nie betreten."
Ich runzelte die Stirn.
"Warum?"

Dwayne sah sich um.

"Weil hier kein Staub ist. Hier ist nichts was auf eine Jahrelange Verlassung dieses Raumes hindeuten würde. Alles hier sieht genau so aus, als ob du eben erst gegangen wärst. Komisch, nicht wahr?"

Allarmiert trat ich einen Schritt vor. Da hatte er recht.
Eines der letzten Male als ich hier war hatte ich in allen Ecken gesaugt, weil es Asche von der Zimmerdecke geregnet hatte. Und das war passiert, weil...

Ich ließ mich auf die Knie fallen und spähte unter meinen Schrank, doch da war nichts. Rein gar nichts.
Sofort war Dwayne neben mir.
"Was ist?"

Ich biss die Zähne zusammen.
"Ich hatte hier einen Spiegel. Irgendwann erschien Rabbit in diesem Spiegel und ich hatte ihn aus Angst zerstört. Irgendwie kam es dabei zu einer Momentaufnahme der anderen Dimension, und in den Scherben war die andere Dimension immer noch zu sehen gewesen, bis ich hinein gegriffen hatte. Es war praktisch ein Portal, aber kein richtiges. Als ich die Hand zurück gezogen hatte, waren alle Scherben schwarz geworden und das hier ist passiert."