Pia
Wie eine Welle schlug die Realität über meinen Kopf zusammen und ich wurde hineingezogen in einen nicht enden wollenden Strudel. Vor Überraschung machte ich den Fehler nach Luft zu schnappen, doch das einzige was in meine strapazierten Lungen strömte waren Asche und Rauch.
Keuchend spuckte und würgte ich, bis ich mit einem dumpfen Knall auf dem Boden aufkam und komplett durchgeschüttelt wurde.
Langsam erhob ich mich und sah mich mit zusammengekniffenen Augen um.
Es war, als ob jemand einen Endsättigungsfilter über die zerstörte Umgebung gespielt hätte und ließ alles wie in einem unwirklichen Albtraum erscheinen.
Ich musste schlucken. Alles war vertraut, und doch so unendlich beklemmend.
Mich fröstelte es.
Sollte es nicht mittlerweile anders sein? Sollte mich die andere Dimension nicht auf bizarre und merkwürdige Art und Weise irgendwie willkommen heißen?
Doch stattdessen fühlte ich mich fast so ungewünscht wie am ersten Tag.Wieder schluckte ich und setzte mich vorsichtig in Bewegung.
Irgendwas stimmte hier nicht.
Meine nur in Socken gekleideten Füße schrammten über rauen, schwarzen Asphalt und wurden von Splittern und Schottern gepiekt, doch es kümmerte mich nicht.
Zu sehr schoss mir das Adrenalin durch die Adern, spannte meine Muskeln an und ließ meinen Atem flach und hektisch fliehen.Innerlich tastete ich nach Rabbit, fand aber nur Leere, während ich gleichzeitig mein nacktes Gesicht berührte.
Das war nicht gut. Gar nicht gut.Zitternd holte ich Luft, dann nahm ich einen Zahn zu.
Sich ängstlich irgendwo zu verkriechen brachte nichts. Und schon gar nicht wenn man bedachte, zu wem ich geworden war.Dwaynes Überlegungen kamen mir in den Sinn.
Konnte es wirklich sein, dass ich zu einem Halbblut geworden war..?An einer von Trümmern und zerstörten Häusern gesäumten Straße hielt ich inne, als mir ein großer Haufen runder Schädel ins Auge sprang.
Als ich jedoch genauer hinsah erkannte ich, dass es mitnichten Schädel waren. Es waren Helme.Wie selbstverständlich trugen mich meine Beine zu Mikes Sammelstücken, obgleich meine Finger nervös an dem Saum meines Pullis herum zupften.
Gott, was war ich verkrampft.
Kurz bevor ich Mikes Helmberg erreichte, ertasteten meine Finger eine Wölbung in einer meiner Hosentaschen und verblüfft zog ich eine weiße Arztmaske hervor.
Kurz zuckte die Erinnerung in mir auf, wie Dwayne mir diese in seinem Bolzen-Jet aufgedrängt hatte. Dwayne, der mich vor wenigen Minuten noch geküsst hatte.Ich senkte meine kalten Finger, die ich unbewusst zu meinen Mund geführt hatte, und riss die Plastikverpackung der Maske auf.
Es war keine Maske die die Augen verdeckte, aber sie war besser als nichts.Um einiges sicherer trat ich um Mikes Helmberg herum, bis ich ihn schließlich ein paar Meter weiter entdeckte. Stocksteif gefroren stand er da, den Knabenhaften Kopf hatte er in den Nacken gelegt.
Leise trat ich zu ihm und folgte seinen Blick nach oben. Und dann sah ich es auch.
Irgendwann hatte es angefangen Asche zu schneien, nur, dass diese den Boden niemals erreicht hatte.
Jede einzelne Ascheflocke war mitten in der Luft eingefroren und bewegte sich keinen Millimeter. Generell herrschte eine unnatürliche Stille, so als ob die gesamte Dimension den Atem anhalten würde um zu... lauschen.Ich warf Mike einen Seitenblick zu, doch auch er rührte sich nicht.
Oh ja, hier stimmte etwas ganz und gar nicht.Mut fassend ging ich weiter, mit jedem Schritt mehr und mehr davon überzeugt, dass nicht ich der Eindringling hier war.
Warum sonst hätte die andere Dimension mich wieder zu sich holen sollen?Wenn es wirklich stimmte, was Dwayne vermutete, dann hatte die Dimension gewollt, dass ich wieder in die Realität kam. Und demzufolge wollte sie nun auch, dass ich wieder hier war.
Nur... dann musste ich auch die Theorie ernsthaft in Erwägung ziehen, warum die Dimension mich überhaupt erst wieder weggeschickt hatte.
Weil ich tief in meinem inneren immer noch ein Mensch war?
Weil ich wirklich... zu eine Halbblut mutiert bin?
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Dimension 2
ParanormalPia Schröder gibt es nicht mehr, davon sind die Mitglieder des Raven-Clans überzeugt. Seit ihrem Verschwinden aus dem Deutschen Hauptquartier wurde sie nicht mehr gesehen, und weder Familie noch Freunde scheinen sich an das siebzehnjährige Mädchen e...