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Pia

Der Bildschirm flackerte, dann erschien eine neue Nachricht. Weiße Schrift auf dem schwarzen Hintergrund, den Fily immer noch regungslos an die brüchige Wand streamte.

Pia?

Ich verdrehte die Augen, trotzdem erschien meine Antwort auf dem dunklen Bildschirm.

Wer sonst, du Idiot.

Ich konnte ihn fast schon vor mir sehen, wie er regungslos vor seinem Handy saß und den Bildschirm anstarrte. Meine Mundwinkel zuckten leicht, als auch nur wenige Momente später eine Nachricht von ihm aufploppte.

Wie ist das möglich?

Wieder verdrehte ich die Augen.

Was weiß ich, hab ich den Müll hier studiert?

Stille.

Schnell erschienen weitere Zeilen von mir auf der Wand.

Hör zu, ich weiß du bist ach so toll und uns Menschen soooo überlegen, aber hast du Lack gesoffen?!

Schnaubend starrte ich den Bildschirm an. Keine Reaktion. Aus irgendwelchen Gründen ließ sein Schweigen etwas in mir aufkommen, etwas was ich schon lange Zeit zuvor vergraben hatte.

Halte dich endlich aus meinen Angelegenheiten raus, du und dein gesamter Saftladen! Ihr habt ja keine Ahnung mit was ihr alles spielt, wie verdammt gefährlich das alles ausgehen kann!

Pia

Ich biss die Zähne zusammen.

Wir wissen über die Risiken bescheid.

Ich schnaubte.

Ja offensichtlich nicht!
Zerstört das Portal, vernichte es und sorg dafür, dass es nie wieder geöffnet wird. Ansonsten kann ich für nichts mehr garantieren. Die Dimensionen sind nicht bereit um wieder zusammen gefügt zu werden!

Das hatten wir nie vor.

Tief atmete ich durch und versuchte mich zu beruhigen, bevor ich ihn durch die Verbindung den Kopf von den Schultern riss.

Die Dimensionen wollen die Nox verbinden, wir wollen die andere Dimension nur nutzen um Informationen über die spirituellen Wesen zu bekommen. Wir wollen damit Methoden entwickeln die Menschen besser schützen zu können und sie besser vor den Dämonen zu beschützen, die den Schleier überquert haben und bereits bei uns sind.

AM ARSCH!

Eine gefährliche Ruhe kehrte in mir ein, eine Ruhe die nichts gutes verheißen ließ. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen. Ich musste aufpassen, sonst ließ ich Rabbit zu sehr an die Oberfläche, und dann...

Ja. Was dann?

Menschen schützen? Sag mal, reden wir hier von den selben Personen?

Kurze Stille.

Unser höchstes Gebot ist es die Menschen vor der anderen Dimensionen zu schützen.

Ein Lachen kroch meine Kehle hinauf, ein Freudlosed. Hörte der Kerl sich überhaupt selbst mal zu?

Ich weiß, dass wir bei dir versagt haben.

Meine Augenbraue schnellte nach oben.

Ich hab bei dir versagt.

Ich weiß, dass alles was ich dir angetan habe nicht zu verzeihen ist. Dass ich das letzte war, was dich über den Abgrund gestoßen hat. Doch bitte glaube mir, dass ich das nie gewollt habe. Nichts davon.


Ich konnte mich nicht rühren. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich es nicht gekonnt.

Es tut mir leid.

Meine Lippen öffneten sich, doch kein Laut kam darauf hervor.

Bitte komm nach Haus.
Ich schwöre dir bei meinem Leben, dass wir einen Weg finden werden. Dass du nichts mehr mit der ganzen Geschichte zu tun haben wirst, nicht mit den Sprüngen, nicht mit den Nox und schon gar nicht mit uns.
Wir werden das hinkriegen.

Heiß tobte die Wut in mir und ließ meine Hände zittern, bäumte sich auf und plötzlich... plötzlich war da nichts mehr. Nur Stille und dieses kleine Gefühl, dieser Hauch von nichts der so leicht zu übersehen war und doch alles auslösen konnte.

Etwas nasses tropfte auf meine Wange. Mit zitternden Fingern wischte ich den kleinen Tropfen weg.

Tränen? Ich dachte, ich hätte keine mehr gehabt, nach allem was passiert war. Das ich diese Worte nicht mehr zu hören brauchte. Das ich die Stärke erreicht hätte, die mir half meinen Weg alleine zu gehen.

Doch anscheinend... anscheinend hatte das kleine Mädchen in mir doch diese Worte hören müssen. Die tröstenden Worte von einem guten Ende, einer Vorstellung, dass all das Schreckliche endlich aufhören würde.

Fast schon wehmütig starrte ich auf die weißen Worte.

Sie waren Balsam für meine Seele, ein kleiner Schimmer Hoffnung am Ende einer nicht enden wollender Dunkelheit.

Leiser Zweifel regte sich in mir. Woher wusste ich, dass er meinte was er sagte? Dass das nicht ein weiteres abgekatertes Spiel von ihnen war?

Ich blinzelte und verbannte die Gedanken aus meinem Kopf. Ob ehrlich oder nicht, ich würde nicht zulassen, dass die Zweifel mich noch mehr zerstörten, nicht wenn meine inneren Barrieren auf so wackeligen Stelzen standen wie jetzt.
Nicht wenn diese Barrieren das letzte waren, was zwischen Rabbit und der Realität stand.

Im Grunde genommen spielte die Wahrheit seiner Worte auch keine Rolle.

Denn schlussendlich waren sie zu spät gekommen.

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