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Raven

Keuchend saß Dwayne auf dem ledernen Sofa des kleinen Zimmers und starrte auf seine Hände hinab. Bereits vor Stunden waren sie wieder in die Realität gekommen, und laut dieser Zeit waren sie dort auch nur eine Stunde gewesen.

Eine Stunde. Dwayne fühlte sich, als hätte er Tage auf der anderen Seite verbracht. Und jetzt?
Jetzt wirkte alles so unwirklich, so unendlich weit weg.

Er schüttelte den Kopf. Sie alle waren, wie durch ein Wunder, heile zum Portal gekommen und hatten die Maßnahmen der Rückkehr durchlaufen, hatten die Tests gemacht, ihre Ergebnisse abgegeben, die Kleidung und die Waffen zur Untersuchung frei gegeben.

Auch sein Handy und seine Brieftasche lag jetzt unter irgend einem Mikroskob, wann und ob er es überhaupt wieder bekommen konnte, stand noch in den Sternen.

Dwayne seufzte resigniert auf und fuhr sich durch das dunkle Haar.
Gott, er fühlte sich wie der letzte Idiot. Warum hatte er das Zeug nicht einfach da gelassen? So ein Flüchtigkeitsfehler unterlief ihn doch sonst auch nicht.

Aber heute und die letzten Tage, tja. Die waren alles andere als normal.
Dwayne hatte schon seit Ewigkeiten nicht mehr richtig geschlafen, immer war er unterwegs, immer musste er irgendwas entscheiden.
Normalerweise kam er damit wunderbar klar, im Gegenteil sogar. Es machte ihn nichts aus.

Und jetzt? Jetzt war er erschöpfter als jemals zuvor, und das gefühlt von einem Tag auf den anderen.
Und zu allem Überfluss drehten sich seine Gedanken durchgängig um das Schicksal einer bestimmten Person.

Er hasste es, oh, wie er diese beschissenen Schuldgefühle verabscheute! Aber das änderte trotzdem nichts an der Tatsache, dass sie nun mal da waren. Und damit musste er klar kommen. Ob er jetzt wollte, oder nicht.

In dem Moment ging die Tür auf, und Jace steckte mit zwei dampfenden Tassen den Kopf herein.

"Du siehst aus, wie eine wandelnde Leiche." Begrüßte dieser ihn.
Dwayne verdrehte die Augen und ließ den Kopf wieder auf die Rückenlehne plumpsen.

Jace nahm das als Aufforderung an herein zu kommen, und zog die Tür ächzend mit seinem Fuß zu, bevor er sich vorsichtig in einen Sessel Dwayne gegenüber fallen ließ.

"Ist dir schon mal aufgefallen, das in unserer Regierung nur korrupte und Inkompentente sitzen?"
Dwayne runzelte die Stirn.
"Wie kommst du denn auf sowas?" Fragte er.
Jace zuckte die Schultern, was den Kaffee gefährlich zum Schwanken brachte, und stellte die Tassen vorsichtshalber auf den kleinen Sofatisch ab.

"Weiß nicht, ist mir gerade so aufgefallen. Ich hab so nen Systemkritischen Podcast gehört, und, nun ja."
Dwayne schloss die Augen. "Da kam dir die Erleuchtung."

Jace legte den Kopf von einer Seite zur anderen.
"Jaein. Ich meine, bewusst war es mir ja schon immer. Aber trotzdem fällt es mir gerade erst so richtig auf. Und irgendwie macht mich das schon wütend. Ich weiß nicht wie du es siehst, aber eigentlich ist die Vorstellung echt mies, dass irgendwelche Idioten mit Geld an der Macht sitzen, weil sie sich bereit erklärt haben, für die Typen mit noch mehr Geld deren Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Für Geld."

Jetzt öffnete Dwayne die Augen wieder und hiefte sich nach vorne.
"Das, mein lieber Jace." Sagte er, bevor er nach seiner Tasse griff und Jace  dabei tief in die Augen schaute,
"Nennt man Lobbyismus. Und ob dus glaubst oder nicht, dieses Problem gibt es Weltweit. Trotzdem sind wir die letzten, die das zu kümmern hat, und abgeben wirst du dich mit Regierungen und so erst, wenn du die Elster abgelöst hast."

Dwayne nahm seine Tasse und postete Jace zu. "Klar soweit?"

Auch Jace nahm seine Tasse, eine babyblaue mit aufgemalten Elefantenrüssel, und überschlug nachdenklich die Beine.
"Es beschäftigt mich trotzdem. Vielleicht sollten wir da mal ein bisschen schauen, was da so alles faules über den Tisch gezogen wird."

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