"Der Kaffee schmeckt scheiße." verkündete Dan und stellte seine baby-blaue Tasse in einer entschiedenen Bewegung neben einen unordentlichen Stapel an Dokumenten und sonstigen total wichtigen Zetteln, die schon eine ganze Weile einen voll wichtigen, muss-erledigt-werden Stapel, bildeten. Mit regelmäßigen Wachstumsschüben.
"Das sagst du jedes Mal, und dann holst du dir doch wieder einen neuen Kaffee." antwortete David mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen, ohne allerdings den Blick von seinem Bildschirm zu lösen.
"Lernst du denn nie dazu?"
Dan schnaubte und fläzte sich in seinen abgewetzten Schreibtischstuhl. "Die Hoffnung, mein Lieber, die Hoffnung!"
Jetzt verdrehte auch Ivonne die Augen und drehte sich wieder zu ihren Unterlagen. Aus den Augenwinkeln schielte sie auf das leicht flimmernde Bild der zugegeben alten Überwachungskamera, die einen Raum mit langen, gefüllten Regalen zeigten.
Das Bild, das auf einem kleinen Bildschirm an der Wand über einem hüfthohen Regal thronte, wechselte sich mit einem recht weitläufigen Blick vom Eingangsbereich, Verkaufsbereich und Hintereingang des kleinen Waffenladens ab.
Obwohl der Waffenladen mit klein nicht beschrieben werden kann, er war in den letzten drei Jahren sogar zu einen der größten im ganzen Staat heran gewachsen, und mit ihm das Sortiment. Als solcher gehörte es sich auch einen Nachtwächter angestellt zu haben, denn auch wenn Waffen besonders in Amerika leicht zu bekommen waren, so waren sie auch ein recht beliebtes Diebesgut.
Trotz allem, oder gerade wegen den Vorsichtsmaßnahmen, waren sie noch nie überfallen worden. Und das erfüllte Ivonne nicht gerade mit wenig Stolz. Sie war schon dabei gewesen als der Laden seine ersten Verkäufe tätigte, David und der Nachtwächter Dan kamen erst vier Jahre später hinzu.
Ivonne war eine schlanke Frau um die Mitte dreißig, mit hellbraunem Haar und einer süßen Schleifenbrosche, die sie fast täglich trug. Hohe Schuhe und perfekt gestylte Nägel ließen sie für fremde Augen fehl am Platz erscheinen, doch dieser Schein trügt.
Ihre schlanken Finger konnten eine Waffe schneller laden als die meisten ausgebildeten Soldaten, und ihr Ziel hatte sie seit ihrem fünfzehnten Geburtstag nie verfehlt. Im kompletten Gegenteil zu ihrer präzisen Zielsicherheit, war sie außerhalb des Schießstandes fast schon schlampig. Ständig verlor oder verlegte sie etwas, und obwohl sie sich alles aufschrieb hatte sie nicht nur einmal vergessen die Kasse abzusperren.
Aus diesen Gründen war sie von dem Verkaufsstand in den hinteren Teil des Ladens gezogen, und kümmerte sich zusammen mit David um all die Papiere die letztendlich doch anfielen. Auch wenn David dazu über gegangen war alles organisatorische zu übernehmen, so war Ivonne meist doch besser als jedes Lexikon was jegliche Waffentypen anging.
"Ich bin für eine neue Kaffeemaschine." erklärte Dan und holte einen zerdrückten Donut aus einer braunen Papiertüte hervor.
"Du wiederholst dich." nuschelte David und nippte an seinem halbleeren Wasserglas. Dann seufzte er auf, streckte sich und erhob sich."So, ich bin fertig für heute. Was ist mit dir, Ivonne?"
Ivonne schaute auf die tickende Wanduhr auf die schon halb 12 Uhr nachts anzeigte, und gähnte. Dann schloss auch sie ihre Excelltabelle und erhob sich mit leicht wackeligen Beinen."Ich bin auch fertig. Heute ist es wirklich spät geworden, was?" David nickte und Dan stopfte sich den letzten Rest seines Donuts in den Mund. Mit vollem Mund murmelte er; "Na dann geh ich auch mal eine Rauchen."
Ivonne verdrehte ihre Augen, griff nach Mantel und Schal und eilte hinter David her, der ihr gentlemanlike die Tür aufhielt.
David war ein schlaksiger Mann mitte vierzig, mit kleinen, verträumten Augen und einer unglaublichen Konzentrationsfähigkeit.
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Dimension 2
ParanormalPia Schröder gibt es nicht mehr, davon sind die Mitglieder des Raven-Clans überzeugt. Seit ihrem Verschwinden aus dem Deutschen Hauptquartier wurde sie nicht mehr gesehen, und weder Familie noch Freunde scheinen sich an das siebzehnjährige Mädchen e...