Pia
Drei dampfende, unangerührte Tassen, eine Pfanne und ein Nudelholz lagen auf den Tisch, welcher Dwayne und mich voneinander trennten.
Dwayne war um einiges erwachsener geworden, ernster, überlegter.Mit verschränkten Armen saß er vor mir auf den Stuhl, den Hut hatte er neben sich abgelegt und die Füße unter dem Tisch übereinander geschlagen.
Ich hätte gelogen, hätte ich gesagt, dass sein neuer Style ihm nicht stehen würde, aber das war es nicht was meinen Blick auf sich zog.Es war die Aura, die ihn umgab. Sie war düster und wissend, wie flüssige Schatten die sich in sanften Wellen um ihn herum bewegten und auf etwas lauerten.
Dwayne war nicht mehr der unbeherrschte und berechnende Junge von damals, der versucht hatte in einer Welt der Erwachsenen die Kontrolle zu behalten.Nein, jetzt hatte er den Sturm in seinem Inneren in den Griff bekommen, und das spürte man. Er war keine explodierende Zeitbombe mehr die bei jeder Kleinigkeit drohte in die Luft zu gehen. Die Wut in ihm war immer noch da, doch jetzt konnte er sie gezielt steuern. Und das machte ihn um einiges gefährlicher.
Seine silbergrauen Augen blitzten und durchdrangen jede Zelle meines Körpers, erkannten jedes Detail. Auch ich verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust.
"Was?" fragte ich mit leiser Stimme.
Dwayne mochte sich verändert haben, aber das hatte ich mich auch.
Auch ich war nicht mehr das kleine, verletzte und nach Hilfe suchende Mädchen.
Ich wusste wo ich hingehörte und was ich dafür tun musste.Ich wusste was ich wollte.
Dwayne schürzte die Lippen.
"Ich bin mir nicht sicher ob du gerade einfach nur beschissen oder atemberaubend aussiehst."
Verdutzt hob ich eine Augenbraue.
"Ich bin mir nicht sicher ob du ein Realist oder ein Drogenabhängiger bist."Dwayne regte keine Miene.
"Naja..." mischte Marie sich ein und schob ihren Stuhl näher an das Kopfende des Tisches.
"Da hat er nicht ganz unrecht, Pia."Fragend hob ich eine Augenbraue.
Nervös zuckten Maries Blicke zwischen Dwayne und mir hin und her, doch schließlich schluckte sie und griff zögernd nach ihrem Tee."Ihr seid verdammt gruselig, wisst ihr das? Der Herr da wie ein lebender Schatten, und du wie ein weißer Killer Geist. Hast du das in der anderen Dimension gelernt?"
Dwayne hob eine Augenbraue.
"Andere Dimension? Du hast ihr doch nicht etwa von der anderen Seite erzählt?"
Ein verschwörerisches Lächeln machte sich in meinem Gesicht breit.
"Vielleicht?""Oh, oh." murmelte Marie und schlürfte an ihrem Tee, während Dwayne und ich uns einen unnachgiebigen Blickwechsel lieferten, den keiner von uns zuerst abrechen wollte.
"Ich habe ihr auch von deiner Affenbande erzählt. Ach ja."Ich zauberte das kleine Buch von Marie hervor und legte es ohne den Blick von Dwayne zu wenden vor uns auf den Tisch.
"Falls du es wieder einmal vergessen haben solltest." sagte ich mit gefährlich sanfter Stimme.
Dwaynes durchdringender Blick glitt zu dem kleinen Büchlein zwischen uns, und jetzt zuckte doch ein Lächeln der Belustigung über seine versteinerte Miene.
"Ein Grundgesetz? Dein Ernst? Du hast dich wirklich kein bisschen verändert."
Auch ich lächelte wissend.
"Da muss ich dir leider widersprechen. Ich schätze, ich habe doch schon einige Veränderungen über mich ergehen lassen."Dwaynes Blick wurde eine Spur sanfter.
"Das stimmt wohl." er streckte seine Hand nach dem Grundgesetz aus und ließ es in seiner Tasche verschwinden. "Ich werde mich daran erinnern. Aber jetzt zum Wesentlichen. Sie weiß über alles bescheid?"
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Dimension 2
ParanormalPia Schröder gibt es nicht mehr, davon sind die Mitglieder des Raven-Clans überzeugt. Seit ihrem Verschwinden aus dem Deutschen Hauptquartier wurde sie nicht mehr gesehen, und weder Familie noch Freunde scheinen sich an das siebzehnjährige Mädchen e...