11| C A M E R O N

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Cameron

Ein Date. Ich hatte ein Date mit Hailee, die Idee dazu hatte ich heute früh auf dem Weg nach Hause. Mir wurde klar, dass ich jetzt nicht mit ihr bis nach den Weihnachtsferien mich verkriechen wollte. Sie wollte nicht das Gefühl bekommen, dass wir nur still und heimlich in ihrem Wohnheimzimmer miteinander schlafen werden und höchstens vorher einen Film gemeinsam sehen und Essen bestellen. Daran ist perse nichts Schlechtes, wieso auch. Es sollte nicht nur darum gehen und ein Date außerhalb dieser Stadt schien mir die perfekte Lösung zu sein.

Ich musste mir auf jeden Fall was Gutes einfallen lassen. Nur was genau. Ich öffnete die Wohnungstür und fand Jess in der Küche vor, wo er sich gerade Frühstück zubereitete. «Na lange Nacht gehabt?«, fragte er schnippisch. Wahrscheinlich würde er mich mit dem Messer in seiner Hand bewerfen, wenn er wüsste wo ich gewesen bin. «Kann man so sagen«, murmelte ich und ging zum Kühlschrank, um mir eine Flasche Wasser zu nehmen. Die Stille war erdrückend, aber da kam Austin mit einem Handtuch um die Hüfte zu uns, hinter ihm zog er eine Dampfwolke aus dem Bad mit sich. «Wir sind aber alle früh auf den Beinen. Sollten wir die Collegezeit nicht zum ausschlafen nutzen?«, scherzte er und ich musste grinsen, doch Jess beschloss die Stimmung wieder kippen zu lassen. «Tja Cam hier hat sich gerade reingeschlichen, er macht es ja so wie man machen soll. Arme Mädchen abschleppen und Herzn brechen«. «Es reicht jetzt Jess. Als hätten wir alle noch nie einen One-Night-Stand gehabt?«, merkte Austin an, «benimm dich nicht dauerhaft wie ein Arsch und komm von deinem hohen Ross runter«. Jess schmiss das Messer in die Spüle und ging mit seinem Essen in sein Zimmer. Ich blickte ihm traurig nach, wenn er von mir und Hailee erfuhr, wäre das der Todesstoß. Wobei ich weiß nicht einmal, ob noch überhaupt etwas da ist, was einen Todesstoß benötigt. «Ignoriere ihn und lass dir ja nicht von ihm beeinflussen. Wenn du und du weißt schon wer jetzt einen Rückzieher macht wegen ihm, dann raste ich aus. Er hat seine Probleme und weigert sich mit uns zu reden. Wir haben es angeboten Cam. Immer wieder und er will nicht. Man kann nicht für immer ihm nachlaufen, wenn er keine Hilfe will. Dein Leben ist deines! Du und Hailee habt es zu bestimmen nicht er, okay?«, mein Freund blickte mich eindringlich an und ich nickte.«Da weiß ich ja. Sie ist nicht sein Besitz und er hat nicht zu bestimmen was sie macht, aber er fehlt mir Austin. Wir sind schon so lange befreundet. So toll auch alles mit Hailee ist oder noch werden wird, da wir gerade am Anfang stehen, es tut weh ihn zu verlieren«, gestand ich. «Nicht alle Freundschaften sind für die Ewigkeiten bestimmt, egal wie lange sie bereits bestehen oder wie eng man einander einst war. Das ist schwer und schmerzhaft, aber gehört dazu. Was wenn du das Beste der Welt verpasst, weil du dich an ihm festklammerst, obwohl er dich schon lange losgelassen hat?«, fragte er mich und ich schluckte schwer. Darauf wusste ich keine Antwort. Es war als würde Jess ein Loch in meine Brust reißen und ich weiß nicht mal wieso.

Ich lag auf meinem Bett und suchte mich durch Wohnungsanzeigen. Ich könnte auch einfach eine neue WG gründen, denn so wirklich Lust hatte ich nicht aufs Wohnheim. Da bist du mit einer anderen Person auf den engsten Raum zusammengesperrt. Früher ging das mit Jess oder bei Hailee und Audrey, aber nun scheint mir das anstrengend zu sein. Wenn es sich vermeiden lässt, werde ich es auch vermeiden. So eine Dreier oder Vierer WG wäre doch lustig. Ich könnte einen Aushang machen und man könnte sich zusammenschließen, oder ich miete etwas an und suche anschließend Bewohner, aber dann kann die Wohnung nicht all zu groß sein. So viel verdiene ich dann doch nicht. Obwohl ich kenne jemanden, der auch aus dem Wohnheim raus will. Ich zog mein Handy hervor.

Ich: Sag mal wie hoch stehen die Chancen, dass du mit mir eine WG gründen würdest ?

Nora: Hoch.. ich muss hier raus.

Nora: Meinst du das Ernst? Spiel nicht mit mir! Meine Mitbewohnerin verliert so viele Haare.

Ich musste lachen. Mit Nora würde ich super klar kommen und zu Zweit könnten wir eine größere Wohnung mieten und uns anschließend weitere Mitbewohner suchen. Zu Zweit macht sowas generell mehr Spaß und nimmt den Stress von einer Person.

Ich: Ich spiele nicht mit dir du Verrückte. Ich muss hier raus, Wohnheim will nicht, aber allein eine WG gründen ist so mühsam. Und dich kenne ich :D !

Nora: True und deine heiße bald Freundin liebt mich. Pluspunkte für mich oder?

Ich: Sowiesooo

Nora: Ich bin dabei !!!!!

Ich schickte ihr einige Links von Wohnungen, die ich gefunden hatte, die nicht zu weit weg waren vom Campus. Sie hatte zwar ein Auto, aber man mag ja auch nicht unnötig durch die Gegend fahren. Dann schloss ich meinen Laptop wieder und zog unter meinem Bett eine Kiste hervor. Da unten befanden sich allerhand Kisten. Dinge die ich nicht wegschmeißen kann, aber auch lange nicht ertragen habe sie anzusehen. Dieses Semester habe ich mich das erste Mal seit Dads Tods selbst wieder mit Kunst beschäftigt. Ja ich habe Modell gestanden bei den Aktkursen, aber ich selber habe schon so lange nicht mehr geträumt. Geträumt davon ein Tattoostudio zu eröffnen. Mich der Kunst zu widmen und sie auf der Haut von Menschen zu verewigen. Ich nahm meinen Block heraus und blätterte durch ihn hindurch. Das war der letzte Block den ich hatte bevor er starb. Wenige Seiten waren noch frei. Ich wollte den Block zu machen, als ich beim letzten Bild angekommen war und entdeckte einen Text. Was steht da? Ganz unten in der Ecke.

Ich bin so stolz auf dich Cameron. Ich möchte dein erstes Tattoo erhalten! Wäre es zu kitschig den Namen deiner Mutter auf meiner Haut haben zu wollen? Ich bin alt ich darf kitschig sein. Aber ich schweife habe. Ich liebe deine Bilder mein Sohn. Höre niemals auf kreativ zu sein.

In liebe Dad. (tut mir leid, dass ich in deinen Bock gekritzelt habe. Er lag auf der Küchentheke und ich bin schrecklich neugierig.Schreibe ruhig in meinen, als Ausgleich. ABER WEHE du liest das Ende des Comics an dem ich aktuell arbeite. Der Verlag killt mich :D)

Ich schluckte. Dad. Das habe ich noch nie gesehen. Tränen brannten in meinen Augen. Ich habe damals alles weggeschlossen. Alle Comics an denen er mit gearbeitet hat, meine Zeichensachen einfach alles. Sogar meine geliebten Mangas habe ich verbannt, wobei mein Dad nie an Mangas gearbeitet hat. Aber dieses Zeichnungen haben in meinem Herzen wehgetan. Einfach alles. Und jetzt all die Jahre später sehe ich diese Nachricht. 

what no one else knows | Secret Love 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt