15 | H A I L E E

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Ein erstes Semester am College war wirklich vorbei. Jetzt kommen die Semesterferien und dann war ich einfach schon im 2. Semester. Wie kann das bitte nur so schnell gehen?

Die letzten Wochen hatte ich damit verbracht mir die nötigsten Möbel zu kaufen und sie gemeinsam mit Nora aufzubauen. Dann habe ich meine Sachen im Wohnheim gepackt und war vorzeitig ausgezogen. Audrey würde im Wohnheim bleiben und bekommt dann im nächsten Semester eine neue Mitbewohnerin. Wirklich miteinander gesprochen haben wir bisher nicht. Ich brauche immer noch Abstand und jetzt wo ich wirklich ausgezogen war, konnte eine wirklicher Abstand beginnen. Hin und wieder sind wir uns doch im Zimmer begegnet oder im Bad und haben peinlich umeinander herumgetanzt. Das alles war so kompliziert. Heute hatte ich die letzte Kiste abgeholt und wir haben kurz miteinander gesprochen. Sie fuhr in den Ferien zurück zu ihrer Mutter, während ich noch eine Weile hier blieb. Irgendwann in den Ferien werde ich meine Eltern besuchen, aber jetzt gerade wollte ich einfach nur richtig in meinem neuen Zuhause ankommen. Außerdem habe ich in der freien Zeit auch mehr Schichten im Diner übernommen.

Ich saß auf meinem neuen Bett in der WG und sah mich um. Die Wände habe ich weiß gelassen, nur ein paar Fotos auf gegangen. Mein Bett heute frisch bezogen und bereits alle Umzugskisten ausgepackt. Ich war angekommen. Es war aufgeräumt und alles war da. Ich habe noch ein paar Kleinigkeiten aus dem Haus meiner Eltern geholt, die damals nicht ins Wohnheim gepasst haben. Aber hier können sie her. Ein richtiges Zuhause.

Die Bilder mit Audrey lagen in der Schublade meines Schreibtisches. Es klopfe an der Tür und kurz darauf steckte Cameron seinen Kopf herein. ,,Hey du bist ja wieder da", sagte ich und breitete meine Arme aus. Er hatte heute Spätschicht. ,,Ich wollte mir einen Kuss vor der Dusche abholen", sagte er und ließ sich in meine Arme fallen. Wir kuschelte auf dem Bett. ,,Morgen kommen einige Leute fürs Mitbewohnercasting", sagte er und bettete seinen Kopf auf meiner Halsbeuge. Ich fuhr durch sein Haar. ,,Klingt doch gut. Dann sind wir bald komplett". Wir lagen noch eine Weile so da, bis Cam drohte einzuschlafen, da scheuchte ich ihm zum duschen sonst sollte er nicht in meinem frischbezogenen Bett bleiben dürfen.

Nach der Dusche kam er mir freien Oberkörper wieder während ich in einer Zeichnung vertieft war. Er setzte sich neben mich aufs Bett und klaute mir meinen Feinliner aus der Hand, ich dachte er wollte auf meinen Block zeichnen, doch er nutzte meinen freien Arm als seine Leinwand.

,,Was machst du da?", lachte ich. ,,Üben. Nach den Semesterferien beginnt mein neue Studium ich muss vorbereitet sein für meine Zukunft. Erst Studium und später Tattoostudio", erklärte mir und zog feine Linien über meinen Arm. ,,Was wird das genau? Entweder ein Vordruck für mein erstes Tattoo", wollte ich wissen. ,,Dein Dauermotiv", sagte ernst und beim genauen Hinschauen sah ich, dass er eine der Blumen zeichnete, die meine Mutter auch auf den Umschlag ihres Briefes gemacht hatte. ,,Oh", ich wurde traurig. ,,Wenn ich sie sehe muss ich immer an dich denken, auch wenn ich weiß, dass du sie nicht malst, da du Blumen so sehr liebst", flüsterte er und küsste sein Werk auf meinem Innenarm.

,,Ich vermisse sie irgendwie auch wenn ich sie nicht kenne. Ich liebe meine und Jess Mum. Sie hat mich groß gezogen und gerade Dad die ersten Jahre wo wir allein waren. Es hat mir nie was gefehlt, aber dieser Brief von ihr und die Blumen darauf. Dad sagt mein Talent habe ich von ihr. Es ist eine Erinnerung an eine Frau, die ich nicht kenne". ,,Hast du den Brief gelesen?", wollte er wissen und ich schüttelte den Kopf. Ich stand von meinem Bett auf und holte aus einer Schachtel den Brief und kehrte zu ihm zurück. ,,Ich will nicht lesen, dass sie mich nicht wollte. Ich weiß es aber es zu lesen", ich senkte den Blick. ,,Hältst du meine Hand?", fragte ich und er hob die Augenbrauen. ,,Du willst ihn jetzt öffnen?", er wirkte überrascht und setzte sich richtig hin. Ich blickte auf die Blume auf meinem Arm und fuhr mit den Fingerspitzen sanft über die Linien. ,,Ja. Eine Zeit der Veränderung", entschloss ich und öffnete zaghaft den Umschlag und faltete das Papier auseinander. Noch mehr Blumen umschlungen das Papier und eine geschwungene Schrift erschien.

Meine liebste Hailee,
wie alt bist du wohl gerade, wenn du diesen Brief öffnest. Wirst du ihn lesen, sobald du das Lesen gelernt hast? Oder doch so viele Jahre später, da deine Enttäuschung in mich dich aufhält ihn zu lesen. Oder bleiben diese Zeilen auf ewig vor dir verborgen. Zuerst möchte ich dir sagen, dass ich dich liebe auch wenn das abgedroschen klingt. Immerhin bin ich nicht da, ich schreibe nicht, ich rufe nicht an. Und wieso? Ich wäre nicht gegangen, wenn ich dich zu lange gehalten hätte oder angeblickt. Man liebt sein Kind, aber ich wäre daran zerbrochen. Mutter zu sein, das kann ich nicht. Ich kann dich lieben, aber nicht erziehen. Dein Vater er ist dazu geboren. Er brennt für diese Rolle. Er ist wundervoll. Ich zu egoistisch alles aufzugeben. Ich habe auch deinen Vater geliebt, aber wir waren kein für immer. Liebe reicht manchmal nicht aus. Ich hoffe, dass du das nicht erleben musst. Ich hoffe in deinem Leben wirst du dich verlieben, er wird dich lieben und ihr seid perfekt. Diese Blumen auf dem Papier und Umschlag die male ich immer wenn ich nervös bin. Blühende Blumen, verschlungene Pflanzen das beruhigt mich. Wenn ich dir etwas mitgeben kann dann dieser Brief und einige meiner Blumen. Und das Bild, welches hier drinnen ist. Meine Zeichnung von dir. Dieses Bild von dir als Baby ist in mein Gehirn eingebrannt. Mein Blick auf dich in meinem Armen direkt nach deiner Geburt. Ich brauche das Bild nicht, denn es ist in meinem Herzen. Ich weiß nicht was du liebst oder gerne machst, aber wenn du die Kunst versteht, erkennst du hoffentlich meine Gefühle für dich. Auch wenn ich nicht bei dir bin. Ich wünsche dir unglaubliches Glück, Liebe, Erfolg und die Erfüllung deiner Träume. In Liebe Mum (auch wenn ich es nie wirklich war).

Ich legte den Brief ab. Ich habe begonnen zu weinen während des Lesens, ich reichte Cam den Brief und zog das zweite gefaltete Blatt hervor. Und da war wirklich ein Bild von mir, als Baby kaum ein paar Stunden alt. Sie hat es aus ihrer Erinnerung heraus gemalt und mir geschenkt. Ihr Blick auf mich, als ich kaum wenige Stunden auf der Welt war.

,,Ich frage mich, ob ich sie eines Tages kennenlernen werde. Ob sich irgendwie unsere Wege kreuzen werden", ich seufzte und sah meinen Freund an. ,,Wenn es so sein soll, wird es so kommen", er strich mir eine Strähne hinter das Ohr und küsste meine Wange. Dann legte er seinen Kopf auf meine Schulter und wir sahen auf die Zeichnung meiner leiblichen Mum. ,,Versprichst du mir was?", fragte ich ihn. ,,Was soll ich dir versprechen?", gab er zurück. ,,Wenn du eines Tages dein Tattoostudio hast und alle Menschen mit ihren neuen Tattoos glücklich wirst, wirst du mir mein erstes Tattoo stechen. Und dann diese Blume hier", bat ich ihn und wischte über meine Wangen. ,,Mein erstes Tattoo in meinem eigenen Studio wird diese Blume sein", versprach er mir und besiegelte mit einem Kuss unser Versprechen.

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Der nächste Part wird schon der Epilog sein. Diesen werde ich heute Abend posten ❤️ dann kann ich in den Mai direkt mit Band 2 starten :-)

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