03| H A I L E E

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Hailee

Ich saß in meinem Seminar und starrte auf die Skizze, die ich anfertigte, während ich mit einem Ohr dem Dozenten lauschte. Ich blickte in die traurigen Augen eines Mädchens, in dessen Inneren ein Meer schimmerte, welches dunkel war und tobte, wie bei einem Sturm. „Das sieht ja krass aus", flüsterte mir jemand zu und ich entdeckte neben mir ein Mädchen, welches mich anlächelte und eine wunderschönen Lockenmähne hatte. Lauter Locken, die mich an eine Prinzessin erinnerten in einem schwarz, welches Schneewittchen hätte neidisch werden lassen. Außerdem hatte sie grüne Augen und einen Nasenring. Ihre Haut zierten einige kleine Tattoos am Unterarm, die sich hoch schlängelte bis zum Oberarm, wo ein großes Digimon Tattoo prangte. Es war Angewomon, wenn ich mich richtig erinnerte. „Danke", flüsterte ich zurück und schämte mich ein wenig, mir war gar nicht bewusst, dass sie mich beobachtete hatte. Ehrlich gesagt hatte ich sie gar nicht wahrgenommen. Sie zwinkerte mir zu und konzentrierte sich wieder auf das Seminar und ich tat es ihr gleich.

Nachdem Kurs packte ich meine Sachen zusammen, als sie mich wieder ansprach und gerade eine Strickjacke sich überzog. „Ich bin übrigens Nora", sie hielt mir ihre Hand entgegen. „Hailee", erwiderte ich. „Ich glaube wir haben mehrere Kurse zusammen. Gestern war ich auch in dem Kurs wo du neben diesem Kerl gesessen hast", erklärte sie mir. Ich schürzte die Lippen, wann habe ich denn. Ach. „Neben Cameron meinst du bestimmt. Er ist ein Freund meines Bruders und zufällig auch in dem Kurs. Ich muss gestehen ich kenne wirklich niemanden. Alle Leute, die ich auf dieser Uni kenne, studieren etwas Anderes", gab ich zu. Wobei Audrey gemeinsam mit Major studierte. Was ein Chaos. „Kenn ich, wobei mein Ex-Freund auch Kunst studiert, aber das Gesicht blieb mir bisher erspart", sie zuckte mit den Schultern und gemeinsam verließen wir den Raum. „Also deine Skizze eben war echt toll. Wie du das Wasser gezeichnet hast, bin ich echt neidisch", sie lachte. „Mal schauen wie es auf der Leinwand aussehen wird", sagte ich. „Ah Leinwand also interessant. Ich versuche mich an Bildhauerei und Realzeichnungen. So einen wirklichen Schwerpunkt habe ich nicht, aber Dinge wie das Wasser treiben mich in den Wahnsinn", sie verdrehte die Augen. „Kann ich mir vorstellen. Ich male eigentlich das was mir in den Sinn kommt und töpfere sehr gerne, aber arbeiten würde ich später lieber in einem Museum, als selbst in einem zu hängen", erklärte ich weiter. „Du willst also Talente ausstellen", wir erreichten den Ausgang und die Sonne strahlte heute kräftig auf uns herab. „HAILEE", rief eine Stimme und ich entdeckte meinen Bruder. „Du kennst aber einige gutaussehende Typen. Was hältst du davon Nummer auszutauschen? Dann kennen wir immerhin einander in diesem Studiengang?", schlug sie vor und ich nickte. Mein Bruder war mittlerweile bei uns angekommen, aber tippten noch die Nummern bei einander im Handy ein. „Wir sehnen uns Hailee", sagte sie mit einem letzten Blick auf meinem Bruder und ging dann weiter. Jetzt kommt es. „Dein Handy geht also", er klang streng und ich hatte echt keine Lust darauf. „Ja sehr gut sogar, Jess. Ich hatte aber gestern Lust auf reden", schoss ich zurück. „Typisch wie kindisch ist es bitte Anrufe zu ignorieren?", fragte er. „Ich hatte keine Lust zu reden! Das ist nicht kindisch, ich wurde gestern verlassen und wollte eben nur mit meiner besten Freundin drüber reden. Dafür werde ich mich nicht entschuldigen", sagte ich und setzte an weiterzugehen. „Wo willst du hin?", wollte er wissen. „Zum nächsten Kurs?", und mit diesen Worten ging ich einfach weiter und ließ meinen Bruder stehen. War ja klar, dass er so einen Aufstand machte. Gut das mich Cameron vorgewarnt hat. Aber weniger gut, dass ausgerechnet deren Mitbewohner die Szene im Bistro miterlebt hat. Er war bestimmt der Typ in den ich reingelaufen bin, der hatte allerhand mitbekommen. Peinlich, wobei auch ein echt hübscher Typ. Austin heißt der glaube.

Gegen 15 Uhr entschloss ich mich, dass es Zeit sei fürs Mittagessen, also steuerte ich die Mensa an. Ein Plakat an der Infowand erweckte jedoch mein Interesse und so blieb vor der riesigen Korkwand stehen. Es wird eine Kellnerin in einem Diner gesucht. 50Er Jahre Diner? Hatte Cam nicht gesagt, dass er in so einem arbeiten würde? Ein Nebenjob wäre mega. Ich riss eine der Nummern ab und stellte mich dann bei der Essensausgabe an. Ich schnappte ein Tablett bis mich jemand ansprach. „Hailee Anderson essen sie etwa jetzt erst zu Mittag?", ich drehte mich um und entdeckte Cameron gemeinsam mit dem gutaussehenden Typen von gestern. Ich musste grinsen. „Ja ich lebe rebellisch und sprenge die gewohnten Essenszeiten", ich beugte mich an ihm vorbei, „hallo ich bin Hailee". „Austin", er reichte mir die Hand, „tut mir leid, dass ich denen direkt von deiner Trennung erzählt habe", sagte er und ich winkte ab. Oh man wie lange das wohl noch weh tut? „Kein Ding. So hatte Jess schon ein paar Stunden Zeit sich allein drüber aufzuregen und Cam konnte mich vorwarnen", ich suchte in meiner Hosentasche nach dem Zettel, „sag mal ist das noch aktuell?", fragte ich ihn. „Suchst du einen Job? Aber klar die Zettel hängen dort erst seit heute Morgen, als ich sie aufgehangen habe. Also sehr gute Chancen für dich", er deutete mir, dass die Schlange sich weiter noch vorne bewegte. „Perfekt. Ja ein Job wäre gut. Alles was die typischen Ausgaben übersteigt muss ich selbst erarbeiten und ich glaube kellnern wäre eine gute Idee. Besonders wenn die hier die Zettel aushängen, werden sie gewohnt sein mit Studierenden zu arbeiten oder?", fragte ich und griff nach Besteck. „Ja mein Chef sagt immer das wären mit die besten Angestellten. Ich liebe es dort zu jobben und das Essen ist Bombe", versicherte er mir. „Sehr gut, dann rufe ich nach den Seminaren direkt an. Vielleicht werden wir ja Kollegen, Cameron", ich lachte und bestellte dann mein Essen. 

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