01| C A M E R O N

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Ich saß mit meinem Mitbewohner Austin auf der Couch und wir spielten gerade die achte Runde Mario Kart, als unser anderer Mitbewohner Jess und mein bester Freund seitdem ich denken kann, in die Wohnung zurückkehrte. Er schmiss seine Schlüssel auf die Kommode neben der Haustür und Austin fixierte ihm im Augenwinkel. Austin hatte erst letzte Woche eine kleine Holzkiste besorgt und sie dort hingestellt um die Schlüssel zu sammeln. Jess bemerkte sein Vergehen nachdem er seine Schuhe abgestriffen hatte und packte die Schlüssel in die Kiste, dann holte er sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich in den Sessel der neben der Couch stand. „War das Essen mit deiner Familie schlimm?", fragte Austin grinsend und deutete auf Jess Bierflasche. Wir pausierten unser Spiel und ich ging ebenfalls in die Küche, um mir und Austin etwas zu trinken zu holen. „Ich kann es kaum glauben das Haille jetzt aufs College geht", er seufzte, „nur gut, dass sie hier ist. Da kann ich ein Auge auf sie haben", erklärte er und ich verdrehte die Augen. Ich verstand ja, dass er als großer Bruder auf sie aufpassen will, aber er übertreibt seit der Highschool bereits. „Jess Alter sie ist zwei Jahre jünger als wir und nicht zwei Jahre alt. Sie schafft das schon", warf ich ein und er schüttelte den Kopf. „Allein diese schmierige Kröte die sie ihren Freund nennt. Furchtbar. Und ihre beste Freundin Audrey stiftet sie auch nur zu Unsinn. Die Mädels muss man beschützen vor Typen die es nicht ernst meinen nichts für Ungut Cam", motzte er und Austin runzelte die Stirn. Jess und ich kennen uns schon immer und ewig. Wir waren immer auf denselben Schulen, haben zusammen Basketball gespielt und waren im ersten Semester so froh darüber im selben Zimmer gelandet zu sein. Aber seit dem Ende des letztes Semester benahm er sich mir gegenüber wie der letzte Arsch, als wäre meine gesamte Existenz ein Fluch für ihn. Manchmal bereue ich es ein wenig vom Wohnheim mit in die WG gezogen zu sein. Im Gegensatz zu Jess habe ich mit Basketball hier am College aufgehört, aber Jess hat dort Austin kennengelernt, der wirklich egal cool ist. Ansonsten wäre ich bestimmt nicht hier. Keine Ahnung was ich meinem besten Freund getan habe, aber jegliche Versuche mit ihm zu sprechen blockt er ab. Es wäre alles gut ich soll mich mal nicht so anstellen. „Wie darf ich das verstehen?", ich verschränkte die Arme vor der Brust und reichte zuvor Austin eine Cola. „Kerle die dauernd mit Frauen flirten. Viel unbedeutenden Sex haben, solche gibt es hier zu Genüge", erklärte er schulterzuckend. Ich schüttelte den Kopf und steuerte mein Zimmer an. „Jetzt sei doch nicht beleidigt. Du weißt doch selbst, dass du kein Unschuldslamm ist", vernahm ich noch seine Stimme, aber ich war bereits in meinem Zimmer und konnte die Tür schließen. Meine Cola stellte ich auf mein Schreibtisch und warf mich auf mein Bett.

Ich hatte vielleicht aktuell keine Beziehung war aber kein Vollarsch. Ich hatte bestimmt ein zwei One-Night-Stands im letzten Jahre gehabt. Manchmal waren es kürze Affären mit Mädchen, die ich einige Wochen gedatet habe, aber mit Sicherheit war es kein dauerhafter Verschleiß wie Jess es darstellte. Ich kannte alle Namen der Mädchen und keine hasste mich abgrundtief. Ich habe den One-Night-Stands Frühstück gemacht und sie morgens immer nach Hause gebracht und ebenso behandelte ich die Frauen, die ich gedatet habe gut. Es hat sich nur bisher keine Beziehung daraus ergeben, was aber nicht bedeutet dass ich grundlegend Beziehungen ablehnte. Ich war drei Jahre lang mit Charlie auf der Highschool zusammen gewesen. Bis wir am Ende des Abschlussjahres festgestellt habe, dass wir beide einfach nicht mehr zusammenpassen. Wir gingen beide hier zum College und manchmal aßen wir gemeinsam Mittag zusammen, so grausam kann ich also nicht sein.

Jess braucht eine Beziehung. Er hat immer eine Freundin und wenn er keine hat, ist er direkt auf der Suche nach einer Neuen. Dafür habe ich ihn auch nicht verurteilt, weil man das nicht macht. Den Lebensstil seiner Freunde zu kritisieren, nur weil es nicht der eigene ist. Und Jess verhält sich ja auch erst seit Ende des zweiten Semesters so mir gegenüber. Ach fuck. Wenn ich nur wüsste was ich ihm getan habe. Es muss ja einen Grund geben, auch wenn er es nicht zugeben will. Ich holte mein Handy hervor und suchte nach Hailees Nummer.

Ich: Hey Collegegirl! Guten Zimmergenossen gefunden?

Hailee: Weil ich einfach ein UNFASSBARES Glück habe. Haben Audrey und ich ein Zimmer zusammen bekommen Cami :)

Audrey und Hailee sind seit der Vorschule miteinander befreundet. Als Hailee mit ihrem Dad zu Jess und seiner Mum gezogen sind war sie gerade mal fünf Jahre alt. Ich erinnere mich dunkel an ihrem ersten Vorschultag bei Jess gewesen zu sein und als sie nach Hause gekommen ist, sie ganz stolz verkündet bereits eine Freundin gefunden zu haben und diese war Audrey. Audrey lockte Hailee gerne aus ihrer Komforzone, denn Jess Beschützerinstinkt hat Hailee oft ziemlich passiv handeln lassen. Sie wirkt oft schüchtern und übervorsichtig dabei weiß sie einfach nur, dass ihr Bruder unnötig ein Fass aufmachen würde, wenn er mitbekommt, dass sie irgendeinen Unsinn anstellt. Audrey gleicht das gut aus, sie war es auch die Hailee mit ihrem Freund bekannt gemacht hat. Majors Familie sind gut mit Audreys Familie befreundet die beide in einer ganz anderen Gehaltsklasse spielen als wir alle.

Ich: Na ob das gut geht ;)

Hailee: Ja, ja Jess! Den Vortrag hatte ich schon, nachdem er mich ins Wohnheim gebracht hat, als Mum und Dad schon weg waren.

Ich: Du weißt doch wie er ist. Er will nur dass es dir gut geht

Hailee: Ja ich weiß, aber es darf mich nerven ! Audrey und ich wollen jetzt noch einen Film schauen

Hailee: Bis demnächst Cam :)!

Ich: Bis bald :)

Hailee studiert Kunstgeschichte. Sie möchte später in einer Galerie arbeiten, dabei gehören ihre Werke selbst in Galerien oder Museen. Sie war wahnsinnig talentiert und gerade in ihrer Kunst ging sie wahnsinnig auf. Als sie circa 12/13 war haben wir oft gemeinsam gezeichnet, wenn Jess unterwegs war und ich auf ihn gewartet habe. Aber mittlerweile spielt Kunst für mich keine Rolle mehr. Zumindest rede ich mir das gerne ein. Ich habe seit Jahren keinen Zeichenblock mehr in den Händen gehalten, aber so ganz die Finger davon lassen kann ich auch nicht. Aber es ist nicht mehr mein Berufsziel. Aber weil ich mich manches Mal selbst kaum verstehe, werde ich im neuen Semester einen Kunstkurz besuchen. Vielleicht traue ich mich ja irgendwann wieder zu zeichnen.

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