Hailee
Ich drückte die Tür zum riesigen Gebäude auf in dem so gut wie alle meine Kunstkurse stattfinden würden. Die AG Räume befanden sich laut Beschriftung im Keller. Ich habe mich für Töpfern entschieden, ich hatte es in der Highschool einmal ausprobiert und neben dem Malen an sich gefiel mir töpfern sehr gut. Zu meinen kreativen Hobbys brauchte ich als Ausgleich auf jeden Fall wieder Sport. Audrey und ich hatten dies bezüglich unglaubliches Glück seit der Schule spielen wir gemeinsam Volleyball – ich glaube dass ist das einzige Hobby wo wir beide einer Überschneidung haben. Volleyball würde aber erst in drei Wochen starten. Ich blickte auf die große Wegweisertafel neben der Treppe, als mein Handy in meiner hinteren Hosentasche vibrierte. Endlich ein Lebenszeichen von Major.
Major: Sorry kam gestern erst spät an. Heute Essen?
Ich: Ja sehr gerne :) Hab dich vermisst
Major: Top. 18 Uhr bei dem Pizzabistro auf dem Campus
Ich runzelte die Stirn. Irgendwie hatte ich mir mehr erhofft, nachdem ich solange nichts von ihm gehört hatte, aber wahrscheinlich wurde ich einfach ein wenig paranoid. Ich schüttelte den Kopf und ging weiter in Richtung des Vorlesungssaales. Vorsichtig drückte ich die Türklinke nach unten und trat ein. Vereinzelt saßen bereits einige Studenten an ihren Plätzen. Einen Kopf erkannte ich sogar wieder, er gehörte Cameron. Was machte er in diesem Kurs? Er war doch bereits im dritten Semester. Ich wollte gerade den Blick abwenden, als er mich entdeckte und sich von dem Jungen und dem Mädchen aus dem Gespräch löste, welche vor ihm saßen. „Hales", sagte er und winkte mich herüber. Wieso nicht. Dann würde ich schon mal nicht allein sitzen, also durchquerte ich den Saal und rutschte neben ihn auf die Bank. „Hey Cameron. Was machst du hier?", ich lächelte und holte einen Blick und kleines Federetui hervor. „Ich wollte mal was Neues ausprobieren. Die Pädagogikseminare sind toll, aber ich wollte dieses Semester ein wenig Back to the Roots", lachte er. Seitdem sein Vater gestorben ist, hat er nicht mehr gezeichnet soweit ich weiß. Er hat sich entschieden Lehrer zu werden anstatt seinen Wunsch zu erfüllen und sich im Tattoobuisness zu versuchen. Das mit dem Tattoos wussten nicht viele Menschen. Er hatte mir das Mal an einem Abend verraten, als wir beide nachts nicht schlafen konnten und uns zufällig in unserer Küche begegnet waren. Ich glaube nicht mal Jess weiß etwas darüber. Dabei ist Cameron was das betrifft echt talentiert. Seine kleine Zeichnungen waren echt gut gewiesen, wir haben sogar darüber gescherzt, dass er mir eines Tages mein erstes Tattoo stechen würde. Ich wusste zwar nicht welches Motiv, aber in diesem Moment war es lustig gewesen. Camerons Dad war ebenfalls Künstler gewesen, das Talent hatte er von ihm. Er arbeitete als Comiczeichner für einen kleineren Comicverlag. Genauso lange wie ich Cameron nicht mehr habe zeichnen sehen, solange hatte ich auch keine Mangas oder Comics mehr in seiner Hand entdecken können.
„Wie geht es eigentlich deinem Freund?", fragte er und streckte die Arme über den Kopf und holte anschließend seine Brille aus seiner Tasche. Seine Locken wären einiges länger, als das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe. Meistens schnitt er seine relativ kurz, dass sie sich kaum locken konnten. „Gut denke ich. Wir haben uns noch nicht wieder gesehen, aber heute Abend gehen wir essen", ich grinste. „Wo denn?", wollte er wissen, „wenn ich fragen darf". „Kein Ding. In dem Pizzabistro auf dem Campus", erwiderte. „Du solltest mal da essen kommen wo ich arbeite. Ist ein 50er Jahre Diner", schlug er vor. „Echt? Darf ich dich dann in Rollschuhen bewundern?", lachte ich und er verdrehte grinsend die Augen. „Um das herauszufinden musst du Wohl oder Übel vorbeikommen, Hailee".
Nach der ersten Vorlesung hatte ich einen Töpferkurs und Cameron musste zurück zu seinem Kurs in Sportwissenschaften. Ich wandelte über den Campus und blickte auf mein Handy, ob Major vielleicht doch nochmal geschrieben hat, doch Fehlanzeige. Wieso hatte ich so ein ungutes Gefühl in der Magengegend? Wo kam das her?
Gegen Abend machte ich mich in meinem Zimmer zurecht. „Und er holt dich nicht mal ab?", wollte Audrey wissen, die in einem Bademantel mit einem Handtuch auf dem Kopf im Bett lag und eine Serie auf Netflix suchte. „Nope, aber ist doch nicht weiter schlimm", winkte ich ab und überprüfte mein Kleid nochmal im Spiegel. „Naja", sie presste die Lippen aufeinander. Dann nahm ich meine Handtasche von meinem Bett und drückte ihr einen Kuss auf die Wange und sie zwinkerte mir zu. „Viel Spaß", flötete sie aber ihr Stimme klang nicht wirklich fröhlich irgendwie angespannt. Sie machte sie echt zu viele Sorgen um mich. Dieses komisches Gefühl von mir und Audreys Einwand zu Majors komischen Verhalten werden sich jeden Moment auflösen, wenn wir einander sehen. Das wusste ich einfach.
Im Bistro angekommen ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Major saß in der letzten Ecke und war gerade am telefonieren. Ich ging herüber und er legte auf. „Hailee", sagte er und stand nicht einmal auf um mich zu küssen oder mich kurz zu umarmen. Er deutete einfach nur auf dem Stuhl im gegenüber. Okay... Ich nahm Platz und runzelte die Stirn. „Gut, dass das hier so schnell klappt wir haben etwas zu besprechen", sagte er und das unangenehme Gefühl in meinem Inneren wurde schmerzhaft zerreißend. „Und worüber?", flüsterte ich mit schwacher Stimme. „Das hier", er deutete zwischen uns hin und her, „passt nicht mehr. Ich habe jemanden gefunden der Status technisch besser passt und auch generell aufregender ist. Nichts gegen dich Hales, die zwei Jahre waren ganz schön. Aber doch sehr ruhig und sittlich und denke das ein leicht verklemmter Charakter nicht mehr wirklich zu mir passt. Es gibt bestimmt irgendwelche Künstlertypen die total auf dein schüchternes, leicht naives Wesen abfahren. Gerne mögen, wenn man dich sieht und du voller Ton und Farbe bist, aber ich brauche eine sexy Frau. Die mir auf Augenhöhe begegnet", erklärte er mir und mein Hals schnürte sich komplett zu. Tränen brannten in meinen Augen. So dachte er über mich? So fühlte er sich in all der Zeit, die wir miteinander verbracht haben? Er hat mich angebaggert. Er hat mich gebeten mit ihm Zeit zu verbringen. „Und du hast bereits jemand anderes gefunden?", ich brachte diese Worte kaum über meine Lippen. „Japp", mehr sagte er nicht und da packte mich eine unbekannte Wut in meinem Inneren, die ich bisher nur einer anderen Person in meinem Leben gegenüber empfunden habe. Ich sprang vom Stuhl auf. „Du mieses Arschloch! Wie kannst du es wagen mit mir so zu reden? Weißt du das Problem ist nicht mal, dass du Schluss machst, sondern wie! Das war einfach nur respektlos", ich machte mir die Kette ab, die er mir zum ersten Jahrestag geschenkt hat und warf sie ihm mitten ins Gesicht. „Spinnst du?", bellte er und atmete tief ein und aus. „Fick dich Major. An mir oder meinem Charakter ist absolut nichts falsch nur weil er dir aus heiterem Himmel nicht mehr passt", dann bemerkte ich die Augenpaare einiger Leute auf mir. Am liebsten würde ich ihm eine scheuern, doch ich schüttelte nur den Kopf und war auf halbem Wege raus aus dem Restaurant, als ich in jemanden hineinlief. Ich sah hoch und der Typ blickte mich mit seinen warmen braunen Augen an. Er hatte schwarzes Haar und eine Cap auf dem Kopf. „Alles okay?", er musste die Szene eben mitbekommen haben. „Passt schon", ich löste mich aus seinen Armen und blickte kurz zurück zu Major der bereits wieder mit seinem Handy beschäftigt war und mit einer Hand die Kellnerin heranwinkte. Als wäre es ihm total egal. Ich ließ den Typen stehen und verschwand nach draußen und holte erstmal tief Luft. Meine Beziehung mit Major war vorbei. Einfach so. Von jetzt auf gleich hatte er mich aus seinem Leben gestrichen. Normalerweise würde ich nicht so ausrasten. Ich war wirklich eher schüchtern, aber er hatte in mir etwas getriggerd was ich sonst nur von mir kannte, wenn ich an meine biologische Mum dachte. Die nicht einmal in meinem Leben vorhanden war. Niemals würde ich sonst jemanden gegenüber so ausfallend werden.
DU LIEST GERADE
what no one else knows | Secret Love 1
RomanceDer Start in ihr Collegeleben beginnt für Hailee mit Herzschmerz, als ihr Freund sie verlässt. Ihr Bruder behandelt sie wie ein kleines Kind und ihre beste Freundin scheint irgendetwas vor ihr zu verheimlichen. Hailee weiß kaum wo ihr der Kopf steht...