Ich lag wach im Bett und kämpfte mit dem Gedanken alles einfach hinzuschmeißen und nach Hause zu fahren. Doch würde man mich einfach so gehen lassen, wo ich doch so wichtig zu scheinen soll?
Ich bekam Kopfschmerzen und mir wurde übel. Sofort zog ich meinen Kimono über, schlüpfte in meine Hausschuhe und lief auf den Balkon. Ich brauchte dringend frische Luft.
Am Geländer stütze ich mich mit den Armen ab und ließ meinen Kopf herunterhängen. Hätte ich doch einfach auf diese bescheuerte Wette geschissen und wäre nicht zum Casting gegangen. Dann wäre ich jetzt nicht in so einer beschissenen Situation.
Nachdem ich noch eine Weile so dagestanden habe, sah ich kurz auf die Uhr, die mir vier Uhr Morgens anzeigte. Einschlafen könne ich jetzt eh nicht mehr, also entschied ich mich etwas abzulenken, indem ich mich schon mal selber fertig machte.
Ich fing an, mich dezent zu schminken und meine Haare mit einem Lockenstab zu locken. Danach lief ich nachdenklich ins Ankleidezimmer umher und überlegte, was ich heute tragen würde. Es gab so vieles, was mir gefiel.
Ich konnte mich lange für nichts Konkretes entscheiden, bis mir ein Zweiteiler ins Auge sprang. Es war ein kurzer, enganliegender Rock aus dicker Baumwolle und dazu ein bauchfreies Top mit dünnen Trägern. Beides in einem hellen grün. Ich kombinierte mein Outfit mit viereckigen Ohrringen in einem dunkleren Grün und hautfarbene Sandalen mit Absatz.
Fertig gerichtet bemerkte ich, dass es immer noch viel zu früh war. Die Uhr zeigte erst 6 Uhr Morgens an.
Stöhnend warf ich mich aufs Bett. ‘Und was mache ich jetzt?‘
Hätte ich nur mein Handy, dann könnte ich wenigstens auf Instagram die Zeit tot schlagen. Aber dem war leider nicht so. Also entschied ich mich in den Garten zu gehen und dort eine Runde zu spazieren.
Draußen war es etwas frisch, jedoch nicht so, dass ich fror.
Ich lief zum Brunnen und wollte mich setzen, als ich jemanden direkt gegenüber auf der anderen Seite des Brunnens bemerkte.
An der Statur erkannte ich, dass es sich um Cole handelte. Er schien mich nicht zu bemerken oder tat zumindest so. Langsam stellte ich mich zu ihm.
,,Guten Morgen“, sprach ich und sah ihn Richtung des Waldes genauso wie auch er es tat.
Er rührte sich nicht. Ich vernahm keine einzige Bewegung von ihm. ,,Wieso bist du schon wach?“, fragte er Sekunden später ohne mich ein einziges Mal anzublicken.
,,Ich konnte nicht mehr schlafen“, antwortete ich ihm. ,,Und du?“
Ich sah ihn von der Seite an, als er endlich den Kopf zu mir drehte.
Er sah ziemlich fertig aus. Seine Haare waren nicht wie gewohnt zurückgegelt und standen etwas ab. Außerdem hatte er dunkle Augenschatten, was daraus schließen lässt, dass er wohl kaum geschlafen hatte.
,,Ich auch nicht“, hauchte er und sah von meinem einen Auge zum anderen. Es schien so, als würde er überlegen. Dann sah er hinter mich und schien so abwesend.
,,Alles okay?“, fragte ich mit gerunzelter Stirn. Er verhielt sich seltsam und ich bemerkte, wie sich sein Brustkorb langsam immer schneller auf und ab hob.
,,Cole?“. Nun bekam ich es etwas mit der Angst zu tun, als er auch noch anfing seine Augen überall umherwandern zu lassen, so als hätte er Paranoia.
Vorsichtshalber machte ich ein paar Schritte zurück, um einen sicheren Abstand zwischen uns zu bringen. Das war definitiv kein normales Verhalten. Er machte mir Angst.
Doch plötzlich, genauso schnell wie er sich verloren hatte, fing er sich auch wieder. Wie auf Knopfdruck wurde sein Atem wieder langsamer und er ließ seine Augen wieder zu mir wandern.
,,Ich glaube, ich lege mich doch noch für ein paar Stunden hin“. Seine Mundwinkel hoben sich leicht an. Der klägliche Versuch zu lächeln, erreichte jedoch nicht seine Augen.
,,Wir sehen uns Mira“
Und dann ging er einfach.
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Mister X
Mystery / ThrillerEine verlorene Wette, ein Casting, ein Mister X, eine Reality-Show. Eigentlich ganz harmlos...wenn man natürlich die mysteriösen Briefe, das Verschwinden der Kandidatinnen, die ganzen Security-Männer und das seltsame Verhalten der Veranstalter ignor...