Kapitel 32

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Während Theo mir mein Outfit für den heutigen Tag heraussuchte, saß ich im Schneidersitz auf meinem Bett und konnte nicht aufhören an Kayl zu denken. Jedes Mal, wenn ich versuchte an etwas anderes zu denken, rutschten seine grünen Augen dazwischen und nahmen meine Gedanken vollkommen ein.

Eigentlich waren meine Gefühle für ihn momentan völlig fehl am Platz. Denn ich hatte genug andere Probleme. Liebeskummer fehlte mir noch.

Und ich müsste auch nicht so oft an ihn denken, wenn er sich nicht immer so komisch verhalten und mich somit durcheinander bringen würde. Was sollte das gestern? Warum war er an dem Zeitpunkt überhaupt dort unten gewesen? Eigentlich dachte ich, er würde das Signal verfolgen und wäre nicht im Dienst.

Theo legte ein luftiges und bodenlanges Kleid mit Beinschlitz, welches schulterfrei war, neben mich aufs Bett. Es war in einem dunklen Grün und mit dezenten Sprenkel in türkis und dunkelblau verfeinert. Dazu kombinierte er Plateausandalen und verschiedene dazu passende Armbänder. Meine Haare band er das erste Mal, seit dem ich hier war zu einem Dutt. Während der ganzen Prozedur beobachtete ich ihn genaustens. 

'Ist wirklich so ein guter Schauspieler, sodass man nicht auch nur den kleinsten Verdacht schöpfen konnte, er wüsste nicht darüber Bescheid, was hier ablief? Oder wusste er einfach wirklich von nichts?'

Ein Klopfen an meiner Zimmertür unterbrach meine Grübeleien und ließ mich zur Tür aufschauen. 

,,Ich bin fertig, falls was ist", sagte Theo augenzwinkernd. Er dachte, vor der Tür würde sich Brandon befinden, doch stattdessen stand  dort Angelina. 

,,Bist du fertig? Können wir frühstücken gehen?", fragte sie und beugte sich etwas vor, um Theo mit einem Winken zu begrüßen, der daraufhin freudig zurückwinkte.

,,Seit wann holst du mich ab?", fragte ich argwöhnisch und trat aus meinem Zimmer. 

,,Hatte heute einfach Lust dazu", meinte sie schulterzuckend und hakte sich bei mir ein, bevor wir den Flur zum Essenssaal entlang Schritten. 

Nach ein paar Schritten seufzte sie. ,,Ganz schön missglückt unser raffinierter Plan, oder?"

,,Was meinst du?", fragte ich stirnrunzelnd. 'Wovon sprach sie da bitte? Es lief doch alles gut?'

,,Na unser Plan. Der mit dem Earbud", flüsterte sie und sah hinter sich, um sicherzugehen, dass keiner uns gehört haben könnte.

Immer noch nicht verstehend, was sie mir nun genau damit sagen wollte, hob ich meine Augenbrauen an. 

,,Warte". Sie blieb stehen und mit ihr zusammen auch ich, da ihr Arm immer noch in meiner Ellenbeuge verweilte. ,,Hat dich Kayl gestern etwa nicht gefunden?"

Ich schluckte. Begriff plötzlich, warum sich Kayl gestern Abend an der Treppe befand. Er hatte mich gesucht. Doch warum ging er dann einfach, nachdem er mich gefunden hatte, wenn es doch etwas gab, was er mir erzählen wollte?

,,Ich war mit Brandon am Brunnen gewesen. Er hat mich wohl nicht gefunden", sagte ich langsam und biss mir auf die Unterlippe. Warum ich log? Vielleicht, weil es eine unnötige Information für Angelina wäre. Sie würde genauso wenig wissen, warum er einfach gegangen ist. Vielleicht aber auch, weil ich etwas vermute, was mich freuen und sie am Boden zerstören könnte. Und das hieß, ich musste zu aller erst sicher gehen, dass meine Vermutung nicht nur eine Vermutung war, bevor ich Angelina davon erzähle und ihr unnötig Sorgen bereite, wenn ich doch falsch liegen sollte.

,,Echt? Was wollte Brandon denn von dir?", fragte sie interessiert, woraufhin ich nur abwinkte. 

,,Erzähl ich dir später. Sag mir lieber zuerst, was Kayl mir erzählen wollte", forderte ich.

Mister XWo Geschichten leben. Entdecke jetzt